Vampirblut (German Edition)
brauchten wir dazu wohl kaum eine Stunde.
Ich war mir nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Ich hatte keine Ahnung was mich erwarten würde, wenn wir unser Ziel erreichten. Mir graute davor, das herauszufinden. Wenn Dakota William wirklich finden würde – und dessen war ich mir sicher – würde auch er in Gefahr schweben.
Bei dem Gedanken durchfuhr mich ein heftiger Stich im Herzen. Ein Kloß drückte schmerzhaft auf meine Kehle. Ich kämpfte mit den Tränen. Ich würde nicht weinen. Nein, nicht hier. Nicht vor meinen Peinigern. Hier würde ich keine Schwäche zeigen.
Ich wusste nicht, was diese Männer mit mir vorhatten, aber eins wusste ich, ich würde das wohl nicht überleben. Ich war nur der Köder. Was sie eigentlich wollten, war William. Und wenn er versuchen würde, mich zu retten, würde das wohl seinen Tod bedeuten – auch wenn er wohl schon als tot galt, oder so ähnlich. Und wenn sie William hatten, würden sie mich nicht länger brauchen, dann würde ich sterben, ganz sicher.
Ich erschauderte. Meine Nackenhaare stellten sich auf, als mir klar wurde – egal wie die Sache ausgehen würde, ob mit William oder ohne –, mein Tod war beschlossene Sache. Mein Schicksal würde sich erfüllen, schossen mir die Worte der Zigeunerin durch den Kopf. Ob sie das hier gemeint hatte? Aber welche Aufgabe stand mir bevor? Vielleicht war es meine Aufgabe, William zu retten.
Auch wenn ich vorhatte, ihn bis an mein Lebensende zu hassen, so konnte ich es doch nicht zulassen, dass er durch meine Schuld in Gefahr geriet. Vielleicht war William der Einzige, der – was auch immer diese Typen vorhatten, wer auch immer dieser Echnaton war – sie aufhalten konnte. Vielleicht war es meine Aufgabe mein Leben zu geben, um seines zu retten?
Plötzlich zog ich – ich weiß nicht, woher ich den Mut nahm -, ganz automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken, das silberne Kreuz an seiner Kette, aus meinem Shirt, riss die Kette mit einem Ruck durch, und drückte das Kreuz meinem Angreifer auf die Stirn, der jämmerlich anfing, zu schreien.
Das Auto schlingerte. Noch immer rasten die Bäume wie eine Wand an uns vorbei. Ich griff nach der Türklinke und zog. Schnell versuchte ich die Tür zu öffnen, um aus dem Auto zu springen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich das nicht überleben würde, aber alles war besser, als mich diesen Monstern auszuliefern und William blind in eine Falle tappen zu lassen.
Doch, noch bevor ich die Tür öffnen konnte, erhielt ich einen festen Schlag ins Gesicht und dann hüllte mich Dunkelheit ein.
Mein Kopf dröhnte schrecklich und durch einen dumpfen Schleier hindurch hörte ich Stimmen. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber ich konnte hören, dass es mehrere Männer waren, die sich miteinander unterhielten.
Ich versuchte meine Augen zu öffnen, um mich orientieren zu können, hatte aber die Kraft nicht dazu. Meine Lider waren so schwer als würden Gewichte an ihnen hängen. Ich versuchte mich zu bewegen, aber mein Körper wollte mir nicht gehorchen. Etwas scheuerte an meinen Handgelenken. Meine Handgelenke schmerzten und etwas Metallisches klirrte, als ich mich bewegte. Ich blinzelte mit meinen Augen, kämpfte gegen die Schwere der Lider und gewann.
Es dauerte ein wenig, bis meine Augen so weit klar waren, dass ich etwas erkennen konnte. Ich befand mich in einer Art Höhle, ähnlich der Mine, in die wir gestürzt waren. An den Wänden brannten Fackeln, die den Raum in ein warmes Licht tauchten. Vor mir stand ein alter klappriger Tisch – eher eine Holzplatte auf ein paar Kisten, die einen Tisch darstellen sollte. Darauf konnte ich Karten und Skizzen sehen.
Die Männer standen nur wenige Meter von mir entfernt am anderen Ende des Tisches. Vier von ihnen hatten einen Halbkreis gebildet und standen mir zugewandt, schenkten mir aber keinerlei Beachtung, sondern lauschten angestrengt einem Fünften.
Der Fünfte stand mit dem Rücken zu mir. Er war groß, viel größer als die Anderen. Er wirkte wie ein Wikinger mit seinen breiten Schultern. Seine Kleidung war ganz aus Leder, fast wie aus einem dieser Filme die in grauer Vorzeit spielen.
Ich konnte meine Arme noch immer nicht bewegen, also wendete ich meinen Blick zu meinen Handgelenken. Ich war angekettet worden. Eine schwere, rostige Kette hing von der Decke und meine Arme waren über meinem Kopf mit breiten Schellen an die Kette gefesselt. Nur mit den Fußzehen berührte ich den Boden unter mir. Bei jeder
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