Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
dieses Gespräch, das mir viel zu persönlich war, höflich beenden konnte.
    »Du warst bei ihm, als er angeschossen wurde, stimmt's?«
    »Ja, er war auf dem Weg zu seinem Wohnwagen und ich war auf dem Weg zu meinem Auto.« Ich wollte eindeutig festhalten, dass wir unterschiedliche Ziele hatten.
    »Und du hast nichts bemerkt?« Sweetie lehnte sich an die Hauswand und neigte den Kopf nach hinten, die Augen geschlossen, so als würde sie sich sonnen.
    »Nein, leider nicht. Wenn die Polizei den, der das tut, nur endlich finden würde.«
    »Hast du schon mal darüber nachgedacht, ob es einen Grund gibt, warum gerade auf diese Leute geschossen wurde?«
    »Nein«, sagte ich. Eine handfeste Lüge. »Heather, Sam und Calvin haben keine Gemeinsamkeit.«
    Sweetie öffnete eins ihrer braunen Augen und spähte mich an. »Wenn das ein Krimi wäre, würden sie alle dasselbe Geheimnis kennen oder wären Zeugen eines bestimmten Unfalls oder so was. Oder die Polizei würde herausfinden, dass sie alle Kunden ein und derselben Reinigung waren.« Sweetie schnippte die Asche von ihrer Zigarette.
    Ich entspannte mich etwas. »Ich verstehe, worauf du hinaus willst. Aber ich glaube, die Realität kennt keine so eindeutigen Muster wie ein Krimi über einen Serienmörder. Meiner Meinung nach wurden sie alle wahllos herausgepickt.«
    Sweetie zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hast du Recht.«
    Ich sah, dass sie einen Kriminalroman von Tami Hoag gelesen hatte, der in einer Tasche ihrer Schürze steckte. Sie tippte mit einem Finger auf das Buch. »Erfundene Geschichten sind einfach viel interessanter. Die Wahrheit ist so langweilig.«
    »Nicht in der Welt, in der ich lebe«, sagte ich.

       Kapitel 11
    An diesem Abend kam Bill in Begleitung ins Merlotte's. Das sollte wohl eine Revanche sein, weil ich Sam geküsst hatte; aber vielleicht war ich in dem Punkt auch zu eingebildet. Diese wandelnde Revanche war eine Frau aus Clarice. Ich hatte sie früher schon hin und wieder in der Bar gesehen. So eine schlanke Brünette mit schulterlangen Haaren. Danielle konnte es kaum erwarten, mir zu erzählen, dass es Selah Pumphrey war, die Immobilienmaklerin, die im letzten Jahr die Auszeichnung »Maklerin der Millionenerlöse« erhalten hatte.
    Ich hasste sie sofort, zutiefst und inbrünstig.
    Also lächelte ich so strahlend wie eine 1000-Watt-Glühbirne und brachte umgehend Bill ein warmes »TrueBlood« und ihr einen eiskalten Screwdriver. Und ich habe nicht mal in den Screwdriver gespuckt. Das war unter meiner Würde, sagte ich mir. Und außerdem war ich keine Sekunde allein gewesen.
    Obwohl das Merlotte's brechend voll war, beobachtete Charles mich aufmerksam. Der Pirat war bester Laune heute Abend und trug ein weißes Hemd mit weiten, gebauschten Ärmeln und marineblaue Dockers-Hosen, durch deren Gürtelschlaufen er als farblichen Kontrast ein helles Halstuch gezogen hatte. Seine Augenklappe passte exakt zu den Dockers und war mit einem goldenen Stern bestickt. Exotischer wurde es selten in Bon Temps.
    Sam winkte mich zu seinem kleinen Tisch herüber, den er ganz in eine Ecke gezwängt hatte. Sein Bein war auf einen zweiten Stuhl hochgelegt. »Alles in Ordnung mit dir, Sookie?«, murmelte er und drehte sich von den Gästen weg, damit ihm keiner seine Worte von den Lippen ablas.
    »Na klar, Sam!« Ich sah ihn erstaunt an. »Warum nicht?« In diesem Augenblick hasste ich ihn dafür, dass er mich geküsst hatte, und ich hasste mich dafür, dass ich darauf eingegangen war.
    Er verdrehte die Augen und lächelte einen flüchtigen Moment lang. »Ich glaube, ich habe dein Wohnproblem gelöst«, sagte er, um mich abzulenken. »Ich erzähle es dir später.« Und schon eilte ich wieder davon, um eine neue Bestellung aufzunehmen. Die Bar war völlig überfüllt an diesem Abend. Das wärmer werdende Wetter verbunden mit der Attraktion eines neuen Barkeepers hatte all die Optimistischen und Neugierigen ins Merlotte's gelockt.
    Ich hatte Bill verlassen, rief ich mir selbst stolz in Erinnerung. Obwohl er mich betrogen hatte, hatte er sich nicht von mir trennen wollen. Das musste ich mir ständig vor Augen halten, damit ich nicht jeden hasste, der hier Zeuge meiner Demütigung wurde. Denn von den Leuten hier kannte natürlich keiner die Zusammenhänge, und so gingen sie alle einfach davon aus, dass Bill mich wegen dieser brünetten Zicke verlassen hatte.
    Ich richtete mich kerzengerade auf, lächelte noch breiter und teilte geschäftig Drinks aus. Nach zehn

Weitere Kostenlose Bücher