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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Ich denke also, dass wir uns beiden viel Ärger ersparen, wenn Sie mich einfach meine Beobachtungen machen lassen und ich baldmöglichst wieder von hier verschwinde. Apropos: Haben Sie denn überhaupt schon etwas gefunden?«
    Gjertsen schwieg, presste die Lippen zusammen und stapfte weiter durch den Schnee. Hannah hatte Mühe, ihm zu folgen. »Warten Sie’s ab.«
    Das Camp entpuppte sich als weitaus größer, als es aus der Luft den Anschein gehabt hatte. Kreisrunde Gebilde mit spitzen Dächern, die von innen heraus in einem satten Orange leuchteten, dominierten die Szenerie. Ein Generator versorgte sie mit Strom. In der Mitte der futuristischen Wagenburg war eine Metallkonstruktion errichtet worden, die ein wenig an einen Ölbohrturm erinnerte. Vier senkrecht aufragende Metallpfosten, stabilisiert durch kleinere Querverstrebungen, hielten einen Motor mit Kabeltrommel, von dem aus ein Stahlseil in die Tiefe reichte. Die Bruchstellen am Rande der Öffnung deuteten auf Sprengungen hin. Kein Wunder, dass Gjertsen den Zorn des norwegischen Umweltministeriums fürchtete.
    Das Loch maß etwa drei Meter im Durchmesser und war senkrecht in den Gletscher gesprengt worden. Glatte blaue Kanten spiegelten das Licht ihrer Lampen wider. Drei Personen waren um die Konstruktion versammelt.
    »Das ist ihr Team?«, fragte sie.
    Gjertsen sah sie amüsiert an. »Was, die drei da? Vergessen Sie’s, das ist nur die Maintenance-Crew. Der Rest ist unten. Kommen Sie, legen Sie erst mal Ihre Sachen ab, dann zeige ich Ihnen, was wir gefunden haben.«
    Er steuerte auf einen Container zu, öffnete eine kleine Seitentür und warf Schlafsack und Umhängetasche hinein. Dann half er Hannah beim Absetzen ihres Rucksacks und verstaute auch den. »Brauchen Sie noch etwas, oder kann ich wieder zumachen?«
    »Alles bestens«, sagte Hannah, froh darüber, dass der Einsatzleiter offenbar entschieden hatte, sie doch mitzunehmen.
    »Sind Sie sicher? Sie sehen aus, als würden Sie frieren. Wollen Sie erst mal reinkommen und sich aufwärmen?«
    Hannah schüttelte den Kopf. Was sollte sie schon groß sagen? Dass sie sich ein heißes Bad wünschte, ein Kaminfeuer oder ein kuscheliges Bett? Das konnte ihr hier sowieso keiner bieten. Ihr Thermoanzug hielt die arktischen Temperaturen zwar fern, war aber nicht in der Lage, die Kälte in ihrem Inneren auszugleichen.
    »Vielleicht wird mir ja wärmer, wenn ich sehe, was Sie gefunden haben. Kommen Sie, zeigen Sie mir Ihren Fund.«
     
    Der Wind heulte über die pechschwarze Öffnung hinweg. Die drei Teammitglieder begrüßten Hannah mit knappen Handzeichen und widmeten sich dann wieder ihrer Arbeit. Die stille, effiziente Art, mit der sie zu Werke gingen, war beeindruckend. Anscheinend wussten sie genau, was sie taten. Auch das Equipment wirkte sehr professionell. Titangestänge, Hochleistungsmotoren, Subzero-Aggregate. Nun, etwas anderes hatte sie von Stromberg auch nicht erwartet.
    Erwartungsvoll blickte sie in die Tiefe. Der Motor jaulte auf, als der Korb heraufkam. Mit einem scharfen, metallischen Klicken schlug er gegen die Sperre und wurde von den Männern in Position gebracht. Gjertsen trat vor und öffnete die Tür. »Nach Ihnen.«
    Hannah fühlte sich etwas unwohl, als sie in den Käfig stieg. Zwischen den Stäben gähnte der Abgrund. Ein einzelner Eiszapfen löste sich und verschwand unter ihr in der Dunkelheit.
    »Wie dick ist das Eis an dieser Stelle?«, fragte sie.
    »Nicht so dick, wie man meinen könnte«, sagte Gjertsen, während er zu ihr in den Käfig stieg. Die Aufhängung gab ein besorgniserregendes Knacken von sich. »Kaum mehr als fünfzehn Meter, Sie werden es gleich selbst sehen.«
    »Das Loch sieht aber tiefer aus.«
    »Das stimmt. Wir haben diesen Standort gewählt, weil er eine Besonderheit aufweist. Sonarmessungen haben ergeben, dass sich an dieser Stelle ein Hohlraum unter dem Eis befindet, eine riesige Luftblase. Es gibt hier ein paar solcher Stellen. Ich kann sie Ihnen nachher auf der Karte zeigen. Warum sich also unnötig Arbeit machen und Hunderte von Metern Eis aufbrechen? Das hier ist schnell, kostengünstig und ziemlich spektakulär. Sind Sie bereit? Dann wollen wir mal.«
    Er gab den Männern ein Zeichen. Der Käfig schwang in die Mitte der Öffnung und begann dann langsam in die Tiefe zu sinken. Hannah klammerte sich am Geländer fest und blickte nach unten.

11
    M assives Eis zog an ihr vorüber. Hätte sie den Arm ausgestreckt, sie hätte es mit ihren Fingern berühren können.

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