Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop
als Wasser.
Ich sank in den brackigen Ufersand, legte mich seufzend auf den Rücken und ließ die fahle Novembersonne auf mich scheinen. Ich weiß nicht, wie lange ich so dagelegen hatte, als gedämpfte Schritte den Boden unter mir leicht erschütterten.
Ich seufzte. Ich wusste nicht, was ich zu finden gehofft hatte, als ich zum See gelaufen war, aber meine Ruhe endete jäh, als Callie sich jetzt neben mich setzte.
» Alles in Ordnung?«, fragte sie und warf einen kleinen Stein in den See, der mit einem dumpfen Platschen versank. Sie sah mich nicht an.
» Ich habe einfach… könnten Sie mich einfach in Ruhe lassen?«, murmelte ich. » Bitte.«
» Nein.«
Ich richtete mich auf und sah ihr direkt ins Gesicht. » Warum nicht?«
Callie schürzte die Lippen und legte die Stirn in Falten, als überdenke sie ein kompliziertes Problem. Dann streckte sie zögernd ihren winzigen kleinen Finger aus und zeichnete die Umrisse meines Lapislazulirings nach.
» Das Ungeheuer hat auch so einen Ring«, bemerkte sie.
Entsetzt riss ich die Hand zurück. Wie hatte ich unsere Ringe nur vergessen können?
Callie räusperte sich. » Ist der Vampir, ist er Ihr… Bruder?«
Mir gefror das Blut in den Adern, und ich sprang auf.
» Nein, Stefan! Bleiben Sie.« Callies grüne Augen waren groß, ihre Wangen gerötet. » Bitte. Bleiben Sie. Ich weiß, was Sie sind, und ich habe keine Angst.«
Ich wich einen Schritt zurück. Mein Atem ging in schnellen Stößen. Mir schwirrte der Kopf, und erneut packte mich die Übelkeit. » Wie können Sie wissen, was ich bin, und mich nicht fürchten?«
» Sie sind kein Ungeheuer«, erwiderte sie schlicht. Dann stand sie ebenfalls auf.
Für einen Moment standen wir einfach da, sprachen nicht, atmeten kaum. Eine Ente schwamm in einem weiten Bogen über den See. In der Ferne wieherte ein Pferd. Und der Geruch von Kiefern kitzelte mich in der Nase. Dann bemerkte ich, dass Callie sämtliches Eisenkraut aus ihrem Haar und ihrem Armkettchen entfernt hatte.
» Wie können Sie das sagen?«, fragte ich schließlich. » Ich könnte Sie binnen einer Sekunde töten.«
» Ich weiß.« Sie schaute mir in die Augen, als suche sie nach etwas. Vielleicht nach meiner Seele. » Und– warum haben Sie es noch nicht getan? Warum tun Sie es jetzt nicht?«
» Weil ich Sie mag«, antwortete ich zu meiner eigenen Überraschung.
Der Anflug eines Lächelns huschte über ihre Lippen. » Ich mag Sie auch.«
» Sind Sie sich da sicher?« Ich ergriff ihre Hände. » Denn wenn ich Sie berühre, weiß ich nicht, ob ich Sie küssen will oder… oder…«
» Küss mich«, stieß sie atemlos hervor. » Und denk nicht über das oder nach.«
» Ich kann nicht. Wenn ich es tue, wird es immer weitergehen.«
Callie kam näher. » Aber du hast mich gerettet. Als dein… Bruder sich auf mich gestürzt hat, hast du ihm den Pflock in den Leib gerammt. Du hast deinen eigenen Bruder fast gepfählt. Für mich.«
» Nur in den Bauch, nicht ins Herz«, stellte ich fest.
» Trotzdem.« Sie legte mir eine Hand auf die Brust, direkt auf die Stelle, an der früher mein Herz war. Ich zuckte zusammen und versuchte, ihren Duft nicht einzuatmen.
Bevor ich reagieren konnte, zog sie eine Nadel aus ihrer Tasche und stach sich in den Zeigefinger. Ich erstarrte.
Blut.
Nur ein einziger Tropfen, der auf der Spitze ihres Fingers balancierte, wie ein Rubin.
Gott, Callies Blut. Es roch nach Zedernholz und dem süßesten Wein. Mein Gesicht war schweißnass, meine Atmung schwer. Meine Sinne schärften sich, und meine Reißzähne pulsierten. In Callies Augen blitzte Furcht auf, und Furcht verströmte auch ihr Körper.
Plötzlich zogen meine Reißzähne sich zurück. Ich fiel keuchend auf den Rücken.
» Siehst du, du bist kein Ungeheuer«, erklärte sie energisch. » Nicht so wie er.«
Der Wind frischte auf, fuhr durch Callies Haar und kräuselte es wie die Wellen auf dem See. Sie schauderte, und ich erhob mich und zog sie an mich.
» Vielleicht«, flüsterte ich ihr ins Ohr und sog ihren berauschenden Duft in mich auf, mein Mund nur Zentimeter von ihrem Hals entfernt. Ich konnte es nicht ertragen, ihr von all den Leben zu erzählen, die ich ausgelöscht hatte, ihr zu erzählen, dass Damon mich für das Ungeheuer hielt. » Aber Damon ist mein Bruder. Und es ist meine Schuld, dass er da hineingeraten ist.«
» Soll ich dir helfen, ihn zu befreien?«, stieß sie mühsam hervor, als hätte sie die ganze Zeit über gewusst, dass unser Gespräch zu
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