Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
führte. Dort würde sie vor ihm sicher sein, doch sie kam nicht mal dazu, einen Schritt in diese Richtung zu tun, da der blonde Mann zu ihr sagte: »Kommen Sie runter, Josephine. Ich muss mir überlegen, was ich mit Ihnen mache.«
Jo zwinkerte überrascht, dass er ihren Namen kannte. Dann wanderte ihr Blick zur Wohnzimmertür, durch die Mortimer soeben in den Flur trat. »Lucian?«, wunderte er sich, und einen Augenblick später entdeckte er Jo. »Jo? Du solltest dich doch schlafen legen. Wieso bist du noch auf?«»Weil sie bis eben noch damit beschäftigt gewesen ist, Nicholas zur Flucht zu verhelfen«, erwiderte der Mann, den Mortimer Lucian nannte.
Jo bekam vor Schreck den Mund nicht mehr zu, dann schaute sie wieder zu Mortimer, der fluchend durch den Flur in den hinteren Teil des Hauses gehen wollte. »Die Mühe kannst du dir sparen«, brummte Lucian und hielt ihn am Arm fest. »Er ist längst weg.« Daraufhin machte Mortimer kehrt und ging zurück zur Wohnzimmertür, wo gerade Sam aufgetaucht war, die voller Sorge Jo ansah. »Josephine Lea Willan, was hast du angestellt?«, rief Sam besorgt.
Jo verzog den Mund, als ihre Schwester sie mit ihrem vollen Namen ansprach. Sie wusste, sie steckte in Schwierigkeiten, wenn Sam die schweren Geschütze auffuhr, und dazu gehörte in ihrer Familie, den Unruhestifter mit seinem vollen Namen anzusprechen. »Ich habe ihn freigelassen«, erklärte Jo trotzig. »Warum hätte ich das auch nicht machen sollen? Ich habe keine Ahnung, was hier eigentlich los ist, aber Mortimer hatte nicht das Recht, Nicholas wie einen Schwerverbrecher einzusperren. Er ist kein Cop, und Nicholas hat nichts Unrechtes getan.«
»Ach Jo«, stöhnte Sam und lehnte sich gegen Mortimer, als der einen Arm um ihre Taille legte. Jo entging dabei nicht, dass der besorgte Blick ihrer Schwester diesem Typ namens Lucian galt, als ginge von ihm irgendeine Gefahr aus. Auch Mortimer sah den Mann an, und es schien, dass er auf eine Reaktion von dessen Seite wartete. Schließlich schaute auch Jo in seine Richtung, und sie kam zu dem Schluss, dass er derjenige sein musste, der hier das Sagen hatte. Zu schade, denn er machte einen unangenehmen, ja bedrohlichen Eindruck, und seinem Blick konnte sie nur mit viel Mühe standhalten. Es fiel ihr schwer, ihren Trotz ihm gegenüber aufrechtzuerhalten und nicht nervös zu zappeln wie ein Teenager, der später als vereinbart nach Hause gekommen war.
»Sie ist Nicholas’ Lebensgefährtin«, sagte Lucian unvermittelt. Mortimer fluchte leise, und Sam murmelte: »Oh nein!«
Nur Jo warf dem Mann einen finsteren Blick zu und gab zurück: »Und was soll das sein?« Sie hatte den Begriff schon zuvor gehört, Mortimer und Bricker hatten ihn beide benutzt, aber in diesen Fällen immer mit Bezug auf Sam. Sie war davon ausgegangen, dass das eine andere Bezeichnung für eine Freundin war, und sie sah sich ganz sicher nicht als Nicholas’ Freundin. Ein paar Küsse änderten daran nichts. Zu ihrer Verärgerung sprach der blonde Mann kein Wort, sondern sah sie nur ernst und eindringlich an, bis sie frustriert die Lippen zusammenpresste. Als sie Mortimer oben im Norden bei den Cottages kennengelernt hatte, war er ihr eigentlich wie ein ganz netter Kerl vorgekommen, aber so allmählich begann sie, ihre Meinung über ihn zu überdenken. Wenn man jemanden nach den Freunden beurteilte, mit denen er sich umgab, dann musste er ein ganz schräger Vogel sein, denn seine Freunde konnte man nur als eigenartig bezeichnen.
Ein schnaubendes Lachen ließ sie wieder zu Lucian schauen, der sich Sam zugewandt hatte. »Ich mag sie. Sie ist so temperamentvoll wie meine Leigh. Sag ihr, sie kann schlafen gehen.« Sam sah unschlüssig zwischen Lucian und Mortimer hin und her, woraufhin Letzterer zustimmend nickte. Sie räusperte sich und blickte zu ihrer Schwester. »Äh.... Jo?« »Ja, ja, ich darf schlafen gehen«, murmelte sie und ging weiter zu ihrem Schlafzimmer. Kaum war sie aber außer Sichtweite der Gruppe, blieb sie stehen und lauschte. So froh sie auch war, nicht länger dem penetranten Blick dieses Mannes ausgesetzt zu sein, wollte sie dennoch wissen, was er den beiden zu sagen hatte.
»Ist sie wirklich Nicholas’ Lebensgefährtin?«, wollte Sam wissen, deren Tonfall sich eindeutig besorgt anhörte. »Ja«, antwortete Lucian. »Für uns ist das von Vorteil.« »Inwiefern?«, fragte Mortimer leise. »Er wird sich nicht von ihr fernhalten können.«
Als Jo das hörte, regte sich für einen kurzen
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