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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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abgetrennte Köpfe, um Reisende abzuschrecken. Aber größtenteils sind die Jamaikaner freundliche Menschen, die von den Gaben leben, welche ihnen die Natur großzügig aus der gehaltvollen vulkanischen Erde der Insel und der umgebenden See zur Verfügung stellt. Das Wenige, das sie haben, teilen sie mit der Generosität von Menschen, die zwischen den Phasen des Überflusses auch Hunger und Unglück erlebt haben.
    Eine Bucht im Norden unterscheidet sich jedoch in vielfacher Hinsicht von anderen Gegenden. Hier werden die Prä-2022-Gebäude so gut instand gehalten, wie es die Materialien vor Ort gestatten, wenn auch ein von der See ausgeweidetes, mehrstöckiges Hotel unberührt an seinem Platz direkt am Strand steht. Hunderte weißer
Holzbungalows mit Strohdächern liefern ein hervorragendes Beispiel dafür, was sich aus Lehm, Laub und Kokosfasern machen lässt. Zwei große Holzpalisaden ziehen sich von den hohen Bergen aus kilometerweit nach Westen zu einer großen, ovalen Erhebung oberhalb des flacheren Gebiets im Süden und Osten. An die Palisaden schließen sich auf gerodetem Dschungelland Reis- und Maisfelder an.
    Segelschiffe tüpfeln nun einen breiten, aus Beton erbauten Pier, der vor langer Zeit als Liegeplatz für Kreuzfahrtschiffe diente. Am Ende des Piers liegt ein graues, verrostetes Schiff, ein Relikt der Alten Welt, das die Mitte der Bucht beherrscht wie ein Burgturm. Neun Meter Wasser trennen das Schiff von dem Pier. Eine Pontonbrücke führt zu einem Tor, groß genug, mit einem Truck auf das Schiff zu fahren. Es ist ein sonderbares Schiff, vier Decks umfassende Aufbauten ragen über dem Bug auf, unter ihnen liegt ein hundert Meter langes ehemaliges Flugdeck mit einem isoliert stehenden Schornstein. Am oberen Ende des Schornsteins hängt eine weiße Flagge mit einem roten Kreuz, die bisweilen in der wechselhaften Mittagsluft flattert.
    Weiter draußen in der Bucht kann man an einem ruhigen Tag ohne Schwierigkeiten die Umrisse von Korallen überwucherter, gesunkener Schiffe im seichten Wasser erkennen, die eine schützende Unterwassermauer vor dem Hafen bilden, welche nicht durch Bojen gekennzeichnet ist. Am Südende begrenzt den großen Betonpier ein Tor unter einem Wachturm, das den Seehandel mit dem Landhandel verbindet.
    Dies ist Jayport, Heimat der Flottille des Kommodores. Die Geschichte der Stadt, die zu lang ist, sie hier wiederzugeben, reicht zurück bis in die letzten Tage des Jahres 2022, als zwei Schiffe der Royal Navy und ein Fahrgastschiff voller Flüchtlinge herkamen und ein schwimmendes Krankenhaus einrichteten. Dieses menschliche Treibgut einer Welt, die nicht mehr existiert, bildete schließlich eine Allianz mit einer Gruppe von Inselschiffern. Heute durchstreifen ihre gemeinsamen Kinder die Karibik von der texanischen Küste bis nach
Grenada und berauben die kurischen Herrscher, wie ihre englischen Vorläufer die Küste des spanisch besetzten Festlands und die französischen Kolonien heimgesucht hatten.

    David Valentine stand auf der Brücke der Thunderbolt , als sie sich dem Hafen von Jayport näherten. Das Schiff bahnte sich einen Weg durch Riffe, die größtenteils mit bloßem Auge nicht erkennbar waren. Nur an zwei Stellen brach sich die Brandung an Korallenhindernissen, die knapp über die Wasseroberfläche hinausragten. Ein Fischkutter wies ihnen den Weg wie ein Pilotfisch, der vor dem grauen Leib eines Hais schwamm. Hinter ihnen folgte die elegante Pyramide aus Holz und Segeln, der Drei-Mast-Klipper Rigel . Er hatte die Segel gerefft, um seine Position hinter dem langsam dahindümpelnden Kanonenboot zu halten.
    Im hellen Sonnenlicht kniff Valentine die Augen zusammen. Das Licht brach sich in dem Panzerglas der Brücke, glitzerte spinnwebenförmig in den Rissen im Glas der Bullaugen, die von der Schießerei der vergangenen Nacht zurückgeblieben waren. Carrasca, kommandierender Offizier der siegreichen Mannschaft, verfolgte die Fahrt der Thunderbolt von der seitlichen Brückennock aus, die über das Schiff hinausragte. Ihr schwarzes Haar, das sie nun offen trug, flatterte wie ein Banner im Wind. Sie behielt den Kurs der Thunderbolt genau im Auge, so, als würde kein Boot sie an den Riffen vorbeiführen, die den Hafen schützten. Der Pirat am Ruder trug einen ärmellosen, an den Knien abgeschnittenen Overall und stand, die stämmigen Beine gespreizt, wie ein Fels auf Deck. Er sah eher aus wie jemand, der viel Zeit damit verbrachte, mit einer Pinne zu kämpfen, statt das

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