Vampire Academy 03 ● Schattenträume
nicht zusammen sein”, warf ich ein.
„Wenn wir beide bei ihr bleiben, stellt uns das vor dasselbe Problem — ich würde mir mehr Sorgen um dich machen als um sie. Sie braucht zwei Wächter, die ihr absolut ergeben sind. Wenn ich bei Hof einen anderen Moroi zugeteilt bekommen kann, werden wir trotzdem ständig beisammen sein. Und an einem so sicheren Ort sind die Zeitpläne der Wächter flexibler.” Ein jammernder, selbstsüchtiger Teil in mir wollte sofort erklären, wie sehr mich das nervte, aber in Wirklichkeit tat es das gar nicht.
Keine der Möglichkeiten, die wir hatten, war ideal. Jede brachte harte Entscheidungen mit sich. Ich wusste, dass es hart für ihn war, Lissa aufzugeben. Sie lag ihm am Herzen, und er wollte sie mit einer Leidenschaft beschützen, die der meinen beinahe gleichkam. Aber ich bedeutete ihm mehr, und er musste dieses Opfer bringen, wenn er seinem Pflichtgefühl nach wie vor Rechnung tragen wollte.
„Nun”, sagte ich, als ich etwas begriff, „wir werden einander tatsächlich häufiger zu sehen bekommen, wenn wir verschiedene Leute bewachen. Wir können uns gleichzeitig frei nehmen. Wenn wir beide bei Lissa wären, müssten wir in Schichten arbeiten und wären immer getrennt.”
Die Bäume vor uns wurden spärlicher, was eine Schande war, da ich seine Hand nicht loslassen wollte. Trotzdem erblühte in meiner Brust ein Gefühl von Hoffnung und Glück. Es fühlte sich in den Nachwehen einer solchen Tragödie falsch an, aber ich konnte es nicht ändern.
Nach all der Zeit, nach all dem Herzeleid würde es Dimitri und mir gelingen, unsere Beziehung auszuleben. Es bestand natürlich die Möglichkeit, dass er einen Auftrag abseits des Hofes bekäme, aber trotzdem konnten wir es schaffen, ab und zu gleichzeitig frei zu bekommen. Die Zeiten der Trennung würden zwar quälend sein, aber wir würden es schaffen. Und es war besser, als weiter in einer Lüge zu leben.
Ja, es würde wirklich geschehen. Deirdres Sorgen, dass ich mit einander widersprechenden Teilen meines Lebens fertig werden müsste, würden umsonst gewesen sein. Ich würde alles bekommen. Lissa und Dimitri. Der Gedanke, dass ich mit ihnen beiden zusammen sein konnte, machte mich stark. Er würde mich durch diesen Strigoi-Angriff tragen. Ich würde ihn wie einen Glücksbringer im Hinterkopf behalten.
Eine Weile schwiegen Dimitri und ich. Wie immer brauchten wir nichts zu sagen. Ich wusste, dass er trotz dieses stoischen Äußeren das gleiche schwindelerregende Glück empfand wie ich. Wir hatten den Wald fast hinter uns gelassen und waren wieder in Sichtweite der anderen, als er erneut zu sprechen begann.
„Du wirst bald achtzehn sein, aber trotzdem....” Er seufzte. „Wenn das herauskommt, werden eine Menge Leute unglücklich werden.”
,Ja, hm, das werden sie wohl verschmerzen.” Mit Tratsch und Gerüchten konnte ich fertig werden.
„Außerdem habe ich das Gefühl, dass deine Mutter ein sehr hässliches Gespräch mit mir führen wird.”
„Du wirst gleich den Strigoi gegenüberstehen, und meine Mutter ist diejenige, vor der du Angst hast?”
Ich konnte sehen, wie er lächelte. „Sie ist eine Kraft, mit der man rechnen muss. Was glaubst du, woher du das hast?”
Ich lachte. „Dann ist es ein Wunder, dass du dich mit mir abgibst.”
„Du bist es wert, glaub mir.”
Er küsste mich abermals und benutzte die letzten Schatten des Waldes als Tarnung. In einer normalen Welt wäre dies ein glücklicher, romantischer Spaziergang am Morgen nach einer Liebesnacht gewesen. Wir würden uns nicht für die Schlacht rüsten und uns um jene sorgen, die wir liebten. Wir würden lachen und einander necken, während wir insgeheim unser nächstes Stelldichein planten.
Wir lebten natürlich nicht in einer normalen Welt, aber in diesem Kuss war es leicht, sich vorzustellen, es wäre so.
Widerstrebend lösten wir uns voneinander, verließen den Wald und kehrten zum Gebäude der Wächter zurück. Dunkle Zeiten lagen vor uns, aber mit seinem Kuss, der noch immer auf meinen Lippen brannte, hatte ich das Gefühl, alles tun zu können.
Selbst den Kampf mit einem Rudel Strigoi aufzunehmen.
Keinem der anderen schien unsere Abwesenheit aufgefallen zu sein.
Wie versprochen waren weitere Wächter aufgetaucht, sodass wir jetzt insgesamt fast fünfzig Personen waren. Es war eine richtige Armee, und wie im Fall der Strigoi war eine solche Zahl noch nie da gewesen, abgesehen von alten europäischen Legenden von großen, epischen Schlachten
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