Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop
und Herren! Willkommen in meinem Kuriositätenkabinett! Sehen Sie sich die hässlichste Frau der Welt an, staunen Sie über den stärksten Mann der Welt! Sie alle sind heute allerdings nur das Vorprogramm, denn heute Abend zeigen wir Ihnen einen königlichen Kampf, wie ihn noch nie jemand gesehen hat. Monster gegen Bestie. Wer wird gewinnen? Und wer möchte darauf wetten? Dies ist ein Tod, der einige Leute reich machen wird.«
Die Menge drängte sich enger um das Kassenhäuschen und umschwärmte mich wie eine Masse hungriger Insekten.
Gallagher grinste mich an. » Schaffen Sie sie rein und lassen Sie sie wetten.«
Und so streckte ich die Hand aus und sammelte ihre Münzen und orangefarbenen Eintrittskarten ein, während ich dem beständigen Drang widerstand, ihnen das Genick so mühelos wie einen Zweig zu brechen und ihnen dann das Blut auszusaugen.
Kapitel Achtzehn
Sobald ich die allerletzte Eintrittskarte und den allerletzten Dollar in Empfang genommen hatte, schlüpfte ich hinter einem übergewichtigen Mann– der in jeder Faust einen schweißgetränkten Stapel Geldscheine hielt– in das Zelt. Die Luft war zum Schneiden dick vom Gestank nach Schweiß, Sägespänen und Blut.
Die Leute schlenderten in der Arena herum und blätterten gerne eine zusätzliche Summe hin, um den starken Mann und die tätowierte Dame anzugaffen, die sich entlang des Zeltrandes hinter dicken schwarzen Vorhängen in ihren Kulissen verbargen. Der größte Teil der Menge aber scharte sich um Jasper. Unter lauten Rufen und Handzeichen wurden hohe Wetten platziert, und die Geldscheine wechselten stapelweise den Besitzer. Jasper nuckelte glücklich an seiner durchweichten Zigarre und lachte.
Seeleute rissen fremdländische Währungen aus ihren Börsen. Einige Halbwüchsige legten ihre Münzen zusammen. Gut gekleidete Männer mit Krawatten schwenkten Goldmünzen.
» Kampf, Kampf, Kampf!«, begann ein rotgesichtiger Mann zu brüllen. Sofort stimmten die Leute um ihn herum ein. Drei gut gekleidete Frauen, die das lockige Haar hochgesteckt trugen, sahen einander an, kicherten und schlossen sich dem Chor dann ebenfalls an, und ihre Altstimmen bildeten einen deutlichen Kontrast zu den Baritonstimmen der Männer.
Gallagher kam ins Zelt stolziert und bahnte sich mit seinem Gehstock einen Pfad durch die Menge. Die Leute drehten sich um und reckten den Hals, um einen Blick auf ihn zu erhaschen, als er sich vor dem Kampfring positionierte; im Zirkuszelt war er eine ebenso große Attraktion wie all seine Kuriositäten. Schließlich war dies der Mann, der einen Vampir gefangen hatte!
Sei stark, Bruder. Ich dachte an die vielen Kämpfe in Mystic Falls, aus denen Damon als Sieger hervorgegangen war. Damon hatte diese Auseinandersetzungen zwar nie provoziert, war aber immer ein guter Kämpfer gewesen, der seine Hiebe schnell und intelligent platziert hatte. Auch deshalb hatte er in der Armee ein so hohes Ansehen genossen. Aber jetzt, im Kampf gegen einen Berglöwen, vor allem, nachdem er tagelang nichts getrunken hatte… Ich schauderte.
» Bruder?«, wisperte ich zaghaft in einer Lautstärke, von der ich wusste, dass sie nur seine Ohren erreichen würde. Ich hoffte auf irgendeine Art von Antwort, obwohl ich mir nicht einmal sicher war, dass er mich tatsächlich hörte. Wenn, so antwortete er nicht.
» Meine Damen und Herren, jetzt wollen wir Ihnen unsere Kämpfer vorstellen!« Gallaghers Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Zwei Tierwärter mit Lederhandschuhen und hohen Stiefeln, die ihnen bis über die Knie reichten, schoben einen Raubtierkäfig in den Ring. Darin thronte der Berglöwe. Er hatte ein gräulichgelbes Fell und gelbe Zähne und wirkte trotz seines mageren Körpers brutal. Und hungrig. Wie aufs Stichwort stieß er ein Brüllen aus.
» In der einen Ecke des Rings sehen Sie den Berglöwen. Aber dies ist keine gewöhnliche Wildkatze. Diese Bestie ist der leibhaftige Rächer von Alberta! Er kam aus Kanada hierher, auf der Suche nach dem Jäger, der seine Gefährtin getötet hatte. Er hat den Jäger, dessen Frau und all seine Kinder ausgeweidet, bis auf das jüngste: Der Löwe fraß zwar dessen Beine, den Rest des Jungen aber ließ er am Leben, damit er die Geschichte weitergeben konnte. Seither haben Sie die Taten des Berglöwen sicher in den Zeitungen verfolgt, während er sich an unschuldigen Menschen vergriff. Heute Abend ist er hier, nachdem es uns gelungen ist, ihn bei dem Versuch zu fangen, sich auf dem Weg zu den Anden in
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