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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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können, als ich vorsichtig über den alten Friedhof und durch den Wald zurückging, der das umgab, was von meinem Haus übrig war.
    Greg fuhr eben vor, als ich die Bäume hinter mir ließ. Er stieg aus seinem Pick-up, musterte mein seltsam anmutendes Outfit und ignorierte es dann höflich. Einträchtig standen wir nebeneinander und betrachteten das alte Haus. Greg hatte sandfarbenes Haar und trug eine randlose Brille; er war einer der Gemeindeältesten der Presbyterianischen Kirche. Ich hatte ihn stets gemocht, weil er, wann immer meine Großmutter in meiner Begleitung ihre Versicherungsbeiträge bezahlen kam, aus seinem Büro getreten war, ihr die Hand geschüttelt und sie wie eine geschätzte Kundin behandelt hatte. Sein Geschäftssinn wurde nur noch von seinem Glück übertroffen. Die Leute hatten jahrelang behauptet, dass sich sein persönliches Glück auf seine Versicherungskunden übertragen würde - auch wenn sie das natürlich in eher scherzhaftem Ton gesagt hatten.
    »Wenn ich das nur vorausgesehen hätte«, meinte Greg. »Sookie, es tut mir so leid, dass Ihnen das passiert ist.«
    »Was meinen Sie, Greg?«
    »Oh, ich bin nur ... ich wünschte nur, ich hätte Ihnen zu einem höheren Versicherungsschutz geraten«, sagte er geistesabwesend. Er begann um das Haus herumzugehen und ich folgte ihm. Neugierig fing ich an, seine Gedanken zu lesen, und was ich da hörte, ließ mich aus meiner düsteren Stimmung auffahren.
    »Mit Zaubersprüchen können Versicherungen abgesichert werden, das funktioniert wirklich?«, fragte ich.
    Er jaulte auf. Dafür gibt es kein anderes Wort. »Es stimmt also, was über Sie...« Er schnappte nach Luft. »Ich - ich will nicht - es ist nur ...« Er stand vor meiner rußgeschwärzten Küche und starrte mich an.
    »Ist schon gut«, beruhigte ich ihn. »Sie können einfach so tun, als wär's nicht wahr, wenn Sie sich dann besser fühlen.«
    »Meine Frau würde sterben, wenn sie es wüsste«, sagte er ganz vernünftig. »Und meine Kinder auch. Ich möchte sie einfach raushalten aus diesem Teil meines Lebens. Meine Mutter war... sie war...«
    »Eine Hexe?«, schlug ich hilfsbereit vor.
    »Nun, ja.« Gregs Brillengläser blinkten in der frühmorgendlichen Sonne, während er auf die Reste meiner Küche sah. »Aber mein Dad hat immer so getan, als wüsste er von nichts. Und obwohl sie mich ausgebildet hat, damit ich ihren Platz einnehmen kann, wollte ich doch nichts lieber auf der Welt, als ein ganz normaler Mann sein.« Greg nickte, wie um zu bestätigen, dass ihm das gelungen war.
    Ich sah auf meinen Becher Kaffee hinab, glücklich darüber, dass ich irgendetwas in Händen hielt. Greg log sich selbst grandios in die Tasche, doch es war nicht meine Aufgabe, ihm das klar zu machen. Darüber musste er sich mit seinem Gott und seinem Gewissen einigen. Ich will damit nicht sagen, dass Gregs Methode schlecht war, aber er führte nun wahrlich nicht das Leben eines ganz normalen Mannes. Magie als Lebensversicherung (im wörtlichen Sinne) einzusetzen verstieß mit Sicherheit gegen alle möglichen Regeln.
    »Ich meine, ich bin ein guter Versicherungsvertreter«, fuhr er fort, wie um sich selbst zu verteidigen. Dabei hatte ich kein einziges Wort gesagt. »Ich bin vorsichtig bei dem, was ich versichere. Ich prüfe die Dinge genau. Es ist nicht alles Magie.«
    »Oh nein«, erwiderte ich, damit er vor Angst nicht noch explodierte. »Die Leute haben doch sowieso Unfälle, nicht wahr?«
    »Ja, ganz egal, welche Zaubersprüche ich benutze«, stimmte er niedergeschlagen zu. »Sie fahren betrunken Auto. Und manchmal geben auch Metallteile nach, welche auch immer.«
    Die Vorstellung, dass der etwas spießige Greg Aubert in Bon Temps herumlief und Autos mit Zaubersprüchen versah, reichte fast, um mich vom Ruin meines Hauses abzulenken... aber nur fast.
    Im klaren kühlen Tageslicht konnte ich das ganze Ausmaß des Schadens erkennen. Auch wenn ich mir immer wieder sagte, dass es viel schlimmer hätte kommen können - und welch ein Glück es war, dass die Küche erst zu einem späteren Zeitpunkt und zudem hinten ans Haus angebaut worden war -, blieb es doch der Raum, der besonders teure Gegenstände beherbergte. Ich würde Herd, Kühlschrank, Heißwasserboiler und Mikrowelle ersetzen müssen, und auf der hinteren Veranda hatten die Waschmaschine und der Trockner gestanden.
    Und neben dem Verlust dieser Geräte waren da noch Geschirr, Töpfe, Pfannen und Besteck, das teilweise silbern und schon sehr alt gewesen

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