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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Minuten begann ich mich etwas zu entspannen und sah schließlich ein, dass ich mich wie eine Idiotin aufführte. Wie Millionen andere Paare auch hatten Bill und ich uns getrennt. Und selbstverständlich ging er jetzt mit anderen Frauen aus. Wenn ich so ab dreizehn oder vierzehn ganz normal Freunde gehabt hätte, wäre meine Beziehung mit Bill nur eine unter vielen in der langen Reihe von Beziehungen gewesen, die nicht gut ausgegangen waren. Dann könnte ich jetzt lockerer damit umgehen oder es zumindest nüchterner betrachten.
    Aber ich konnte es nicht nüchtern betrachten. Bill war meine erste große Liebe gewesen, in jeder Hinsicht.
    Als ich ihnen zum zweiten Mal Drinks an den Tisch brachte, sah Selah Pumphrey mich unsicher an, während ich sie anstrahlte. »Danke«, sagte sie beklommen.
    »Keine Ursache«, zischte ich durch zusammengebissene Zähne, und sie erblasste.
    Bill wandte sich ab. Ich konnte nur hoffen, dass er kein Lächeln verbergen musste. Dann ging ich zurück an den Bartresen.
    »Soll ich ihr einen richtigen Schreck einjagen, wenn sie die Nacht mit ihm verbringt?«, fragte Charles.
    Ich hatte bei ihm hinter der Bar gestanden und durch die Glasfront in den Kühlschrank dort gestarrt. Alkoholfreie Getränke, Blut in Flaschen und bereits in Scheiben geschnittene Zitronen und Limetten waren darin. Ich hatte eigentlich eine Zitronenscheibe und eine Cocktailkirsche für einen Tom Collins holen wollen und war einfach dort stehen geblieben. Charles war eindeutig zu scharfsinnig.
    »Ja, bitte«, sagte ich dankbar. Der Vampir-Pirat entwickelte sich immer mehr zu einem Verbündeten. Er hatte mich vor dem Feuer gerettet, er hatte den Mann getötet, der mein Haus in Brand gesetzt hatte, und jetzt bot er mir an, Bills neue Flamme zu erschrecken. Das musste einem doch gefallen.
    »Stell sie dir zu Tode erschrocken vor«, sagte er in höchst vornehmem Ton und verbeugte sich mit schwungvoller Geste, die Hand aufs Herz gepresst.
    »Ach, du«, sagte ich mit einem etwas natürlicheren Lächeln und holte die Schale mit den Zitronenscheiben heraus.
    Es kostete mich all meine Selbstbeherrschung, mich nicht in Selah Pumphreys Gedanken zu stehlen. Ich war sehr stolz auf mich.
    Zu meinem Entsetzen kam das nächste Mal, als die Tür aufging, Eric herein. Mein Herz schlug sofort rasend schnell, und ich fühlte mich einer Ohnmacht nahe. Es musste endlich aufhören, dass ich immer so reagierte. Wenn ich bloß »die Zeit, die uns gemeinsam vergönnt gewesen war« (wie einer meiner Lieblingsliebesromane es formulieren würde) so gründlich vergessen könnte, wie Eric sie vergessen hatte. Vielleicht sollte ich nach einer Hexe oder einem Hypnotiseur Ausschau halten und mir eine Dosis Gedächtnisverlust verpassen lassen. Ich biss mir in die Innenseite der Wange, richtig fest, und trug zwei Krüge Bier an einen Tisch mit zwei jungen Paaren, die die Beförderung des einen der beiden Männer feierten - zum Vorgesetzten von irgendwem, irgendwo.
    Eric sprach mit Charles, als ich mich wieder umdrehte, und auch wenn Vampire ziemlich eiskalte Mienen aufsetzen können, wenn sie miteinander zu tun haben, schien es mir doch offensichtlich, dass Eric mit seinem ausgeliehenen Barkeeper nicht zufrieden war. Charles war fast dreißig Zentimeter kleiner als sein Boss, und er hatte den Kopf in den Nacken gelegt, während sie sich unterhielten. Doch sein Rücken war gerade, seine Fangzähne blitzten ein wenig hervor, und seine Augen glühten. Eric konnte auch ziemlich Furcht erregend sein, wenn er wütend war. Und im Augenblick zeigte er eindeutig Zähne. Die menschlichen Gäste am Bartresen waren plötzlich alle bemüht, irgendwas anderes irgendwo anders in dem großen Raum zu tun, und schon bald würden sie irgendwas anderes in irgendeiner anderen Bar tun wollen.
    Ich sah, wie Sam nach einem Stock griff - eine echte Verbesserung im Vergleich zu den Krücken -, um aufzustehen und zu den beiden hinüberzugehen, und eilte an seinen Tisch. »Bleib, wo du bist«, sagte ich zu ihm, ziemlich entschlossen und leise. »Denk nicht mal dran, dich einzumischen.«
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und stand auch schon an der Bar. »Hi, Eric! Wie geht's dir? Kann ich dir irgendwie helfen?« Ich lächelte zu ihm hinauf.
    »Ja. Mit dir muss ich auch reden«, fauchte er.
    »Warum kommst du dann nicht mit? Ich wollte gerade mal kurz nach draußen, frische Luft schnappen.«
    Ich hakte mich bei ihm unter und zog ihn durch den Durchgang und den Flur entlang bis zum

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