Vampire Academy 03 ● Schattenträume
beschwor die Erinnerung an diesen traurigen, durchscheinenden Mason herauf. Wie konnte ich ihr das auch nur ansatzweise erklären? Wie konnte ich über etwas so Unheimliches und Fantastisches reden, wenn sie so hart daran arbeitete, ihrem Leben ein wenig Normalität zu geben - und jetzt vor der Herausforderung stand, ihre Magie unter Kontrolle zu bekommen?
Nein, durchzuckte es mich. Ich konnte es ihr nicht erzählen. Noch nicht - erst recht nicht, da mir plötzlich der Gedanke gekommen war, dass es noch etwas anderes gab, das von großer Bedeutung war und über das ich sie informieren musste.
„Ich bin erstarrt”, sagte ich schließlich. „Es ist ganz dumm. Ich habe so sehr damit geprahlt, ich könne jeden überwältigen, und dann hat Stan....” Ich zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Ich konnte einfach nicht reagieren. Es.... es ist wirklich peinlich. Und ausgerechnet bei ihm.”
Lissa musterte mich eindringlich und hielt nach Spuren von Unaufrichtigkeit Ausschau. Es schmerzte zu denken, sie könne mir misstrauen, nur dass.... nun ja, dass ich tatsächlich log. Doch wie ich schon Dimitri gesagt hatte, ich konnte eine gute Lügnerin sein, wenn ich nur wollte. Lissa merkte nichts.
„Ich wünschte, ich könnte deine Gedanken lesen”, überlegte sie laut.
„Komm schon”, erwiderte ich. „Du kennst mich doch. Glaubst du wirklich, dass ich so etwas tun würde? Dass ich Christian im Stich lassen und in Kauf nehmen würde, wie eine Närrin dazustehen, nur um mich an meinen Lehrern zu rächen?”
„Nein”, sagte sie schließlich. „Du würdest es wahrscheinlich auf eine Weise tun, bei der man dich nicht erwischen könnte.”
„Dimitri hat das Gleiche gesagt”, brummte ich. „Ich freue mich, dass alle so viel Vertrauen zu mir haben.”
„Das haben wir”, konterte sie. „Das ist auch der Grund, warum das alles so merkwürdig ist.”
„Selbst ich mache Fehler.” Ich setzte mein dreistes, übertrieben selbstbewusstes Gesicht auf. „Ich weiß, es ist schwer zu glauben - überrascht mich sogar irgendwie selbst -, aber ich schätze, es muss passieren. Wahrscheinlich ist es eine karmische Art, das Universum auszubalancieren. Anderenfalls wäre es nicht fair, eine einzige Person zu haben, die so absolut umwerfend ist.”
Adrian, der zur Abwechslung einmal wunderbar still war, beobachtete uns beide, wie man ein Tennismatch betrachtet. Seine Augen waren leicht zusammengekniffen, und ich hatte den Verdacht, dass er unsere Auren studierte.
Lissa verdrehte die Augen, aber glücklicherweise wurde der Ärger, den ich zuvor gespürt hatte, nun geringer. Sie glaubte mir. Dann schaute sie von meinem Gesicht weg, zu jemandem hinter mir. Ich spürte die glücklichen, goldenen Gefühle, die Christians Anwesenheit signalisierten.
„Meine loyale Leibwächterin kehrt zurück”, erklärte er und zog sich einen Stuhl heran. Er sah Lissa an. „Bist du schon fertig?”
„Fertig womit?”, fragte sie.
Er deutete mit dem Kopf auf mich. „Ihr zuzusetzen, weil sie mich den tödlichen Fängen von Alto überließ.”
Lissa errötete. Sie hatte bereits ein leicht schlechtes Gewissen, weil sie sich so auf mich gestürzt hatte, nachdem ich mich doch hinreichend verteidigt hatte. Christians schnippische, wohlwissende Bemerkung führte nur dazu, dass sie sich noch törichter fühlte. „Wir haben lediglich darüber geredet, das ist alles.”
Adrian gähnte und lümmelte sich auf seinem Stuhl. „Tatsächlich denke ich, ich habe es mir zusammengereimt. Das war eine Scharade, nicht wahr? Eine Scharade, um mich abzuschrecken, da ich immer davon rede, dass du meine Wächterin sein sollst. Du dachtest, wenn du so tust, als seiest du eine schlechte Wächterin, würde ich dich ablehnen. Nun, es wird nicht funktionieren, also hat es auch keinen Sinn, irgendjemandes Leben dafür zu riskieren.”
Ich war dankbar, dass er den Zwischenfall im Flur nicht erwähnte.
Ryan war völlig unmöglich gewesen, aber je mehr Zeit verstrich, umso schwerer fiel es mir zu glauben, dass ich dermaßen die Fassung verloren hatte. Es war wie etwas, das jemand anderem passiert war, etwas, das ich lediglich mit angesehen hatte. Natürlich verlor ich in letzter Zeit wegen so ziemlich allem die Fassung. Ich war wütend darüber gewesen, Christian zu bekommen, wütend über die Anschuldigung der Wächter, wütend über....
Oh, klar. Wahrscheinlich wurde es Zeit, dass ich die Bombe platzen ließ. „Also, ähm.... da ist etwas, das ihr wissen
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