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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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ich reichlich Zeit gehabt hatte, Tatianas Brief zu verdauen, wurden die Worte dadurch, dass ich sie aussprach, auf eine Weise real, wie es zuvor nicht der Fall gewesen war. Sie schockierten mich, und nun traf mich die volle Wucht dessen, was diese Information wirklich bedeutete und wie sie alles veränderte, was wir bisher geglaubt hatten.
    Natürlich war mein Schock im Vergleich zu dem der anderen gering. Erster Punkt für Rose und das Element der Überraschung. Sydney machte keinen Versuch, ihr Erstaunen zu verbergen, und schnappte hörbar nach Luft. Selbst Dimitri war ein wenig verwundert.
    Sobald sie sich erholt hatten, sah ich, dass beide protestieren wollten. Sie würden entweder Beweise verlangen oder die Idee einfach als lächerlich abtun. Ich ergriff sofort die Initiative, also noch bevor die Debatte losgehen konnte, und holte Tatianas Brief aus der Tasche. Ich las ihn laut vor und erlaubte dann Dimitri, ihn sich anzusehen. Ich erzählte ihnen von meiner geisterhaften Begegnung, bei der mich der gequälte Geist der Königin davon überzeugt hatte, dass die Nachricht der Wahrheit entsprach. Dennoch blieben meine Gefährten skeptisch.
    „Du hast keinen Beweis dafür, dass Tatiana den Brief geschrieben hat“, wandte Dimitri ein.
    „Die Alchemisten haben keinerlei Unterlagen über einen weiteren Dragomir“, sagte Sydney.
    Beide sagten genau das, was ich erwartet hatte. Dimitri war der Typ Mann, der immer gleich einen Trick oder eine Falle vermutete. Ohne handfeste Beweise war ihm alles verdächtig. Sydney lebte in einer Welt der Fakten und Daten und hatte ungeteiltes Zutrauen zu den Alchemisten und ihren Informationen. Wenn die Alchemisten es nicht glaubten, glaubte sie es auch nicht. Geisterhafte Beweise überzeugten keinen von beiden.
    „Ich sehe wirklich nicht ein, warum mich Tatianas Geist täuschen sollte“, argumentierte ich. „Und die Alchemisten sind nicht allwissend. Im Brief steht, dass dies ein Geheimnis ist, das vor den Moroi sorgfältig gehütet wird – es erscheint sinnvoll, dass auch die Alchemisten nichts davon wissen.“
    Sydney schnaubte höhnisch; meine Bemerkung über die Allwissenheit gefiel ihr nicht, aber sonst bewahrte sie Stillschweigen. Es war Dimitri, der weiter drängte und etwas ohne zusätzliche Beweise nicht einfach so glauben wollte.
    „Du hast früher mal gesagt, es sei nicht immer klar, was die Geister ausdrücken wollen“, erklärte er. „Vielleicht hast du sie ja falsch verstanden.“
    „Ich weiß nicht .... “ Ich dachte noch einmal an ihr ernstes, durchscheinendes Gesicht. „Ich glaube, sie hat diesen Brief tatsächlich geschrieben. Mein Bauch sagt mir, dass sie es getan hat.“ Ich kniff die Augen zusammen. „Du weißt, dass mein Bauchgefühl schon früher richtiglag. Kannst du mir in dieser Sache nicht einfach mal vertrauen?“
    Er sah mich sekundenlang an, und ich hielt diesem Blick ungerührt stand. Auf diese unheimliche Art, die uns verband, ahnte ich, was los war. Die ganze Situation erschien zwar weit hergeholt, aber er wusste doch, dass ich hinsichtlich meiner Instinkte recht hatte. Sie hatten sich in der Vergangenheit häufig als wahr erwiesen. Trotz allem, was er durchgemacht hatte, trotz unserer gegenwärtigen Gegnerschaft – er kannte mich nach wie vor gut genug, um mir zu vertrauen.
    Langsam, beinahe widerstrebend, nickte er. „Aber wenn wir beschließen sollten, nach diesem angeblichen Geschwisterkind zu suchen, würden wir gegen Lissas Anweisung verstoßen, zu bleiben, wo wir sind.“
    „Sie glauben also wirklich an diesen Brief?“, rief Sydney. „Sie ziehen es überhaupt in Erwägung, sich das anzuhören?“
    Ärger blitzte in mir auf, ein Ärger, den ich mich zu verbergen bemühte. Natürlich. Natürlich wäre dies das nächste Hindernis: Dimitris Unfähigkeit, gegen Lissas Wünsche zu verstoßen. Sydney fürchtete Abe, was ich irgendwie auch verstehen konnte. Aber Dimitris Sorge galt noch immer dem hochtrabenden, ritterlichen Schwur, den er Lissa geleistet hatte. Ich holte tief Luft. Wenn ich ihm jetzt sagte, wie lächerlich ich sein Benehmen fand, würde mich das meinem Ziel nicht gerade näher bringen.
    „An sich schon, ja. Aber wenn wir tatsächlich beweisen könnten, dass sie nicht die Letzte ihrer Familie ist, würde ihr das doch sehr helfen. Wir können uns diese Chance nicht entgehen lassen, und wenn es dir dabei gelingt, mich vor Schwierigkeiten zu bewahren“ – ich war bemüht, bei diesen Worten nicht das Gesicht zu verziehen

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