Vampire Academy 05
also nicht so progressiv, wie ich gedacht hatte. Sie sahen die Dinge aus der defensiven Perspektive, nicht aus der offensiven.
„Natürlich haben Sie richtig gehandelt“, sagte Grant endlich. „Was Sie getan haben, war sogar umwerfend. Und in einer ähnlichen Situation? Sicher. Sie wollen ja nicht hilflos sein. Aber das ist der Punkt – Sie haben Ihr Feuer. Wenn es zu einem Kampf zwischen Ihnen und einem Strigoi käme, wäre Ihre Magie für Sie die Methode der Wahl. Sie wissen bereits, wie Sie sie einsetzen können – und sie wird Sie sicher aus der Reichweite des Strigoi halten.“
„Was ist mit mir?“, fragte Lissa. „Ich verfüge nicht über eine solche Magie.“
„Sie werden einem Strigoi auch niemals so nahe kommen, dass es ein Problem sein könnte“, sagte Serena grimmig. „Wir werden es nicht zulassen.“
„Außerdem“, fügte Grant erheitert hinzu, „ist es ja schließlich nicht so, als würden wir einfach herumlaufen und Pflöcke verteilen.“ Ich hätte alles darum gegeben, wenn sie in diesem Moment einen Blick in Lissas Koffer geworfen hätten.
Lissa biss sich auf die Unterlippe und weigerte sich, Christian noch einmal anzusehen, aus Furcht, ihre Absichten zu verraten. Dies verlief alles nicht nach ihrem verrückten Plan. Wieder übernahm Christian die Führung.
„Können Sie es zumindest demonstrieren?“, fragte er und versuchte – erfolgreich – , so auszusehen wie jemand, dem es nur um Sensation und Aufregung ging. „Ist es denn schwierig? Mir scheint, als müsste man lediglich zielen und zustoßen.“
Grant schnaubte. „Wohl kaum. Da steckt noch ein wenig mehr dahinter.“
Lissa beugte sich vor und verschränkte die Hände, während sie Christians Beispiel folgte. „Nun, dann machen Sie sich nicht die Mühe, es uns beizubringen. Zeigen Sie es uns einfach.“
„Ja. Lassen Sie es uns sehen.“ Rastlos rutschte Christian neben ihr hin und her. Während er das tat, berührten ihrer beider Arme sich, und sofort rückten sie auseinander.
„Es ist kein Spiel“, sagte Grant. Nichtsdestoweniger ging er zu seinem Mantel und förderte seinen Pflock zutage. Serena starrte ihn ungläubig an.
„Was hast du vor?“, fragte sie. „Mich pfählen?“
Er lachte sein typisches kleines Lachen und durchsuchte mit seinen scharfen Augen den Raum. „Natürlich nicht. Ah. Da hätten wir’s ja.“ Er ging zu einem kleinen Sessel, auf dem ein dekoratives Kissen lag. Das Kissen hob er hoch und prüfte seine Breite. Es war dick und zum Bersten mit irgendeiner Art von Polstermaterial gefüllt. Dann kehrte er zu Lissa zurück und bedeutete ihr aufzustehen. Zu aller Erstaunen reichte er ihr seinen Pflock.
Nachdem er eine starrte Haltung angenommen hatte, nahm er das Kissen mit festem Griff in beide Hände und hielt es ein gutes Stück von sich weg. „Nur zu“, forderte er sie auf. „Zielen Sie und treffen Sie es.“
„Bist du verrückt?“, fragte Serena.
„Keine Bange“, erwiderte er. „Prinzessin Voda kann sich die Nebenkosten leisten. Ich will gerade etwas beweisen. Greifen Sie das Kissen an.“
Lissa zögerte nur noch einige weitere Sekunden. Eine Erregung, die ungewöhnlich intensiv schien, erfüllte sie. Ich wusste zwar, dass sie begierig darauf gewesen war, dies zu lernen, aber ihr Verlangen danach wirkte nun deutlich größer als zuvor. Sie biss die Zähne zusammen, trat vor und versuchte unbeholfen, das Kissen mit ihrem Pflock aufzuspießen. Sie war vorsichtig – weil sie Angst hatte, Grant wehzutun –, aber sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Sie trieb ihn nicht einmal rückwärts, und alles, was sie mit dem Pflock zustande brachte, war ein schwacher Riss in der Oberfläche des Stoffes. Sie versuchte es noch einige weitere Male, schaffte aber nicht mehr als zuvor.
Christian, da er nun mal Christian war, sagte: „Das ist alles, was du fertigbringst?“
Mit funkelnden Augen reichte sie ihm den Pflock. „Mach es besser.“
Christian stand auf. Sein höhnisches Lächeln verschwand, während er das Kissen kritisch musterte und seinen Stoß bemaß. Während er das tat, sah sich Lissa um und bemerkte die Belustigung in den Augen der Wächter. Selbst Serena hatte sich entspannt. Sie erreichten, was sie wollten, und bewiesen, dass es keineswegs so einfach war zu lernen, jemanden zu pfählen. Ich war froh darüber, und sie stiegen in meiner Achtung.
Schließlich griff Christian an. Er durchstach den Stoff tatsächlich, aber das Kissen und seine Füllung erwiesen
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