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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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mich nicht mehr darum, was die Toten wollen oder nicht wollen. Die Zeiten sind vorbei. Hau ab, Sven. Deinen Gürtel behalte ich.«
    Einen Augenblick lang war es totenstill.
    Dann krümmte sich Brodir vornüber und drückte krampfhaft die Hände an den Schädel, als dröhnte darin ohrenbetäubendes Wutgebrüll. Und die gepanzerte Gestalt stürzte nach vorn. Zerschlissene Lumpen flatterten um Beinknochen, das Kettenhemd verdrehte sich, das fürchterliche Schwert holte schwungvoll aus …
    »Bitte nimm mein Schwert, Hal!« Aud drückte ihm die Waffe in die Hand.
    Hal hatte kaum danach gefasst, da war die glitzernde, glänzende Gestalt auch schon über ihm. Das Mondlicht brach sich auf dem Schlangenmuster der niedersausenden Klinge, Hal hob seine in verzweifelter Abwehr.
    Svens Schwert hieb Hals Waffe mittendurch, wurde ein wenig abgelenkt und fuhr tief in den Stein vor den Füßen des Jungen. Hal ging unter der Wucht des Stoßes in die Knie. Als er aufstehen wollte, hatte der Held mit tückischer Schnelligkeit schon zum nächsten Hieb ausgeholt und traf Hal diesmal in die Brust.
    Hal wollte schreien, brachte aber keinen Ton heraus, so grausam waren die Schmerzen. Er fasste sich an die Brust und fiel aufs Gesicht.
    Aud stieß einen Schrei aus, warf sich auf den Riesen und packte seinen Schwertarm. Der Riese schüttelte sie ab, schleuderte sie unsanft so dicht an die Kante der Felskuppe, dass ihr Kopf schon über dem Abgrund hing und das blonde Haar sich wie ein feiner Wasserfall in die Tiefe ergoss.
    Als sie den Kopf mühsam hob, sah sie eine geduckte Gestalt heranhuschen.
    Brodir. Mit dem Messer, das Hal entfallen war, in der Hand.
    Am anderen Ende der Felskuppe standen die sterblichen Überreste des Helden Sven vor dem reglos daliegenden Hal. Das Scheusal senkte den Schädel und trat kräftig zu, einmal, zweimal …
    Hal ächzte und wälzte sich weg. Der Held Sven wich verdutzt einen Schritt zurück.
    Hal sprang mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. In seiner Jacke klaffte ein großes Loch, aber man sah weder eine Wunde noch Blut, nur den prächtig funkelnden und trotz des kräftigen Hiebes unversehrten Silbergürtel.
    »Der Gürtel bringt immer noch Glück, siehst du?«, keuchte Hal. »Hättest du nicht auch gern so einen?« Immer noch außer Atem, tastete er an seiner Hüfte nach einer Waffe.
    Kein Schwert, kein Messer. Nichts. Bis auf...
    Björns Troldklaue, an die er gar nicht mehr gedacht hatte.
    Mit fliegenden Fingern zog er das kleine, sichelförmige pechschwarze Ding hervor.
    »Komm doch!«
    Schwarze Augenhöhlen blickten starr aus dem glänzenden Helm. Der Riese trat mit erhobenem Schwert vor, um ihm den Todesstoß zu versetzen.
    Da blitzte hinter Svens Rücken etwas Schmales, Helles auf und traf die Halswirbel direkt unter der Helmkante. Es knackte, Knochensplitter flogen umher. Der Schädel kullerte im Helm herum und Mondlicht fiel in die Augenhöhlen und die Öffnung zwischen den Kieferknochen. Es war alles voller Spinnweben.
    Aud zog das Messer wieder zurück und stieß noch einmal zu. Diesmal traf sie das Nackenteil des Kettenpanzers, wo sie nichts ausrichtete.
    Doch jetzt war Hal wieder zur Besinnung gekommen. Während der Riese noch benommen umhertorkelte und mit der freien Hand versuchte, seinen Schädel wieder zurechtzurücken, kam Hal geduckt heran, wich dem ziellos fuchtelnden Schwert aus und hieb mit der Troldklaue zu.
    Die Klaue durchtrennte das Handgelenk wie Butter, das Schwert fiel mitsamt der Hand zu Boden.
    Knochen zerstoben zu Staub, das Schwert schepperte noch einmal und blieb liegen.
    Der verstümmelte Arm fuhr wütend über Hals Kopf hinweg. Der Held geriet ins Wanken, trat um sich, fuchtelte mit der verbliebenen Hand. Der Schädel, der immer noch im Helm feststeckte, glotzte blind und hilflos zum Mond empor.
    Hal und Aud umtänzelten den taumelnden Riesen und täuschten noch ein paar Vorstöße an, blieben aber immer außer Reichweite.
    »Ziel auf den Kopf, Hal!«, rief Aud.
    Hal glaubte, etwas zu hören, ein feines, inneres Stimmchen: Halt ein! Ich bin dein Vater, der Urahn deiner...
    Hal schlich sich von hinten an den Riesen an. »Ach, das haben wir doch längst alles durchgekaut. Du bist bloß noch Luft und Knochen.«
    Er sprang hoch und hieb mit der Klaue so kräftig zu, wie er konnte. Dabei spürte er, wie seine Schulterwunde wieder aufging. Die Klaue bohrte sich in den morschen Halswirbel und kam auf der anderen Seite wieder heraus.
    Hal hieb noch einmal auf den Nacken ein, und der

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