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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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dazu, Reden zu halten und das System herauszufordern. „Kandidaten für das Amt des Monarchen brauchen keine Position im Rat und auch kein Stimmrecht, um für den Thron zu kandidieren.“
    „Das ergibt doch keinen Sinn“, wandte Nathan ein. Zustimmendes Raunen folgte.
    „Werfen Sie mal einen Blick in die Gesetzbücher, Nate – ich meine, Lord Ivashkov.“
    Ja, da war er endlich. Mein taktvoller Vater hatte sich in das Gespräch eingeschaltet. Abe hatte in der Nähe der Tür an der Wand gelehnt, prächtig gekleidet in einen schwarzen Anzug mit Hemd und Krawatte, die genau die gleiche Schattierung von Smaragdgrün hatten. Meine Mutter stand neben ihm, den winzigen Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht. Für einen Moment war ich wie gebannt, während ich die beiden Seite an Seite betrachtete. Meine Mutter: der perfekte Inbegriff von Exzellenz und Anstand einer Wächterin. Mein Vater: immer in der Lage, seine Ziele zu erreichen, ganz gleich, wie verdreht die Mittel dazu auch sein mochten. Beklommen ging mir allmählich auf, woher ich meine bizarre Persönlichkeit offenbar hatte.
    „Kandidaten müssen hinsichtlich der Personenzahl ihrer Familie keinerlei Anforderungen erfüllen“, fuhr Abe jovial fort. „Sie brauchen lediglich drei königliche Nominierungen zu ihrer Bestätigung.“
    Nathan deutete wütend auf die Reihe, in der sein eigener widerspenstiger Sohn und Christian saßen. „Sie stammen aber nicht aus Ihrer Familie!“
    „Das brauchen sie auch gar nicht“, konterte Abe. „Sie müssen lediglich aus einer königlichen Familie stammen. Und das tun sie. Ihre Kandidatur entspricht also dem Gesetz – wenn die Prinzessin sie annimmt.“
    Da drehten sich alle Köpfe zu Lissa um, als bemerkten die Leute sie erst jetzt richtig. Lissa hatte mit keiner Wimper gezuckt, seit die verblüffenden Ereignisse ihren Lauf genommen hatten. Sie stand zu sehr unter Schock. Ihre Gedanken schienen sich gleichzeitig schnell und langsam zu bewegen. Ein Teil von ihr konnte nicht einmal ansatzweise aufnehmen, was da gerade um sie herum geschah. Der Rest ihres Geistes war voller Fragen.
    Was war hier bloß los? War dies ein Scherz? Oder vielleicht eine geistinduzierte Halluzination? War sie schließlich doch verrückt geworden? Träumte sie etwa? War es ein Trick? Und wenn ja, warum sollten dann ihre eigenen Freunde dafür verantwortlich sein? Warum sollten sie ihr das antun? Und um Gottes willen, würden jetzt bitte mal alle damit aufhören, sie so anzustarren?
    Sie konnte mit der Aufmerksamkeit anderer fertig werden. Sie war dazu geboren und erzogen worden, und wie Tasha verstand es auch Lissa, das Wort an eine Menge zu richten und kühne Erklärungen abzugeben – wenn sie denn die entsprechende Meinung vertrat und vorbereitet war. Keins von beidem galt jedoch für diese Situation. Dies hier war so ziemlich das Letzte auf der Welt, was sie erwartet oder gewollt hatte. Und so konnte sie sich auch keine Reaktion abringen oder auch nur über eine Antwort nachdenken. Sie blieb, wo sie war, stumm und verstört.
    Dann riss sie etwas aus ihrer Trance. Christians Hand. Er hatte Lissas Hand ergriffen und seine Finger mit den ihren verschränkt. Jetzt drückte er sie sanft, und die Wärme und Energie, die er ihr sandte, erweckten sie wieder zum Leben. Langsam schaute sie sich im Raum um und sah all jenen in die Augen, die sie beobachteten. Sie bemerkte Tashas entschlossenen Ausdruck, den schlauen Blick meines Vaters und sogar die erwartungsvolle Haltung meiner Mutter. Letztere allerdings erwies sich als das Verblüffendste von allem. Wie konnte Janine Hathaway – die immer tat, was richtig war, und kaum einmal einen Scherz über die Lippen brachte – damit einverstanden sein? Wie konnte überhaupt irgendeiner von Lissas Freunden damit einverstanden sein? Liebten sie sie denn nicht, bedeutete sie ihnen nichts?
    Rose, dachte sie. Ich wünschte, du wärst hier, um mir zu sagen, was ich tun soll.
    Ich auch. Verdammtes Einbahnstraßenband!
    Sie vertraute mir mehr als sonst jemandem auf der Welt, aber dann begriff sie, dass sie auch allen diesen Freunden vertraute – nun ja, vielleicht mit Ausnahme von Abe, aber das war wohl verständlich. Und wenn diese Freunde so etwas taten, dann gab es gewiss – gewiss – einen Grund dafür, nicht wahr?
    Nicht wahr?
    Lissa verstand es zwar nicht, aber sie spürte, wie sich ihre Beine bewegten, als sie aufstand. Und trotz der Furcht und der Verwirrung, die noch immer in ihr tobten, schallte ihre

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