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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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habe aber eine Lücke im Gebirge gesehen!«
    »Wenn du so ein Schwert nimmst, Hal, wenn du die Grenze auf diese Weise schwächst, was sollte die Trolde dann noch davon abhalten, in unser Tal einzudringen?«
    Hals Lachen klang sogar in seinen eigenen Ohren rau. »Na und? Wir beide wären da schon längst auf und davon.«
    Aud stand auf. Im Widerschein des Feuers wirkten die Risse in ihren Kleidern wie schwarze, klaffende Wunden. Humpelnd stellte sie sich vor Hal hin. »Sieh mich an«, befahl sie. »Sieh mich an!« Er tat es, mit verkniffenem Mund und störrischem Blick. »Willst du wirklich, dass deiner Familie und euren Leuten so etwas zustößt?«, fragte Aud. »Willst du wirklich, dass sie grausame Qualen leiden müssen? Denn das würde geschehen, wenn du das Schwert an dich nimmst und die Trolde von den Hügeln herunterkommen. Wenn es das ist, was dich glücklich macht, von mir aus. Du brauchst es nur zu sagen, dann verlasse ich dieses Haus auf der Stelle und will dich nie wiedersehen. Ich will genauso dringend von hier weg wie du, Hal Svensson, aber auch wenn ich meinen Vater hasse, dazu wäre ich dann doch nicht fähig.«
    Sie war nicht laut geworden, aber der Zorn in ihrem Blick genügte. Als sie sich abwandte, war Hal leichenblass.
    Er wartete, bis sie sich wieder hingesetzt hatte, dann antwortete er: »Ich nehm’s zurück. Das war blöd von mir. Ich bin einfach nur stinksauer, das ist alles.«
    »Ich weiß. Ich auch.«
    »Ich hasse meine Familie nicht.«
    »Das weiß ich doch.«
    Schweigen.
    Hal schaute zu den dunklen Fenstern hinüber. »Mein Vater liegt im Sterben.«
    »Hal...«
    »Du bist nicht bei ihm gewesen! Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist, ihm beim Sterben zuzusehen! Ich kann nicht mit ihm sprechen, Aud! Bei Sven, ich kann ihn nicht mal ansehen...« Seine Stimme war heiser und unbeherrscht, er unterbrach sich, holte tief Luft und wartete, bis der Druck in seiner Brust nachließ. Schließlich fuhr er fort: »Du hast trotzdem recht. Ich will nicht, dass es so kommt, wie du gesagt hast. Svens Schwert bleibt, wo es ist. Aber ich werde einen Weg finden, um dieses Tal zu verlassen.Trolde hin oder her! Wenn wir lange genug drüber nachdenken, fällt uns bestimmt etwas ein.«
    Da klopfte es plötzlich energisch an die verriegelte Tür der Halle.
    Aud schrie auf, Hal ließ den Becher fallen. Er rollte über den Boden und blinkte im Schein des Kaminfeuers auf.
    »Die Trolde!«, flüsterte Aud. »Sie kommen uns holen!«
    Hal schüttelte unwirsch den Kopf. »Du glaubst doch wohl nicht, dass die vorher anklopfen.« Trotzdem sprach er stockend und stand nicht auf, um zu öffnen.
    Poch, poch, poch! , ertönte es wieder.
    Von nebenan rief Hals Mutter ängstlich: »Wer ist da?«
    »Wer macht sonst immer auf?«, fragte Aud. »Eyjolf?«
    »Der ist stocktaub.«
    »Leif?«
    »Der ist besoffen.«
    Bum, bum, bum!
    »Dann muss ich wohl selbst gehen«, brummte Hal widerstrebend.
    Er stand vom Tisch auf und ging quer durch die Halle zu dem kleinen Flur und der Tür zum Eingang. Im Gehen schob er die Hand unter die Jacke und tastete nach der Troldklaue. Er packte das dicke Ende, dann griff er mit der anderen Hand nach dem Riegel.
    Bum, bum, bum!
    Hal schob den Riegel zurück und riss die Tür weit auf.
    Etwas Großes, Schwarzes kam auf ihn zu und Hal sprang erschrocken zurück. Man hörte Hufgeklapper, es roch nach Pferd, ein feuchter Hauch wehte Hal ins Gesicht, dann war das Tier an ihm vorbeigetrabt, durch den kleinen Flur mit der niedrigen Balkendecke in die vom Feuer erleuchtete Halle hinein.
    Aud sprang aus ihrem Sessel am Kamin auf. Hal lief dem Reiter mit gezückter Troldklaue nach und griff in die Zügel.
    »Stehen bleiben!«, rief er. »Was willst du hier? Bist du Freund oder Feind?«
    Der Reiter hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass es nicht zu erkennen war. Nur seine Hände ragten aus dem weiten Mantel – gekrümmte, mit dicken Adern überzogene und mit Leberflecken übersäte Hände, deren Finger in langen, klauenartig gebogenen Nägeln ausliefen. Am Sattel des Pferdes hing ein großer schwarzer, ausgebeulter Sack. Als Hal die dicken Beulen betrachtete und sah, wie schwer der Sack offenbar war, bekam er eine Gänsehaut. Drohend fuchtelte er mit der Troldklaue.
    »Ich wiederhole: Bist du Freund oder...«
    Da schlug der Reiter den Mantel zurück. An seinem Gürtel blinkte ein langes Messer. Das Messer kam Hal bekannt vor.
    Er wich mit offenem Mund einen Schritt zurück. »Snorri?«
    Die

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