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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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Als sie fertig war und aufblickte, hatten sich die Bittsteller vor ihr aufgereiht. Sie legten neue Geldscheine auf den Tresen und bestellten neue Getränke. Ibolya lächelte und sammelte das Geld ein.
    »Meine süßen Ferkelchen«, sagte sie nachgiebig, hopste ein wenig und gurrte. Sie schenkte dem zitternden Töpfer eine neue Tasse Tee ein.
    »Ganz ruhig«, sagte sie und tätschelte ihm die Wange. »Mein süßer kleiner Hasenschwanz. Du kannst jederzeit Tee kriegen, der Tee ist für dich. Die Tasse und der Teekessel mit heißem Wasser stehen immer für dich bereit.«
    Die Männer in der Kneipe kicherten. »Hasenschwanz«, flüsterten sie.
    Der Töpfer war noch ein paarmal wiedergekommen, erwähnt werden muss aber, dass er den Spitznamen nicht mochte.
***
     
    Valerias Besuch beim Töpfer hatte Ibolya mehr als neugierig gemacht. Als sie fort war und außer Sichtweite, beschloss Ibolya, dem Töpfer ebenfalls einen Besuch abzustatten. Sie verließ die Kneipe und lief den Hügel hinauf zur Töpferwerkstatt. Er saß an der Töpferscheibe, auf der ein Riesenklumpen Ton lag. Sie lächelte. Manchmal sah Ibolya ihm gern bei der Arbeit zu. Sie mochte es, wenn er sich konzentrierte und dabei die Stirn runzelte. Einen Augenblick stand sie so da.
    Dann sagte sie mit sanfter Stimme: »Liebling, möchtest du etwas essen?«
    Der Töpfer blickte auf, lächelte sie an und nickte. Ibolya lächelte zurück und ging in seine Küche. Als sie sah, was Valeria dort gemacht hatte, musste sie sich kneifen, um nicht aufzubrausen: Wie konnte der Töpfer die andere Frau in seine privaten Gemächer lassen? Weil es ihre Idee gewesen war, dass ihr Verhältnis ohne Ausschließlichkeitsansprüche sein sollte, konnte sie jetzt schlecht etwas sagen. Natürlich hatte sie dabei vor allem ihre eigene Unabhängigkeit im Auge gehabt. Sie hatte damit gerechnet, dass ihr Interesse an ihm bald schwinden würde. So war es bisher bei all ihren Liebhabern gewesen, es war nur eine Frage der Zeit. Sie hielt sich gerne alle Türen offen. Doch als sie die Küche sah, wurde sie wütend. Die Küche strahlte vor Sauberkeit, so, als sei jede Erinnerung an ihre Besuche weggescheuert worden.
    »Was ist mit dem Brandy passiert?«, rief sie mit gespielter Gleichgültigkeit.
    »Der muss auf dem Fensterbrett sein, wo wir ihn letztes Mal hingestellt haben«, rief er zurück.
    Ibolya blickte umher und entdeckte die leere Flasche in einem Farbeimer.
    »Miststück«, murmelte sie.
    Ibolya machte die Kühlschranktür auf, sah den Kanister, zog ihn voller Spott heraus, öffnete ihn und goss die Milch in den Spülstein.
    »Oh je«, rief sie, »die Milch ist sauer geworden! Hast du sie probiert?«
    Der Töpfer gab keine Antwort.
    »Oh je«, rief sie wieder, »völlig sauer, ich muss sie wegschütten. Was für eine furchtbare Verschwendung.«
    »Eine Verschwendung, ja«, wiederholte der Töpfer zerstreut.
    Im Kühlschrank war nichts zu essen, er war gähnend leer. Ibolya ging aus der Küche zurück in die Werkstatt.
    »Ich geh schnell in die Kneipe und mach uns ein paar belegte Brote«, sagte sie. »Weißt du eigentlich, dass du nichts mehr im Kühlschrank hast?«
    Der Töpfer nickte. Vor lauter Konzentration waren seine Lippen gespitzt.
    »Hasenschwanz?«, rief sie.
    Er blickte stirnrunzelnd auf.
    »Ich bin gleich wieder da. Warum legst du den Ton nicht ein Weilchen weg?«
    »Ich hab eine Idee«, sagte er. »Ich will etwas ausprobieren.«
    »Schön«, sagte sie. »Aber lass uns zusammen zu Mittag essen und die Werkstatt eine Weile zumachen. Ich will dir mein neues Negligé zeigen.«
    Der Töpfer lächelte sie an und nickte.
    Typisch Mann.
***
     
    Ibolya kam mit belegten Broten und Limonade zurück. Der Töpfer hatte mit der Arbeit aufgehört und alles mit feuchtem Mull zugedeckt. Sie gingen zu ihm in die Küche und Ibolya stellte das Essen auf den Tisch. Dann setzten sie sich und aßen zusammen. Als eine Art Spiel versuchte sie, ihm Happen in den Mund zu stecken, aber er wollte nicht, drehte den Kopf weg und biss von seinem eigenen Brot ab.
    »Probier doch mal«, sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf und schnitt eine Grimasse. »Lass mich doch bitte essen.«
    »Hasenschwanz, lass dich doch füttern. Ich kann dabei auf deinem Schoß sitzen.«
    Der Töpfer schüttelte den Kopf. Er dachte an den Wasserkrug, an dem er arbeitete. Etwas daran war anders, nur konnte er nicht genau sagen, was. Das Essen schmeckte ihm, aber in Gedanken war er anderswo, und dass Ibolya so heftig nach seiner

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