Vampire bevorzugt
platzte mir der Kragen.
»Hör zu, Andy«, sagte ich und erwiderte seinen Blick ganz direkt. »Soweit ich weiß, habe ich dir nie irgendetwas getan. Ich saß noch nie im Gefängnis. Ich habe noch nie ein Rotlicht überfahren, meine Steuern zu spät gezahlt oder Alkohol an Jugendliche ausgeschenkt. Ich habe nicht mal einen Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit gekriegt. Jetzt hat jemand versucht, mich in meinem eigenen Haus zu grillen. Was fällt dir eigentlich ein, so zu tun, als hätte ich etwas verbrochen?« Abgesehen von dem Mord an Debbie Pelt , flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Die Stimme meines Gewissens.
»In der Vergangenheit dieses Kerls deutet nichts darauf hin, warum er dir das angetan haben sollte.«
»Na, prima! Dann finde heraus, wer's getan hat! Denn irgendeiner hat mein Haus angezündet, und ich war's bestimmt nicht!« Die letzten Sätze schrie ich geradezu, hauptsächlich, um jene Stimme zu übertönen.
Mich umzudrehen und wegzugehen war die einzige Zuflucht, die mir blieb, und mit schnellen Schritten ging ich ums Haus herum, bis ich außer Sichtweite von Andy war. Terry sah mich von der Seite an, hörte aber nicht auf, den Vorschlaghammer zu schwingen.
Einen Augenblick später hörte ich, wie jemand sich hinter mir einen Weg durch den Schutt bahnte. »Er ist weg«, sagte Alcide mit einem ganz leicht amüsierten Unterton. »Unser Gespräch von vorhin willst du wohl nicht weiterführen, oder?«
»Stimmt«, erwiderte ich knapp.
»Dann fahre ich jetzt nach Shreveport zurück. Ruf an, wenn du mich brauchst.«
»Klar.« Ich zwang mich zu etwas mehr Höflichkeit. »Danke, dass du mir deine Hilfe angeboten hast.«
»Hilfe? Ich habe dich gefragt, ob du mit mir zusammenleben willst!«
»Dann also danke, dass du mich gefragt hast, ob ich mit dir zusammenleben will.« Ich merkte selbst, dass es nicht völlig ernsthaft klang. Plötzlich hörte ich die Stimme meiner Großmutter in meinem Kopf, die mir sagte, ich würde mich wie eine Siebenjährige aufführen. Ich zwang mich, es noch einmal zu versuchen.
»Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du ... deine Zuneigung«, sagte ich und sah zu Alcides Gesicht hinauf. Sogar schon so früh im Frühling hatte die Sonne einen leichten Rand hinterlassen, wo gewöhnlich sein Schutzhelm saß. In ein paar Wochen würde seine olivenfarbene Haut um einige Nuancen dunkler sein. »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du ...« Ich verstummte, weil ich nicht wusste, wie ich es formulieren sollte. Ich wusste sehr zu schätzen, dass er bereit war, in mir eine begehrenswerte Frau und geeignete Ehefrau zu sehen - was nicht viele Männer taten, und dass er mich trotzdem auch als gute Freundin betrachtete. So formuliert kam es dem, was ich meinte, noch am nächsten.
»Aber du empfindest keine Zuneigung für mich.« Seine grünen Augen ruhten auf mir.
»Das habe ich nicht gesagt.« Ich holte tief Luft. »Ich habe gesagt, dass es nicht der richtige Moment für eine Beziehung zwischen uns ist.« Auch wenn ich nichts dagegen hätte, dich jetzt anzuspringen, fügte ich nur für mich selbst sehnsüchtig hinzu.
Aber das würde ich nicht einfach so aus Jux und Tollerei tun, und schon gar nicht mit einem Mann wie Alcide. Die neue Sookie, die abgeklärte Sookie, würde den gleichen Fehler nicht zweimal nacheinander machen. Ich war sogar doppelt abgeklärt. (Wenn ich mich über die zwei Männer, mit denen ich bislang zusammen war, hinweggetröstet habe, gelte ich dann eigentlich wieder als Jungfrau? Oder in welche Kategorie falle ich, wenn ich alles abgeklärt habe? Schließlich bin ich dann doch wieder am Ausgangspunkt.) Alcide schloss mich fest in die Arme und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Er fuhr ab, während ich noch immer darüber nachdachte. Kurz darauf beendete Terry für diesen Tag seine Arbeit.
Ich zog den Blaumann aus und machte mich für die Arbeit zurecht. Am Nachmittag war es kühler geworden, also streifte ich die Jacke über, die ich in Jasons Schrank gefunden hatte. An ihr haftete ein Hauch von Jasons Geruch.
Auf dem Weg zur Arbeit machte ich einen Umweg und fuhr bei Tara vorbei, um ihr das schwarze Kostüm mit den rosa Paspeln zurückzubringen.
Ihr Wagen stand nicht vor dem Haus, und so nahm ich an, dass sie noch in ihrem Laden war. Ich schloss mir selbst auf und ging wieder direkt zu ihrem Schlafzimmer durch, wo ich den Kleidersack in den begehbaren Schrank hängte. Im Haus war es dämmrig, und bedrohliche Schatten lagen in den Räumen.
Weitere Kostenlose Bücher