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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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nichts weiter als ein Stück Papier – bis darauf die richtigen Zahlen angekreuzt sind.
    »Fällt dir noch was auf?«, fragte ich Benny.
    »Nein. Sieht aus, als hätten sie sich alles geschnappt und die Beine in die Hand genommen. Was meinst du, sollen wir einen Krankenwagen rufen?«
    »Wozu? Mr.Schneibel kann niemand mehr helfen. Lass uns verschwinden.« Ich warf noch einmal einen Blick auf den Toten und sah aus einer Jackentasche ein weißes Köpfchen hervorlugen. »Gunther!«, rief ich.
    »Wer?«, fragte Benny.
    »Mr.Schneibels Haustier.« Mit vorsichtigen Schritten näherte ich mich dem toten Mann und holte Gunther sanft hervor. Er quiekte und schaute mir in die Augen, zitternd und mit blutbefleckten Pfoten. Ich strich ihm über den Kopf. »Armes glattes, geducktes, angstvolles Tierchen«, zitierte ich flüsternd Bobby Burns. »O welche Panik steckt in deinem Brüstchen.« Ich öffnete meine Handtasche, machte aus meiner Kleidung eine Art Nest und setzte Gunter behutsam hinein. »Keine Angst, Kleiner«, murmelte ich. »Ich lass dich hier nicht allein zurück.«
    »Ich rufe besser mal Louis an«, sagte Benny.
    Sie klappte ihr Handy auf und tippte die Nummer ein. »Lou, Süßer, hier ist Benny. Wo steckst du? – Warte. Wiederhol das noch mal langsam. – Gut. Wir brauchen zehn Minuten. Ist sonst noch jemand da? – Nein? Noch besser. Halte die Stellung. – Nein, warte lieber. Wir gehen zusammen rein. – Bis gleich.« Benny klappte ihr Handy zu und schaute mich an. »Louis ist den drei Typen bis rüber nach Jersey City gefolgt. Sie sind im Erdgeschoss eines Reihenhauses. Nicht weit entfernt vom Fluss. Das finden wir. Also los. Mischen wir die Typen auf!« Benny fing an zu lachen.
    »Wird auch Zeit.« Ich warf einen letzten Blick auf die Leiche des alten Mannes inmitten der zerschlagenen Masken. Unter meinem Blick begannen die Knochenstücke ringsum zu schimmern und wurden weißer. Schneibels Blut fing an zu gerinnen. An der Wand war ein Spiegel, der meine dunkle Gestalt wiedergab. Als ich hineinsah, zersprang er.
     
    Wie schwarze Schatten flogen wir durch die Nacht, entlang dem schwarzglänzenden Band des Hudson River. Geschmeidig hoben und senkten wir uns wie Drachen an einer unsichtbaren Leine, auf dem Fell glitzernde Tautropfen von der feuchten Luft. Ohne Gedanken segelte ich dahin, bestand nur noch aus den Wahrnehmungen meiner Sinne, spürte kalten Wind, roch scharfen Wassergeruch, erkannte an einem fernen frostigen Ufer blasse Lichter. Und so folgte ich Bennys zügigem Flug nach Westen.
    Louis hatte sich verwandelt und stand verborgen in der Dunkelheit an einem heruntergekommenen Haus in einem der Slums von New Jersey. Durch die kahlen Äste einer Platane, die im Wind ächzten, fiel das Licht einer Straßenlaterne und warf unruhige Schatten auf den Boden. Wie ein Gesicht kam mir das verwitterte Holz der Hausfassade vor, als wäre es gezeichnet vom harten Leben und den verlorenen Träumen der Bewohner. Hoffnungslosigkeit waberte wie Nebelschwaden ringsum.
    Ich wünschte, wir hätten uns abgesprochen, ehe wir wie Phantome den engen Weg zwischen den Reihenhäusern hindurchflogen, in den von Unkraut überwucherten Garten glitten und durch die Hintertür ins Haus hineinbrachen. Tatsache ist jedoch, dass wir kaum ein Wort wechselten. Doch noch immer habe ich das Gefühl, als wäre das, was danach geschah, meine Schuld gewesen.
    Die drei Männer, die Bonaventure die Diamanten geliefert hatten, saßen in der Küche, in der aus einem Radio auf dem Tresen arabische Musik dröhnte. Auf dem Tisch standen eine aufgerissene Pizzaschachtel und Coladosen. All diese Dinge nahm ich gestochen scharf wahr, während sich das Geschehen vor mir in Zeitlupe abspielte. Die Männer schrien auf und stießen sich vom Tisch ab. Einer zog eine Waffe und ballerte ziellos umher. Eine Kugel prallte vom Kühlschrank ab. Der Mann rannte zur Tür. Louis war derjenige, der ihn blitzschnell ergriff, ihm mit den Klauen den Rücken aufriss, die Zähne bleckte und sie ihm in den Nacken schlug. Ich konnte nichts dagegen tun, denn ich war vollauf mit einem anderen beschäftigt, einem kleinen dunkelhäutigen Mann, der sich brüllend ein Messer vom Tisch geschnappt hatte, damit durch die Luft fuhr und mich um Armlängen verfehlte. »Idiot!«, zischte ich, blockierte den nächsten Vorstoß mit dem Arm, so dass das Messer zur Spüle flog, und hieb ihm die freie Faust auf den Nasenrücken. Blutbäche sprudelten hervor, doch ich verspürte keinen

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