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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Hunger, so sehr hatte mich die Kampfeswut gepackt. Der Mann sank auf die Knie. Ich trat unter seinen Kiefer, sein Kopf flog in den Nacken, und er stürzte um wie ein Kegel auf der Bowlingbahn.
    Unterdessen war Benny mit ihrem Opfer zugange, einem kläglichen Häufchen Mensch, das sich vor ihr duckte. Er hatte nicht einmal den Versuch gemacht, sich zu wehren, sondern war vor schierem Entsetzen in die Knie gegangen. Benny umfasste seinen Hals, drückte zu und unterbrach seine Blutbahn mit dem gleichen Geschick, wie ich es vor kurzem selbst erfahren hatte. Die Augen des Mannes verdrehten sich, er verlor das Bewusstsein und fiel auf die Seite. Gleich darauf zog Benny den Radiostecker aus der Wand, riss die Schnur aus dem Gerät, zerrte die Hände des Mannes hoch und fesselte ihn an ein Rohr der Küchenheizung. Zum Abschluss raffte sie ein paar Servietten aus der Pizzaschachtel und stopfte sie ihm in den Mund. Danach tauschten wir einen stummen Blick. Wir wussten, was Louis getan hatte, doch es war zu spät, um einzugreifen.
    Als wir uns umwandten, erblickten wir den schlaffen Körper in Louis’ Armen. Er ließ ihn fallen. Louis schaute uns an, mit geröteten Lidern, blutüberströmten Reißzähnen, die durchscheinenden grünen Augen wie im Wahn. Grausam und betrunken sah er aus, auf dem Gesicht eine Mischung aus teuflischer Gier und höllischem Triumph. »Sind die anderen tot?«, zischte er. »Der eine war schon nicht schlecht, aber ich könnte noch einen vertragen.«
    »Bist du noch zu retten?«, schrie ich. »Reiß dich am Riemen!« Für alle Fälle baute ich mich vor dem Mann auf, den ich zu Boden geschlagen hatte. »Wir brauchen die beiden lebend. Sie müssen verhört werden. Rühr sie nur ja nicht an!«
    »Mist«, sagte Louis. »So ein Mist.« Er ließ den Kopf hängen. Seine Rippen hoben und senkten sich wie bei einem Vollblüter nach einem schweren Galopp.
    Mir wurde klar, dass ich etwas tun, jemanden anrufen musste. Die Sache war mir über den Kopf gewachsen. Ich klappte mein Handy auf und wählte Js Nummer. Ich landete auf seinem Anrufbeantworter, gab die Adresse des Hauses durch und bat J, sich dort zügig einzufinden. Dass jemand tot war, behielt ich für mich.
    Ich warf einen Blick zu Benny hinüber. Sie starrte Louis wie gebannt an, und auch er fixierte sie mit seinem Blick. Wie ein Magnet zog einer den anderen an, und ich entsann mich der sexuellen Lust, die während einer Schlacht, während des Mordens entstand – dann, wenn die Adrenalinschübe im Gemetzel einen Machtrausch auslösen. Ich wollte fort.
    »Benny«, sagte ich, »die Männer dürfen nicht sterben. Vergiss das nicht.« Ich wusste nicht, ob ich sie tatsächlich allein lassen konnte.
    »Schon klar«, flüsterte sie. »Geh, Daphy. Geh ruhig.«
    Ich durchquerte den Raum, im Geist schon dabei, die Flügel zu öffnen und abzuheben, doch an der Tür wandte ich mich noch einmal um. Benny trat Louis entgegen, der sie in die Arme schloss und zur Wand schob, mit einem Ausdruck solch unverbrämter Lust, als wolle er sie noch im Stehen nehmen. Und wahrscheinlich tat er das auch. Ich kehrte mich ab, trat aus dem Haus und stieg auf in die Nacht.
    In den Armen der Dunkelheit flog ich höher und höher, wollte vom Wind reingeblasen werden und den Blick des Mannes vergessen, den Ausdruck nackten Entsetzens, als sich Louis vorbeugte und zubiss, wollte auch die ungezügelte Leidenschaft vergessen, mit der Louis Benny an die Wand gepresst hatte. Unter mir verlor sich New Jersey in der Dunkelheit, und für eine Weile wusste ich nicht, ob ich den Wind ritt oder er mich. Hoch oben über dem Fluss, zwischen Himmel und Erde, beschien ein zitronengelber Mond das Wasser, während ich mich mit den Luftströmen treiben ließ, bis ich leergeblasen die Sterne berührte.
    Ich dachte an Darius. Mit wehem Herzen.
    Die Nacht dehnte sich bereits zu den ersten Stunden des Tages, als ich beschloss, zu Bonaventures Penthouse zurückzukehren. Vielleicht würde ich herausfinden, was Darius dort getan hatte, oder konnte zumindest versuchen, die Adresse von Bonaventures Landsitz irgendwo aufzustöbern.
     
    Ich betrat die Wohnung auf demselben Weg, auf dem ich sie verlassen hatte – ich landete auf dem Fenstersims und schlüpfte in den Fitnessraum. Mich als Fledermaus in der Wohnung umzuschauen, war wohl nicht erforderlich, denn als ich durch die Tür spähte, war alles so ruhig, als sei niemand mehr da. Also setzte ich zu meiner Rückverwandlung an und sank auf alle viere,

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