Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
er Vater wird. Er hat das Recht, es zu erfahren.«
Tina hatte gewollt, dass Phil sie zu Karel begleitete, aber Phil weigerte sich. Er sagte, es sei nicht fair von ihm, einfach dort aufzukreuzen.
»Vertraust du mir denn?«, fragte sie. Tina war verwirrt, dass Phil ihrer Reise zu Karel so entspannt entgegensah.
»Wie sollte ich dich lieben, wenn ich dir nicht vertraue?«, entgegnete er.
Tina kennt Karels Adresse nicht, aber sie meint, sich an den Weg erinnern zu können. Wenn sie erst am Alexanderplatz ist, kann sie sich von dort aus orientieren. Doch als sie nun vor der Weltzeituhr steht, ist Tina sich nicht mehr so sicher. Sie holt Luft und schließt die Augen. Schneeflocken fallen auf ihr kaltes Gesicht und setzen sich auf ihre Wimpern. Als sie die Augen wieder öffnet, hinterlassen sie eisige Tränen auf ihren Wangen. Tina ruft sich den goldenen Septembertag in Erinnerung und stellt sich vor, wie die Straßen ohne Schnee ausgesehen haben. Sie blickt zum Fernsehturm und erinnert sich, dass er auf dem Weg zur Wohnung rechts hinter ihr lag. Sie geht los und ist zuversichtlich, dass sie richtig ist. Der Schnee macht den Boden rutschig. Tina geht vorsichtig, um nicht zu fallen, und zieht den Mantel fester um sich. Die Morgenübelkeit ist jetzt vorbei, aber Tina fühlt sich nicht mehr so kräftig wie davor. Sie stapft durch die trostlosen Straßen. Es kommt ihr vor, als würde sie doppelt so lange zu Karels Wohnung brauchen wie beim letzten Mal. Schließlich gelangt sie in eine Straße, die ihr bekannt vorkommt. Das ist sie. Ganz bestimmt. Es ist das Haus an der Ecke. Tina bleibt an der Pforte stehen und umklammert ihre Hände, die in Handschuhen stecken. Ist es richtig, dass sie hier ist? Doch es ist zu spät, sie muss es jetzt durchziehen.
Tina geht zur Eingangstür, öffnet sie und tritt in den Hausflur. Hier ist es nicht viel wärmer als draußen. Sie steigt die Treppe in den ersten Stock hinauf. Wenn sie sich recht erinnert, lag seine Tür auf der linken Seite. Erleichtert liest sie seinen Namen an der Klingel. Er ist noch da. Sie läutet und wartet. Was, wenn er nicht zu Hause ist? Daran hatte sie nicht gedacht. Es ist zu kalt, um im Treppenhaus zu warten. Doch er kommt mit schlurfenden Schritten zur Tür, und noch bevor Tina überhaupt Panik empfinden kann, öffnet er.
Karel ist sprachlos und starrt sie mit offenem Mund an. Tina hatte sich Sorgen gemacht, dass er sie vergessen haben könnte, aber an seiner Reaktion sieht sie, dass er genau weiß, wer sie ist.
»Tina! Oh mein Gott.« Er fasst sie und zieht sie in die Wohnung. »Leg den Mantel ab, komm ans Feuer, du musst doch frieren.«
Sie zittert, aber das ist nicht nur die Kälte. Tina hat Angst vor dem, was sie Karel sagen muss, vor seiner Reaktion. Sie will ihn nicht verletzen. Kaum dass er die Tür geöffnet hat, weiß Tina wieder, wovon sie sich angezogen gefühlt hatte. Es war nicht nur sein schönes slawisches Gesicht, seine Größe, seine Männlichkeit, es war auch seine unbekümmerte, sorglose Art, in die sich eine unwiderstehliche Verletzlichkeit mischte. In der Öffentlichkeit bemüht er sich, das nicht zu zeigen, aber privat tritt es ganz deutlich hervor: Er ist ein Romantiker.
Karel nimmt Tina den schweren nassen Wollmantel ab, hängt ihn auf und führt sie ins Wohnzimmer, wo ein Feuer im Kamin brennt. Draußen fallen die Flocken jetzt dichter, es tobt ein richtiger Schneesturm. Tina hat das Gefühl, von der Außenwelt abgeschottet zu sein.
»Möchtest du etwas trinken? Einen Kaffee?«
Seit sie schwanger ist, verträgt Tina keinen Kaffee mehr.
»Hast du einen Tee?«
»Ja klar, natürlich. Ich mache dir einen.«
Er verschwindet in der Küche.
»Es ist so schön, dass du da bist«, ruft er aus der Küche.
Sie quetscht sich an das Ende des Sofas, auf dem Partituren und Notenhefte verstreut liegen. Im Zimmer herrscht ein ziemliches Durcheinander, aber es ist gemütlich. Wie beim ersten Mal fühlt Tina sich zu Hause. Als sie daran denkt, dass sie sich auf diesem Teppich geliebt haben, steigt ihr die Hitze in die Wangen. Wahrscheinlich ist sie dabei schwanger geworden. Unglaublich, da schläft sie das erste Mal mit jemandem und wird gleich schwanger.
Karel kommt mit einer dampfenden Teekanne aus der Küche zurück und stellt sie auf dem Couchtisch ab, dann geht er noch einmal zurück und bringt Tassen und Untertassen.
»Ich fürchte, ich habe keine Milch«, sagt er.
»Das ist nicht schlimm.«
»Aber jede Menge Zucker.« Er reicht ihr
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