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Vampir-Expreß

Vampir-Expreß

Titel: Vampir-Expreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ein Etikett trug sie nicht, und gefüllt war sie mit einer klaren Flüssigkeit. Suko schüttelte sich schon vorher. Er kannte dieses Wässerchen. Marek brannte es selbst. Woraus, das war sein Geheimnis. Nicht einmal seine Frau hatte es gewusst.
    Der Pfähler hatte auch einen Namen für sein Gebräu gefunden. Er nannte es »Kältekiller«.
    Langsam, fast genüsslich, löste er den Schraubverschluss und hielt Suko die offene Flasche hin. Dem Chinesen stieg der Duft in die Nase. Hastig schüttelte er den Kopf. »Nein, nicht.«
    »Aber es wärmt«
    »Das weiß ich.«
    »Dann willst du weiterfrieren?«
    »Ich mache mir warme Gedanken.«
    Marek lachte rauh und setzte die Öffnung an die Lippen. Suko schaute ihn von der Seite her an. Der Chinese sah, wie der Selbstgebrannte aus der Flasche gluckerte. Marek schluckte. Sein Adamsapfel hüpfte auf und nieder. Als er die Flasche absetzte, war sie zu einem Drittel leer.
    »Und davon wirst du nicht betrunken?« fragte Suko.
    »Nein, das wärmt mich.«
    »Na denn.«
    Der Pfähler drehte die Flasche zu und steckte sie wieder weg. Er war auch nicht mehr gesprächig die nächste Stunde.
    Die beiden einsam dasitzenden Männer gewöhnten sich an die sie umgebenden Geräusche. Der Wind war nicht stärker geworden, aber seine Kraft und die entstehende Zugluft reichten aus, um singende Geräusche in den Ecken und Winkeln zu verursachen. Irgendwo schepperten ein paar alte Läden. Es hörte sich an wie das Klappern von Skeletten. Auch die Schwingtür bewegte sich. Sie ächzte in den Angeln. Manchmal huschte sogar eine Ratte unter den beiden Flügeln hinweg und lief quer durch den Wartesaal.
    »Ja, Ratten gibt es hier genug«, sagte Marek und holte wieder seine Flasche hervor. Er hatte sie schon aufgeschraubt und wollte zum Trinken ansetzen, als Suko ihm die Hand auf den Arm legte.
    »Was ist?« fragte Marek.
    »Sag mal nichts.«
    Der Pfähler schraubte den Flachmann wieder zu und ließ ihn verschwinden.
    Suko saß nicht mehr so bequem auf der Bank. Er hatte sich vorgebeugt, die Stirn gerunzelt und lauschte. Fast eine Minute verstrich, bis Marek den Chinesen fragte: »Was ist denn los?«
    Suko stand auf. »Da war ein seltsames Geräusch.«
    »Wieso?« Jetzt hielt auch Marek nichts mehr auf der Bank. Er drückte sich in die Höhe.
    »Nicht hier, sondern draußen.«
    »Und was war es?«
    Suko hob die Schultern. »Schwer zu sagen aber es hat sich wie ein Rauschen angehört.«
    »Hier gibt es kein Wasser.«
    »Das muss es auch nicht unbedingt sein«, erklärte Suko.
    »Der Wind?«
    »Hat er zugenommen?«
    Marek schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn du sagst, dass es von draußen kam, weshalb schauen wir nicht nach?«
    »Das werden wir auch«, erklärte Suko und schritt bereits auf den Ausgang zu.
    Marek folgte ihm mit langsameren Schritten. Seine Hand hatte er in den Ausschnitt der Jacke geschoben. Die Finger umkrallten die obere Hälfte des Eichenpfahls. Der Pfähler war stets bereit.
    Die beiden Männer verließen den alten Bahnhof. Sie traten dort hinaus, wo sie auch auf dem Bahnsteig stehen konnten. Die Szenerie hatte sich nicht verändert. Weiterhin lag leichter Nebeldunst in der Luft, wallten die dünnen Schwaden und krochen in Kniehöhe über den Boden. Es war still. Überlaut klangen Mareks Schritte, als er über die weichen Holzbohlen den Bahnsteig entlang schritt. Er hatte seine Hand aus dem Jackenausschnitt genommen, hielt den Pfahl in der rechten Hand, und die Spitze zeigte nach vorn.
    Nachdem er zwischen sich und Suko eine Distanz von etwa zwanzig Schritten gebracht hatte, blieb er stehen und drehte sich um. Sein Blick schwebte auch in die Höhe, wo durch die dünnen Nebelschleier der am Himmel stehende Vollmond wie ein allmählich auslaufender gelber Farbklecks wirkte.
    »Nichts zu sehen.«
    Suko ging Marek entgegen »Ich habe mich aber nicht getäuscht,« erklärte er mit fester Stimme. »Hier draußen hat es ein Geräusch gegeben, das einfach nicht zu den anderen passte.«
    »Vielleicht ein Tier.«
    »Welches Tier rauscht schon?«
    Mareks Augen wurden ebenso schmal wie seine Lippen. Die Kerben gruben sich noch tiefer in sein Gesicht, und er strich mit den Fingern seiner linken Hand über den Pfahl. »Rauschen!« flüsterte er. »Ich kenne nur wenige Tiere, die rauschende Geräusche verursachen.«
    »Vögel, nicht?«
    »Auch.«
    »Und woran denkst du genau?« fragte Suko.
    Marek hob die Schultern. »Du hast von einem Rauschen gesprochen. Der Wind kann es nicht sein, die großen

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