Vampire küssen besser
die sämtliche Fahrzeuge auf Sprengkörper, insbesondere nuklearer Art, überprüfen. Andere Wege, den Containerhafen zu verlassen, gibt es nicht. Hinter jedem Portal befindet sich eine Verkehrsampel. Sie schaltet auf Grün, wenn das Fahrzeug sauber ist. Schaltet sie auf Rot, muss das Fahrzeug halten und auf einen Zollbeamten warten.
Selbstverständlich werden die Terroristen nicht im Traum daran denken anzuhalten. Deshalb werden wir Leute in sicheren Positionen unterbringen. Sie werden zuschlagen, falls das Team Dark Wing es nicht schafft, die Terroristen bereits am Container in Empfang zu nehmen. Vorgesehen ist jedoch, dass Sie drei nahe dem Hafeneingang warten.« Der rote Punkt des Laserpointers wanderte über die Karte. »Der ist hier. An der Kellogg Street.« J klickte ein Foto an. »Und so sieht er aus. Optimal wäre natürlich gewesen, Sie hätten die Gegend vorher erkunden können, doch zum gegebenen Zeitpunkt wäre das zu gefährlich. Sobald sich die Terroristen in Marsch setzen, werden wir Sie anrufen und über Handy zum Hafen dirigieren. Die Fahrzeuge der Terroristen haben wir mit Peilsendern versehen. Noch Fragen?«
In meinem Kopf ging alles dermaßen drunter und drüber, dass ich kaum wusste, wie ich meine Fragen auf die Reihe kriegen sollte. »Soll das heißen, dass wir die Terroristen tatsächlich bis zum Container vordringen lassen? Möchten Sie, dass wir ihnen bis dahin lediglich
folgen?
«
J nickte. »Und was sollen wir tun, wenn sie dort angekommen sind?«
»Ihnen Einhalt gebieten.«
Wie auflaufende Flut kroch die Angst in mir hoch. Trug J mir etwa auf, diese Männer zu töten, nachdem sie uns zu der Bombe geführt hatten? Und hatte Darius nicht gesagt, dass seine Gruppe dasselbe plante? Um mir absolute Klarheit zu verschaffen, fragte ich rundheraus: »Heißt das, sie zu eliminieren?«
J schien seine Worte mit Bedacht zu wählen. »Das ist eine Entscheidung, die ad hoc gefällt werden muss. Niemand kann vorhersagen, was bei diesem Zusammentreffen geschieht. Nur eins steht fest: Unter gar keinen Umständen dürfen diese Typen an eine Zündvorrichtung gelangen. Würden wir sie mit konventionellen Waffen aus dem Hinterhalt überfallen, könnte es ihnen noch immer gelingen, den Knopf zu drücken. Wenn jedoch das Team Dark Wing auf sie herabstößt … tja, falls sie dann vor ihrem Tod noch zu etwas kommen, dann höchstens zu einem Stoßgebet, mit dem sie um die Unsterblichkeit ihrer Seele flehen.«
Inzwischen war ich angespannt wie eine Bogensehne, und mein Körper vibrierte vor Nervosität. »Das ist eine ziemlich große Verantwortung, die Sie drei Vampiren aufbürden, zumal Vampire nicht gerade für ihre Zuverlässigkeit bekannt sind. Dazu kommt, dass einer der drei ein schwuler Möchtegern-Tänzer ist, die zweite eine unerfahrene Blondine aus Branson in Missouri und die dritte, na ja – halt ich. Und da wollen Sie mir sagen, dass von uns das Leben von Hundertausenden abhängt?«
»Eher von Millionen.«
»Na herrlich«, entgegnete ich und merkte, dass mir der letzte Rest an Fassung entglitt. »Und was … was …«, stotterte ich. »Was ist mit Bonaventure?«
»Was soll mit ihm sein?«, fragte J verdutzt.
»Wo steckt er? Was soll ich wegen ihm unternehmen?« Ich hörte selbst, wie panisch ich klang.
»Bonaventure hat Manhattan verlassen. Zumindest für den Moment unternehmen Sie nichts. Er ist raus aus der Geschichte«, schloss J so endgültig, dass klar wurde, der Teil der Unterhaltung war für ihn erledigt.
»Aber«, brach es aus mir hervor, »er hat doch Mr.Schneibel getötet!« Ich sprang auf und war dermaßen von der Spur, dass ich tatsächlich die Hände rang.
»Reißen Sie sich zusammen, Miss Urban«, befahl J. »Setzen Sie sich wieder. Schneibel ist tot. Das ist alles, was wir wissen. Wer ihn getötet hat, ist uns nicht bekannt.«
Ich ließ mich nieder, konnte jedoch nicht stillsitzen. »Es muss Bonaventure gewesen sein! Und jetzt ist er im Besitz von Schneibels Sammlung. Das ist eine ganz schlimme Sache, bitte glauben Sie mir.«
»Nun hören Sie mir mal zu, Miss Urban.« J stützte sich mit den Fingerknöcheln auf dem Tisch ab und reckte mir sein Kinn entgegen. »Eine schmutzige
Bombe
ist eine schlimme Sache! Bonaventure können Sie vergessen. Er ist nicht mehr Ziel dieser Operation. Im Moment haben Sie nur noch einen einzigen Auftrag, nämlich die Terroristen unschädlich zu machen.«
Dennoch konnte ich das Thema nicht fallenlassen. Möglicherweise lag das daran, dass
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