Vampire Academy 05
Ivashkov schließt sich uns nicht an? Dabei hatte ich mich so auf seine Gesellschaft gefreut.“
„Halten Sie den Mund“, sagte ich, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich neben Eddie an die Wand. „Sprechen Sie kein Wort, wenn Sie nicht angesprochen werden.“
Die nächsten Stunden schleppten sich dahin. Ich war davon überzeugt, dass Adrian jeden Augenblick zurückkommen und sich widerstrebend bereit erklären würde, uns zu helfen. Wir konnten seinen Zwang gut gebrauchen, wenn die Dinge schlecht liefen, selbst wenn er Lissa nicht das Wasser reichen konnte. Gewiss … gewiss liebte er mich genug, um mir zu Hilfe zu kommen! Er würde mich doch nicht im Stich lassen? Du bist eine Idiotin, Rose. Es war meine eigene Stimme, die mich in meinem Kopf tadelte, nicht Lissas. Du hast ihm doch gar keinen Grund gegeben zu helfen. Du hast ihn nur wieder und wieder verletzt. Genauso wie du Mason verletzt hast.
Als es Viertel nach vier war, sah Eddie zu mir herüber. „Sollten wir uns einen Tisch sichern?“
„Ja.“ Ich war rastlos und erregt. Ich mochte nicht länger in diesem Zimmer bleiben, gefangen mit dunklen Gefühlen, die nicht verschwinden wollten. Victor erhob sich vom Bett und streckte sich, als stünde er nach einem entspannenden Mittagsschläfchen wieder auf. Trotzdem hätte ich schwören können, dass sich in den Tiefen seiner Augen ein eifriges Glitzern verbarg. Nach allem, was ich wusste, standen er und sein Halbbruder einander recht nahe, obwohl ich keinen Hinweis darauf bemerkt hatte, dass Victor irgendjemandem gegenüber Liebe oder Loyalität an den Tag legte. Aber wer wollte das schon wissen? Vielleicht gab es da ja irgendwo eine echte Zuneigung zu Robert.
Wir bildeten eine Art schützender Konfiguration mit mir an der Spitze, Eddie hinten und den Moroi zwischen uns. Ich öffnete die Zimmertür und stand plötzlich vor Adrian. Er hatte die Hand erhoben, als wollte er gerade anklopfen. Jetzt zog er eine Augenbraue hoch.
„Oh, hey“, sagte er. Er hatte den typisch zurückhaltenden Adrian-Ausdruck auf dem Gesicht, obwohl seine Stimme ein wenig angespannt klang. Ich wusste, dass er über nichts von alledem glücklich war. Ich konnte es in der verkrampften Haltung seines Kinns und der Erregung in seinen Augen sehen. Nichtsdestoweniger machte er vor den anderen gute Miene zum bösen Spiel, wofür ich dankbar war. Das Wichtigste schien mir jedoch, dass er zurückgekommen war. Das war es, was zählte, und ich konnte den Geruch von Alkohol und Rauch, der ihn umgab, ignorieren. „Also … ich höre, da ist eine Party im Gange. Was dagegen, wenn ich mich euch anschließe?“
Ich bedachte ihn mit einem schwachen, dankbaren Lächeln. „Komm mit.“
Unsere Gruppe bestand jetzt aus fünf Personen, wir gingen den Flur entlang in Richtung Aufzug. „Ich habe beim Pokerspiel abgeräumt“, fügte Adrian hinzu. „Es sollte also schon etwas Gutes werden.“
„Ich weiß zwar nicht, ob es gut wird“, meinte ich. Die Aufzugtüren öffneten sich. „Aber ich nehme an, es könnte schon irgendwie denkwürdig werden.“
Wir traten hinein, auf dem Weg zu Robert Doru. Und damit auch zu dem, was vielleicht Dimitris einzige Rettung war.
9
Robert Doru war leicht auszumachen.
Es lag jedoch nicht daran, dass er wie Victor aussah. Es lag nicht einmal daran, dass zwischen ihm und seinem Bruder ein dramatisches Wiedersehen stattfand, bei dem die beiden aufeinander zuliefen. Vielmehr waren es Lissas Gedanken, die mir den Tipp gaben. Ich sah Robert durch ihre Augen, die goldene Aura eines Geistbenutzers, die seine Ecke des Restaurants wie einen Stern aufleuchten ließ. Es traf sie vollkommen überraschend, und sie stolperte kurz. Benutzer von Geist waren ein zu seltener Anblick, als dass sie sich zur Gänze hätte daran gewöhnen können. Das Sehen von Auren war etwas, das sie an- oder abstellen konnte. Aber kurz bevor sie seine Aura ausblendete, bemerkte sie noch, dass sie zwar das gleiche leuchtende Gold aufwies wie die von Adrian, dabei jedoch etwas instabil wirkte. Funken von anderen Farben blitzten zwar ebenfalls darin auf, doch sie zitterten und flackerten. Lissa fragte sich, ob dies ein Zeichen dafür war, dass sich der Wahnsinn im Element Geist allmählich seines Benutzers bemächtigte.
Seine Augen leuchteten auf, als sich Victor dem Tisch näherte, aber weder umarmten die beiden einander noch berührten sie sich. Victor setzte sich lediglich neben seinen Bruder. Wir Übrigen standen einen Moment
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