Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop
wird nicht gut für dich ausgehen.
Er hatte recht behalten. Denn obwohl ich nicht wusste, ob ich Callie küssen oder beißen wollte, wusste ich doch, dass ich sie wollte.
Kapitel Dreiundzwanzig
Eigentlich dürfte ich kein Herz haben. Vor fast drei Wochen hat eine Kugel es durchschlagen, und niemals mehr wird es mir mein eigenes Blut durch den Leib pumpen. Das einzige Blut, das jetzt durch meine Adern rinnt, ist das der Personen, die ich zufällig angreife. Und doch lässt irgendetwas an Callie mein totes Herz flattern und das fremde Blut schneller durch meinen Körper fließen.
Ist das wirklich so? Oder ist es eine bloße Erinnerung an etwas, das früher einmal war? Damon hatte mir einst vom Schlachtfeld erzählt und davon, dass die Männer im Lazarett immer noch von qualvollen Schmerzen in den Beinen geweckt wurden oder wegen einer schmerzenden Hand weinten, obwohl ihnen diese Gliedmaßen bereits amputiert worden waren. Während diese Männer Phantomglieder hatten, scheint es, als hätte ich ein Phantomherz.
In meiner kurzen Zeit in New Orleans habe ich einiges über meine Macht gelernt. Sie hat mich angetrieben, durch sie bin ich gereift, sie macht mich zu einem Vampir. Aber sie ist nicht die einzige Fähigkeit, die ich besitze. Wenngleich jene andere nicht erregend oder berauschend oder gefährlich ist, sondern weltlich und lästig – die Ausübung von Kontrolle über meine Macht. Ich musste lernen, meine Triebe zu unterdrücken, um mich anzupassen und bei Lexi bleiben zu können.
Doch als ich mit Callie das Varieté besuchte, war es, als bestünde zwischen meinen beiden Fähigkeiten ein Missverständnis und als drohe eine jede, die andere in einem heftigen Kampf in meiner Brust zu vernichten.
Jetzt ist Callie ständig in meinen Gedanken. Die Anordnung der Sommersprossen auf ihrer Haut. Ihre langen Wimpern. Ihr strahlendes Lächeln. Ich kann nicht umhin, sie und die ihr eigene Macht zu bewundern. Wie sie die Aufmerksamkeit und den Respekt der Angestellten ihres Vaters gewinnt; wie sie weich wird, wenn es um mich geht; wie sie sich in einem unbeobachteten Moment an mich schmiegt.
Ich denke an meine Hand in ihrer.
Und wann immer ein Bild von Callie in mein Bewusstsein dringt, verfluche ich mich. Ich sollte stärker sein. Ich sollte nicht an sie denken. Ich sollte sie mir aus dem Kopf schlagen, sie als dummes kleines Mädchen abschreiben, das sich glücklich schätzen kann, wenn ich es am Leben lasse.
Aber tief im Innern weiß ich trotz meiner Macht, dass Callie die Kontrolle über mich hat – über mich und mein Phantomherz.
Als ich am nächsten Morgen zum Jahrmarkt zurückkehrte, hatte ich nur eines im Kopf: Damon zu befreien.
» Hallo, mein Freund!« Arnold, der stärkste Mann der Welt, trat aus einem der Zelte.
» Hallo«, murmelte ich.
Hinter ihm erschien die tätowierte Frau und sah mich fragend an. Ohne ihre getuschten Tätowierungen war sie tatsächlich recht hübsch, mit hohen Wangenknochen und großen, forschenden Augen. » Was machst du hier?«
Ich brummte etwas Unverständliches.
» Du wirst dich wohl bei Callie entschuldigen wollen.« Sie zeigte am Zelt vorbei.
Also hatte Callie ihren Freunden bereits von unserem katastrophalen Abend erzählt. Genau wie ich befürchtet hatte. Ich durchstreifte das Gelände, bis ich Callie sah; sie kniete über einem Schild aus Birkenholz, das am Boden lag. Ihr Arbeitsanzug war mit Farbe bespritzt, und sie hatte sich das rote Haar auf dem Kopf zusammengebunden und es mit dem langen Griff eines schmalen Farbpinsels festgesteckt. Auf dem Schild stand: EIN PENNY FÜR EINEN BLICK : EIN ECHTER , LEBENDER , HUNGRIGER VAMPIR . TRETEN SIE EIN , WENN SIE ES WAGEN !
Darunter befand sich die grobe Zeichnung eines Vampirs. Verlängerte Reißzähne, blinzelnde Augen und Blut, das aus beiden Mundwinkeln lief. Die Züge glichen Damons, aber Callie hatte sich ganz offensichtlich von der Vorstellung des vergangenen Abends inspirieren lassen.
Callie schaute auf und ertappte mich dabei, wie ich sie anstarrte. Ihr Mund formte sich zu einem O, und sie ließ den Pinsel in ihrer Hand auf das Bild fallen. Ein großer, schwarzer Klecks prangte auf Damons Gesicht.
» Sehen Sie sich nur an, was jetzt Ihretwegen passiert ist«, rief sie wütend.
Ich stopfte die Hände in die Taschen und schnupperte verstohlen nach einer Spur von Damon. » Es tut mir leid.«
Callie seufzte verärgert. » Ich brauche Ihre Entschuldigungen nicht. Sie müssen lediglich aufhören, mich
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