Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
über Nacht die Gegend aus. Möchtest du mit uns kommen?«
»Ja, Sir!«, antwortete Hank, und seine Stimme überschlug sich vor Aufregung.
»Dann geh und frag deine Eltern. Wenn sie einverstanden sind, läufst du uns einfach hinterher.«
»Danke, Mr Ghost«, sagte der Junge eifrig und rannte zu dem Wagen.
Valentine und Ahn-Kha zogen in den Wald. Nach ungefähr hundert Metern tippte Valentine Ahn-Kha auf die Schulter.
»Zeit für die erste Lektion«, sagte er. »Geh weiter.«
Valentine hielt sein Messer mit Scheide in der Hand und wartete neben dem Pfad. Ahn-Kha verschwand im Gestrüpp und hinterließ dabei eine grogbreite Spur. Bald hörten sie die Schritte des Jungen, als Hank herbeirannte, um zu Ahn-Khas pelzigem Rücken aufzuschließen.
Als Hank ihn passierte, trat Valentine hinter einem Baum hervor. Flink wie ein Schlächter umfasste er den schmalen Jungen mit dem linken Arm und legte die Scheide des Messers an seine Kehle. Hank kreischte vor Furcht.
»Ich bin’s nur, Hank«, sagte Valentine und ließ ihn frei. »Renn nicht so nahe an Bäumen vorbei, die groß genug sind, dass sich jemand dahinter verstecken kann.«
»Sie hätten mich nicht gleich packen müssen!«, protestierte der Junge.
»Klopft dir jetzt das Herz?«, fragte Valentine.
»Ja. Ich mag es nicht, wenn mich jemand packt.«
»Dann sei ein bisschen vorsichtiger, wenn du durch den Wald streifst. Vor langer Zeit auf der anderen Seite von Arkansas waren zwei Freunde und ich nicht vorsichtig genug. Sie sind beide tot. Ein Egel ist hinter einem Baum hervorgekommen und hat sich Gil geschnappt, so einfach, wie du ein Kaninchen mit deiner Schleuder erlegst.«
»Egel? Das ist ein anderes Wort für einen Schlächter, nicht wahr? Wir sollten sie Visor nennen.«
»Weißt du, wie das alles funktioniert, Hank?«
»Ich weiß, dass die Vis… die Schlächter Blut trinken.«
»Ein Schlächter ist nur eine Marionette. Jemand anderes zieht die Fäden. Wir nennen sie die Kur, weil sie von einem fernen Planeten namens Kur gekommen sind. Sie ernähren sich mit Hilfe der Schlächter, weil es für sie ungefährlicher ist, wenn sie sich die Energie durch sie beschaffen, falls der Spender sich zur Wehr setzt.«
»Diese Energie, die sie sich holen, das ist etwas, das in uns drin ist, oder? Wie unsere Seelen«, fragte Hank.
Die Worte wirkten auf Valentine, als hätte der Bursche ihm einen Tritt in den Magen versetzt. Er dachte an die Gräber seiner Eltern, seines Bruders und seiner Schwester, die in Minnesota umgekommen waren, als er elf Jahre alt war. Er hatte Vater Max gefragt, ob jemand ihre Seelen gefressen hätte. »Das weiß niemand. Ja, es ist etwas, von dem Menschen mehr haben als andere Lebewesen. Der Mann, der mich großgezogen hat, hat es ›Aura‹ genannt. Intelligente Wesen haben mehr Aura als Hunde oder so was. Darum nähren sie sich von uns.«
»Bei einem Marsch der Ehrengarde sind wir mal an einem Schlächter vorbeigelaufen. Sie haben uns Häuser niederbrennen lassen. Der Schlächter hat sich nicht bewegt. Er hat uns nur aus seinen leeren, kalten Augen angestarrt wie eine Schlange auf einem Felsen.«
»Leer und kalt passt«, sagte Valentine.
»Darum haben also alle ständig Angst. Weil sie fürchten, die Schlächter könnten sie holen.«
»Darum machen die Leute mit. Die Leute, die ihnen dienen, bekommen Abzeichen oder Karten oder Schmuckstücke, die bedeuten, dass die Schlächter sie nicht anrühren dürfen.«
Hank nickte. »Ja, davon haben wir in der Ehrengarde gehört. Unser Führungsoffizier hatte irgendeine Urkunde, in der stand, dass seine Familie so wichtig wäre, dass ihr nichts zustoßen durfte. Ich habe ihn gehasst. Echter Dallas-Abschaum war das.«
»Du bist hier in den Ozarks aufgewachsen, oder?«
»Ja, im Grenzland. Mein Pa ist früher nach Texas gegangen und hat dort Sachen für uns gestohlen oder gegen Pferde eingetauscht. Er hat irgendwie für das Kommando Süd gearbeitet; jedenfalls haben die ihm immer was gegeben, wenn er ihnen Pferde gebracht hat.«
»Du weißt noch, wie es früher im Freien Territorium war, stimmt’s?«
»Ja. Das ist ja alles erst im letzten Frühjahr oder Sommer passiert. Ich habe viele Kämpfe mitbekommen. Und dann hatten plötzlich neue Leute das Sagen. Mein Pa war da gerade in Texas; als er zurückgekommen ist, hat er gesagt, wir müssten für eine Weile tun, was sie sagen.«
»Bevor die gekommen sind, hat es dir hier besser gefallen, oder?«
»Ja. Mama war viel fröhlicher, obwohl sie
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