Vampire Academy 05
wollte Adrian trotzdem in meinem Leben behalten.
Ich grinste ihn an und legte meine Hand auf seine. „Ich bin mir nicht sicher, was ich mit dir anfangen würde, wenn du respektabel wärest.“
Er hob meine Hand an die Lippen und küsste sie. „Ich hätte da einige Vorschläge“, erwiderte er. Ich wusste nicht, ob es seine Worte waren oder das Gefühl seines Mundes auf meiner Haut, doch mich durchlief plötzlich ein Schauder. Ich wollte gerade fragen, was diese Vorschläge beinhalteten, als unser Zwischenspiel unterbrochen wurde … von Hans.
„Hathaway“, sagte er, eine Augenbraue hochgezogen, während er über uns aufragte. „Sie und ich, wir haben einige sehr unterschiedliche Vorstellungen, was die Definition von Strafe betrifft.“
Da hatte er nicht ganz unrecht. Für mich beinhaltete Strafe solche einfachen Dinge wie Peitschenhiebe und Karzer. Kein Aktenablegen.
Stattdessen antwortete ich: „Sie haben mir nicht gesagt, dass ich gleich nach meinem Besuch bei der Königin zurückkehren müsse.“
Er bedachte mich mit einem verärgerten Blick. „Ich habe Ihnen auch nicht gesagt, dass Sie zu einem Date abschwirren dürfen. Kommen Sie also. Zurück in die Gewölbe.“
„Aber ich habe mir ein Sandwich bestellt!“
„Sie werden Ihre Mittagspause in zwei Stunden bekommen, wie wir anderen auch.“
Ich versuchte, meine Entrüstung zu unterdrücken. Sie hatten mich während meiner Arbeit nicht mit Brotkrusten und Wasser gefüttert, aber sehr viel besser hatte das Essen auch nicht geschmeckt. Genau in diesem Augenblick kehrte die Kellnerin mit unserer Bestellung zurück. Ich schnappte mir das Sandwich, bevor sie die Teller auch nur abstellen konnte, und wickelte es in eine Serviette. „Darf ich es unterwegs essen?“
„Wenn Sie es schaffen, bevor wir zurück sind.“ Seine Stimme war skeptisch, da es bis zu dem Gewölbe nicht weit war. Offensichtlich unterschätzte er meine Fähigkeit, Essen in mich hineinzustopfen.
Trotz Hans’ missbilligender Miene gab ich Adrian einen Abschiedskuss und warf ihm einen Blick zu, der ihm sagte, dass wir unser Gespräch vielleicht fortsetzen könnten. Er schenkte mir ein glückliches, wissendes Lächeln, das ich aber nur eine Sekunde lang sah, dann befahl mir Hans, das Café zu verlassen. Meinen Erwartungen entsprechend gelang es mir, das Sandwich zu verschlingen, bevor wir wieder im Wächtergebäude ankamen, obwohl mir während der nächsten halben Stunde oder so ein wenig übel war.
Meine Mittagszeit war für Lissa draußen in der menschlichen Welt fast Dinnerzeit. Nachdem ich zu meiner kläglichen Strafe zurückgekehrt war, munterte mich die Aussicht darauf, sie über unser Band zu besuchen, ein wenig auf. Sie hatte den ganzen Tag mit ihrer Campusführung durch Lehigh verbracht, und dies war alles, was sie sich erhofft hatte. Sie liebte das College. Sie liebte die schönen Gebäude, das Gelände, die Wohnheime … und insbesondere die Kurse. Ein Blick auf den Kurskatalog eröffnete eine Welt von Fächern, die es selbst in St. Vladimir nicht gegeben hatte. Sie wollte einfach alles sehen und tun, was das College zu bieten hatte.
Und obwohl sie wünschte, dass ich bei ihr gewesen wäre, sah sie ihrem Geburtstag doch voller Aufregung entgegen. Priscilla hatte ihr einige kunstvolle Schmuckstücke gegeben und für diesen Abend ein elegantes Essen versprochen. Es war nicht direkt die Art von Feier, auf die Lissa gehofft hatte, aber der Kitzel ihres achtzehnten Geburtstags war trotzdem berauschend – vor allem, wenn sie sich auf dem Traumcollege umsah, das sie bald besuchen würde.
Ich gestehe, mich durchzuckte ein Stich der Eifersucht. Trotz Adrians Theorie darüber, warum mich die Königin heute hatte rufen lassen, wusste ich – genau wie Lissa –, dass die Chancen, dass ich das College mit ihr zusammen besuchte, immer noch praktisch gleich null waren. Ein schäbiger Teil meines Wesens konnte nicht verstehen, wie Lissa so aufgeregt sein könnte, wenn ich doch gar nicht bei ihr sein würde. Kindisch von mir, ich weiß.
Ich hatte jedoch nicht viel Zeit zum Schmollen, denn sobald die Führung erledigt war, kehrte Lissas Gefolge ins Hotel zurück. Priscilla erklärte ihnen, dass sie sich für etwa eine Stunde frisch machen könnten, bevor sie zum Dinner aufbrechen würden. Für Lissa bedeutete dies mehr Zeit für das Kampftraining. An die Stelle meiner Verdrossenheit trat unverzüglich Zorn.
Die Dinge wurden noch schlimmer, als mir klar wurde, dass Serena früher am
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