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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Sträußen. Ich hätte längst zu Hause sein müssen, hatte jedoch getrödelt und nach Florin Ausschau gehalten, der sich mitunter in dieser Gegend herumtrieb. Schon als ich auf die Wiese lief, wusste ich, er war in der Nähe, und daher fühlte ich mich befangen. Der Saum meines Kleides war vom Gras feucht geworden, und der Rock klebte an meinen Beinen, so dass sich darunter der Umriss meines jungen Körpers abmalte. Die Dämmerung vertiefte sich, doch ich bückte mich weiter nach den Blumen. Furcht verspürte ich keine, denn jedes Mal, wenn ich Florin einen verstohlenen Blick zuwarf, sah ich ihn lächeln. Zuletzt richtete ich mich auf und schaute ihn offen an. Er winkte mich zu sich. Und ich, närrisch und neugierig, wie ich war, wurde von seinen dunklen Teufelsaugen angelockt und ging hin. Er nahm meine Hand, hob mich auf sein Pony und brachte mich fort. Es dauerte nicht lange, bis ich auf dem Bett der Verdammnis lag und die Blumen unter mir zerdrückte. Mehr als einmal habe ich mich später gefragt, wie mein Leben verlaufen wäre, hätte ich an jenem Tag einen anderen Weg eingeschlagen und wäre nicht zum Blumenpflücken gegangen. Aber vielleicht war diese Begegnung mein Schicksal, etwas, dem ich nicht entrinnen konnte, weil es mit Geisterhand bereits auf meiner Seele geschrieben stand.
    Nach jener langen Nacht erwachte ich in meinem Bett, schwach, blass und halbtot vor Blutverlust. Mar-Mar saß auf einem Stuhl bei mir und weinte. Sie ließ Ärzte kommen und versuchte, mich mit jeder Zauberformel, die sie kannte, zu retten. Breiumschläge und Brustwickel wurden mir gemacht, doch nichts half. Ich wälzte mich im Delirium. Noch immer entsinne ich mich meiner Fieberträume. Sie waren abstoßend, bizarr und erotisch. Auch dass ich unentwegt nach meinem Liebsten rief, seinen Namen schrie, bis ich heiser war, ist mir noch im Gedächtnis. Ich rief sogar noch nach ihm, als kein Ton mehr über meine blutleeren Lippen kam.
    In der Nacht suchte Florin mich abermals auf. Er landete auf dem Fenstersims und zischte Mar-Mar zu, es sei ohnehin zu spät. So erschöpft ich auch war, blickte ich zu ihm auf wie zu einem Gott. Mar-Mar flehte mich an zurückzubleiben, doch ich erhob mich und strebte ihm entgegen, wurde in meinem weißen Nachthemd wie von Feenflügeln getragen. Florin schloss mich in die Arme, und wir flogen zu einem nebelverhangenen Zigeunerwagen unter hohen Lärchen. Wenig später war mein weißes Nachthemd rotbefleckt und die Tat unwiderruflich vollbracht.
    Ich rüttelte mich aus meiner Versunkenheit auf, betrachtete das Handy – und wählte Darius’ Nummer. Er nahm sofort ab.
    »Darius? Ich bin’s, Daphne.«
    »Hallo«, sagte er leise und sanft.
    »Bist du beschäftigt?«
    »Nein, eben fertig geworden. Aber das erzähle ich dir später. Ich wollte dich auch gerade anrufen.«
    »Klar.«
    »Im Ernst. Ich muss unentwegt an dich denken.«
    Er hielt mich wohl für ziemlich trottelig. Wenn er unentwegt an mich gedacht hätte, hätte er mich ja wohl angerufen. »Sprücheklopfer!«, sagte ich säuerlich und hatte beinahe die Austaste gedrückt.
    Darius’ Stimme wurde bittend. »Ehrlich, Daphne. Ich hätte dich angerufen, aber ich war seit Tagesanbruch an einem Ort, an dem mein Handy keinen Empfang hatte. Ich muss mit dir reden. Können wir uns heute Abend treffen? Es gibt ein paar Dinge, die ich mit dir durchgehen möchte.«
    »Deshalb rufe ich ja an«, entgegnete ich. »Wir müssen dringend unser weiteres Vorgehen abstimmen.« Wie ich lügen konnte! Ein geschäftliches Treffen war so ungefähr das Letzte, was ich mir unter einem Samstagabend mit Darius vorstellte. »Ich bin mit ein paar Freunden auf dem Weg von Westchester in die Stadt. Willst du dich mit uns treffen? Warte mal einen Moment.« Ich drückte das Gespräch fort und unterbrach Benny und Louis, die sich gerade über ausländische Filme unterhielten, insbesondere darüber, ob Fellinis
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war. »Hört mal«, sagte ich, »ein Vampirclub kommt für mich nicht in Frage. Wie wär’s stattdessen mit der Library Bar im Hudson Hotel an der Achtundfünfzigsten Straße West?«
    Benny antwortete: »Ganz wie du willst. Uns ist alles recht.«
    Ich gab Darius die Adresse durch und sagte ihm auch, wann wir ungefähr da sein würden. Dann beendete ich das Gespräch.
    Louis wandte sich an mich. »Glaubst du nicht auch, dass es vom Geschlecht abhängt, welche Filme man mag oder nicht? Ich finde, es

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