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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Punkt lag in etwa vier Metern Höhe.
    »Lass mal sehen.« Arkadij griff nach dem Fernrohr und spähte hindurch. »Da erkennt man ja gar nichts. Wo stellt man das vermaledeite Ding noch mal scharf?«
    »Hier vorne am Rad.« Ilka richtete seinen Blick auf die betreffende Stelle. Hannah ließ den Strahl ihrer Lampe zu der Stelle hochfahren, wo die Bergsteigerin die Höhle vermutete. Als der Kegel den dunklen Punkt inmitten der grauen Wand erfasste, hielt sie inne. Tatsächlich, da war etwas, das konnte man sogar ohne Fernrohr erkennen. Was auf den ersten Blick wie eine Verfärbung ausgesehen hatte, entpuppte sich beim näheren Hinsehen als ein Riss im Gestein. Er sah aus, als wäre er groß genug, dass sich ein Mensch hindurchzwängen konnte. Unterhalb der Spalte war ein kleiner Vorsprung, auf dem Schnee lag.
    Hannah spürte ihr Herz klopfen. Die Stelle sah aus, als könnte hier früher Wasser ausgetreten sein.
    Arkadij schien nicht überzeugt.
    »Also wie eine Höhle sieht das nicht aus«, sagte er. »Mag sein, dass der Riss ein kleines Stück in den Berg hineinführt, aber er ist viel zu schmal. Außerdem liegt er zu hoch. Wie sollte das Ding da hinaufgekommen sein?«
    »Vielleicht ist es gesprungen? Wie ein Grashüpfer.« Hannah machte eine entsprechende Bewegung mit den Fingern.
    Arkadij blickte sie finster an. »Grashüpfer«, stieß er aus. »Willst du mich verkohlen?«
    »Tut mir leid, mir ist bloß nichts Besseres eingefallen.« Hannah setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. Diese Monstergeschichte war wirklich zu lächerlich.
    »Ich finde, wir sollten das untersuchen«, sagte Ilka, während sie John das Fernrohr zurückgab. »Ich habe die ganze Wand abgesucht, dies hier ist die einzig in Frage kommende Stelle. Wenn ihr nichts dagegen habt, sehe ich mir das mal genauer an.«
    »Wie, was –
ansehen?
« Arkadij blickte die Dänin ungläubig an.
    »Na ja, hochklettern und nachsehen.«
    Der Russe brach in schallendes Gelächter aus. »Ja klar. Und wenn meine Oma Räder hätte, wäre sie ein Omnibus. Wie willst du denn da hinauf, wenn ich fragen darf? Mit den Fingern hochziehen? Da brichst du dir doch nur deine Nägel ab, Süße.«
    »Wenn ich wollte, könnte ich das,
Süßer
, aber ich werde in diesem Fall meine bewährte Steilwandausrüstung zum Einsatz bringen. Sie ist drüben bei den Hunden. Wartet hier, ich bin gleich wieder da.«
    Sprach’s und verschwand.
    Arkadij blickte ihr verwundert hinterher. Er hatte dabei einen Ausdruck im Gesicht wie jemand, der fest damit rechnete, gleich von allen ausgelacht zu werden. Doch niemand lachte, und als Ilka ein paar Minuten später mit ihrer Umhängetasche wiederauftauchte, erschien es als das Normalste der Welt. Sie spannte einen Satz Klettereisen über ihre Schuhe, streifte spezielle Handschuhe über und entnahm ihrem Gepäck etwas, das aussah wie eine Kreuzung zwischen Armbrust und großkalibriger Jagdflinte.
    »Scheiß die Wand lang, was is’n das für’n Ding?«
    Ilka grinste. »Lass dich überraschen. Wenn du so nett wärst, mir mal das Nylonseil aus der Ausrüstungstasche zu geben?«
    Mit langsamen Bewegungen griff Arkadij hinter sich und gab ihr das Seil.
    »Danke. Ich befestige es jetzt an diesem speziellen Pfeil und lade die Schussvorrichtung, siehst du? Einmal abgefeuert, springen im vorderen Abschnitt spezielle Widerhaken heraus, die sich so ziemlich überall verkeilen können. Reichweite etwa hundertfünfzig Meter. Ich werde trotzdem näher rangehen, weil das Seil nicht so lang ist. Hat jemand Lust, mich zu begleiten?«
    Arkadij glotzte die Dänin groß an. Er schien immer noch nicht zu glauben, dass sie tatsächlich da hoch wollte. Was, wenn er begriff, dass sie kein gewöhnliches Kamerateam waren? Aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Sie waren am Ziel ihrer Reise und konnten ihm genauso gut reinen Wein einschenken.
    »Scheißt der Bär in den Wald?«, fragte er. »Natürlich komme ich mit. So eine Amazonennummer lass ich mir doch nicht entgehen.«
     
    Gemeinsam stapften sie bis kurz vor den Fuß der Steilwand.
    Ilka war jetzt in ihrem Element. Sie bat Hannah, den Strahl ihrer Lampe auf den Riss zu lenken, und machte sich bereit.
    »Ja, so ist’s gut«, sagte sie. »Drückt die Daumen, dass der erste Schuss sitzt.« Sie legte an, zielte und drückte ab. Der Pfeil verließ zischend den Werfer und zog das Nylonseil hinter sich her. Hannah sah noch, wie die Widerhaken herausschnappten, dann verschwand das Geschoss in der Dunkelheit. Alle

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