Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
wenigstens für den Augenblick jeden Gedanken an sie aus dem Kopf zu schlagen.
„Das stimmt“, pflichtete Dimitri mir bei. „Aber es werden noch andere Autos die Straße entlangfahren. Einige Wächter werden weiterhin die Gärten durchsuchen, und einige werden die Mastranos bewachen. Ihre Anzahl ist nicht unbegrenzt. Sie können also nicht alles gleichzeitig im Auge behalten, obwohl sie es gewiss versuchen werden.“
Trotzdem hielt ich den Atem an, als wir aus dem Grundstück hinausfuhren. Zweimal glaubte ich, am Straßenrand verstohlene Gestalten wahrzunehmen, aber Dimitri hatte recht: In einer belebten Vorstadt konnten sie schließlich nicht jedes Auto überprüfen. Außerdem waren unsere Gesichter in der Dunkelheit kaum zu erkennen.
Dimitri erinnerte sich an den Weg, den wir gekommen waren, denn einige Abzweigungen später erreichten wir den Highway. Ich wusste, dass er kein konkretes Ziel im Sinn hatte, er wollte einfach nur weg von hier. Ohne offensichtliche Anzeichen für eine Verfolgung setzte ich mich ein wenig zurecht und streckte mein pochendes Bein aus. In der Brust spürte ich dieses leichte, nebelhafte Gefühl, das man bekommt, wenn einem zu viel Adrenalin in den Adern kreist.
„Sie haben uns angezeigt, nicht wahr?“, fragte ich. „Victor und Robert haben uns verraten und sich dann dünne gemacht. Ich hätte Wache halten sollen.“
„Ich weiß nicht“, sagte Dimitri. „Möglich wäre es natürlich. Ich habe sie noch gesehen, kurz bevor ich mit dir gesprochen habe, und alles schien ganz in Ordnung zu sein. Sie wollten uns auf der Suche nach Jill begleiten, aber sie wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis wir sie den Behörden übergeben würden. Es überrascht mich nicht, dass sie sich einen Fluchtplan zurechtgelegt haben. Sie hätten die Zeit mit der Spenderin als Ablenkung nutzen können, um die Wächter zu rufen und uns loszuwerden.“
„Mist!“ Ich seufzte, strich mir das Haar aus dem Gesicht und wünschte mir, ich hätte ein Haargummi dabeigehabt. „Wir hätten sie loswerden sollen, als wir die Gelegenheit dazu hatten. Wie geht es jetzt weiter?“
Dimitri schwieg einige Sekunden lang. „Man wird die Mastranos befragen .... und zwar ausgiebig. Na ja, man wird natürlich alle befragen. Sie werden Sonya für eine weitere Untersuchung einsperren, genau wie mich damals, und Sydney werden sie zu den Alchemisten zurückverfrachten.“
„Und was werden sie mit ihr machen?“
„Keine Ahnung. Aber ich schätze, es wird ihren Vorgesetzten gar nicht schmecken, dass sie Flüchtlingen geholfen hat, die Vampire sind.“
„Mist!“, wiederholte ich. Alles war in die Binsen gegangen. „Und was werden wir tun?“
„Zunächst ein wenig Distanz zwischen uns und diese Wächter bringen. Uns irgendwo verstecken. Deinen Knöchel verbinden.“
Ich warf ihm einen Blick von der Seite zu. „Wow! Du hast alles geplant.“
„Eigentlich nicht“, sagte er mit einem leichten Stirnrunzeln. „Das ist der einfache Teil. Der schwierige Teil wird das sein, was danach geschieht.“
Mir sank das Herz in die Hose. Er hatte ja recht. Vorausgesetzt, die Mastranos wurden von den Moroibehörden nicht angeklagt, weil sie Kriminellen geholfen hatten, gab es jetzt niemanden mehr, der Emily zwingen konnte, Jills Herkunft zu bestätigen. Wenn Sydney zu ihren eigenen Leuten zurückgeschafft wurde – nun ja. Auch sie konnte nicht helfen. Mir wurde klar, dass ich es jemand anders erzählen musste. Wenn ich das nächste Mal Verbindung zu Adrian hatte, würde ich ihm die Wahrheit eingestehen müssen, damit meine Freunde im Hinblick auf Jill etwas unternehmen konnten. Wir konnten dieses Geheimnis nicht mehr länger für uns bewahren.
Dimitri nahm die nächste Ausfahrt, und ich kehrte in die Welt zurück. „Hotel?“, fragte ich.
„Nicht ganz“, sagte er. Wir befanden uns wohl in einem belebten Geschäftsviertel, gar nicht weit von Ann Arbour, einem der Vororte von Detroit. Restaurants und Läden säumten die Straße, und Dimitri fuhr zu einem rund um die Uhr geöffneten Supermarkt, der versprach, alles zu führen. Er parkte ein und öffnete dann seine Tür. „Bleib hier!“
„Aber .... “
Dimitri sah mich vielsagend an, und ich senkte den Blick. Ich war mit mehr Blessuren aus dem Kampf hervorgegangen, als ich bemerkt hatte, und das Kleid war zerrissen. Mein zerlumptes Aussehen würde Aufmerksamkeit erregen, ebenso wie mein Humpeln. Ich nickte, dann ging er.
Ich verbrachte die Zeit damit, unsere
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