Valhalla: Thriller (German Edition)
irgendwelche dahergelaufenen Militärs ihm die Beute vor der Nase wegschnappen. Sagen Sie mir, dass das nicht Ihr Ernst ist.«
»Mit Sicherheit habe ich nicht vor, einen internationalen Konflikt heraufzubeschwören. Abgesehen davon, dass ich mich nie für dieses Scheißvirus interessiert habe. Ich wollte Hyperborea erforschen, und das kann ich immer noch. In ein paar Jahren, wenn die ganze Sache vorbei ist.«
»
Wenn
sie vorbei ist«, sagte Hannah. »Und das ist ein großes
Wenn
. Denn es könnte genauso gut sein, dass wir in eine Katastrophe hineinschlittern, die unsere Welt die nächsten Jahre in Atem halten wird. Sie haben es selbst gesagt: Wenn sie den Erreger haben, die Unterlagen, die Anordnungen und die Versuchsobjekte, könnte sein, dass wir es mit einer völlig neuen Form von Krieg zu tun bekommen. Die Erforschung von Ruinen dürfte dann unser geringstes Problem sein.« Hannah lächelte grimmig. »Glauben Sie mir, verglichen mit diesem Zeug erscheint der Milzbranderreger wie eine leichte Sommergrippe. Sollte irgendetwas schiefgehen, sei es, dass jemand etwas davon abzweigt und an Terroristen verkauft, dass sie bei der Dekontamination der Ruinenstadt nicht gründlich genug vorgehen oder das Zeug später aus irgendeinem Labor entweicht, dann stehen uns ungemütliche Zeiten bevor.«
»Ich finde, sie hat recht«, sagte John, an Stromberg gewandt. »Wir dürfen nicht so tun, als ginge uns das alles nichts mehr an. Besonders vor dem Hintergrund der Informationen, die wir vor ein paar Tagen erhalten haben.«
»John …«
»Wir müssen es ihr sagen; sie hat ein Recht, es zu erfahren.«
Stromberg blickte ihn über den Rand seiner Brille hinweg scharf an. Er schüttelte den Kopf, schwieg aber.
Hannah blickte zwischen den beiden hin und her. »Was soll ich erfahren? Welche Informationen?«
Stromberg seufzte. »Na schön. Da Sie sich jetzt ohnehin schon verplappert haben, dürfen Sie auch den Rest erzählen. Na los.«
John räusperte sich. »Als wir dir sagten, dass alle außer dir tot seien, haben wir dir nicht die ganze Wahrheit erzählt.«
»Dann gibt es also doch Überlebende.«
»Das wissen wir nicht genau.«
»Würdest du dich bitte etwas deutlicher ausdrücken.«
»Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, Hannah. Außer dir war noch jemand von dem Team am Leben, als wir dort eintrafen. Ein Mann namens Walter Pecker vom Massachusetts Institute of Technology. Sein Zustand war … nun ja. Er starb, kurz nachdem wir eingetroffen waren.«
»Walter Pecker«, sagte Hannah nachdenklich. »Ich erinnere mich. Ein großer, etwas älterer Mann mit grauem Bart, nicht wahr?«
John nickte.
»Und?«
»Es gibt noch zwei andere, doch die sind verschwunden. Professor Frédéric Moreau und Leif Gjertsen, der Kommandant der Expedition. Ihre Leichen waren nicht bei den anderen.«
»Moreau und Gjertsen werden vermisst?«
»Vielleicht sind sie durch die Pforte geflohen. Wir wissen es nicht genau.«
»Habt ihr denn nicht in den Ruinen dahinter gesucht?«
»Haben wir, und zwar gründlich. Wir fanden Schleifspuren, Fußabdrücke und Blutflecken. Die Analyse hat ergeben, dass es ihr Blut war und dass auch sie infiziert waren. Im Gegensatz zu den anderen scheinen sie aber nicht daran gestorben zu sein, jedenfalls nicht gleich. Wir haben das Labyrinth so weit durchkämmt, wie es uns in der kurzen Zeit möglich war, konnten aber nichts finden.«
»Dann leben sie vielleicht noch«, stieß Hannah aus. »Moreau schien tot, aber vielleicht hat sich sein Körper gegen den Erreger gewehrt, so wie bei mir. Vielleicht verstecken sie sich irgendwo und warten auf unsere Hilfe.«
»Unwahrscheinlich«, sagte John.
»Ich denke …«
»Hannah.« John legte seine Hand auf die ihre. »Niemand hat das überlebt. Wenn sie bei unserem Eintreffen noch nicht tot waren, so sind sie es jetzt. Diese Temperaturen übersteht keiner länger als ein paar Stunden. Wir haben wirklich alles versucht, wir haben Lichter aufgestellt, Lautsprecherdurchsagen gemacht und das Gelände durchkämmt. Nichts. Entweder waren sie zu diesem Zeitpunkt bereits tot, oder …«
»Oder was?«
John atmete langsam ein und aus. »Hannah, der Überlebende, den wir gefunden haben – er war furchtbar entstellt. Nicht so wie der Rest. Bei ihm war es anders. Er hatte bereits angefangen, sich zu verändern. Wenn diese Art der Entstellung auch bei Gjertsen und Moreau aufgetreten ist, kann ich mir gut vorstellen, warum sie geflohen sind. Dann halte ich es durchaus
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