Vampire mögen ́s heiss
kannte er die Bedeutung von Ehrlichkeit doch gar nicht. Oder von Ehre.
Während er langsam auf sie zu schlenderte, konnte sie ihn besser erkennen. Er trug denselben blau-grün karierten Schottenrock wie am Tag zuvor, aber einen blauen Pullover dazu. Ihr fiel auf, dass er sein Schwert nicht dabei hatte - die Lederriemen des Köchers waren jedenfalls nicht zu sehen. Ihr Blick wanderte zu seinen Strümpfen. Immerhin. Sein Sgian dubh steckte an seinem Platz.
Er blieb stehen und neigte den Kopf etwas, um sie zu betrachten. Emma hielt den Atem an. Ahnte er etwas? Noch zwei Schritte, und dann würde er in ihre Falle treten und kopfüber am Baum hängen. Natürlich würde ein Vampir nicht lange ihr Gefangener bleiben, sondern sich einfach irgendwohin teleportieren.
„Sie haben Holzpflöcke in Ihrem Gürtel stecken." Sie zuckte die Schultern. „Vorsicht ist besser als Nachsicht." Er runzelte die Stirn. „Bei mir sind Sie sicher, Lady. Ich würde Ihnen nie etwas tun." „Sie haben ein Messer."
Er sah an sich herunter. „Das habe ich nur aus Gewohnheit dabei. Mein Schwert nehme ich normalerweise auch immer mit, aber heute habe ich es zu Hause gelassen. Ich wollte Sie nicht beunruhigen." „Geben Sie zu, mein Feind zu sein?" „Nein. Im Gegenteil. Ich könnte Ihr ... Freund werden."
Ehrliche Aufrichtigkeit sprach aus seinen Augen. Vielleicht stand er wirklich in den Diensten der Queen? Vielleicht riskierte er sein Leben für sein Land, wollte aber kein öffentliches Lob und keine Anerkennung? Er hatte das Zeug zum Helden. Er hatte das Zeug dazu, alles zu sein, was eine Frau sich von einem Mann erträumte.
„Miss Wallace?" Er trat näher auf sie zu.
Plötzlich übermannte sie Panik. Sie wollte die Wahrheit gar nicht wissen. Sie wollte glauben, dass starke, gut aussehende Männer in Kilts Helden waren, keine Kreaturen der Nacht, und hob warnend die Hand. „Bleiben Sie stehen!"
Zu spät. Er stand bereits mit einem Fuß in der Schlaufe. Sofort zog sie sich um seinen Knöchel, und Angus warf Emma noch einen letzten überraschten Blick zu, bevor er nach oben gerissen wurde.
Überraschung, Wut, Verrat - all das hatte sie in seinem Blick gelesen. Verdammter Mist! Aber jetzt war es zu spät. Jetzt musste sie herausfinden, ob er Freund oder Feind war. Sie griff nach einem Holzpflock in ihrem Gürtel. Wenn er ein Vampir war, musste sie schnell handeln.
Sie sah nach oben - und riss den Mund auf. Der Holzpflock fiel ihr aus der Hand. Liebe Güte! Angus MacKay baumelte kopfüber in der Schlinge, und der Saum seines Schottenrocks bedeckte seinen kompletten Oberkörper samt Kopf.
Emma blinzelte. Was für ein göttlicher Körper! Schmale Hüften, ein muskulöser Hintern, glatte Haut, die da im silbrigen Mondlicht verführerisch schimmerte. Der Ast, an dem er hing, wippte von der Last und sorgte dafür, dass Angus hoch und runter schaukelte. Sie folgte jeder Bewegung mit den Augen, die sie fest auf seinen knackigen Po gerichtet hatte.
„Miss Wallace? Können Sie mich hören?" Nur mühsam löste Emma ihren faszinierten, hypnotischen Blick von seinem Hintern. Wie lange sprach er schon mit ihr? „Wie bitte?" „Oder darf ich Emma zu Ihnen sagen, jetzt, wo Sie mich intimer kennen?"
Sie lief rot an. Wie lange stand sie schon da und starrte sein Hinterteil an? Und warum hielt sie sich immer noch an derselben Stelle auf, statt um ihn herumzugehen und ihn auch von der anderen Seite zu betrachten?
Er versuchte, sich umzudrehen und sie anzusehen. „Warum haben Sie mich aufgehängt wie einen Räucherschinken? Wir hätten uns doch auch einfach so unterhalten können. Von Angesicht zu Angesicht."
Sein Angesicht? Das interessierte sie überhaupt nicht. „Na, dann unterhalten Sie sich doch mit mir." Sie ging langsam um ihn herum. Er hatte noch gar keinen Versuch unternommen zu fliehen - war er vielleicht doch ein Mensch? Halleluja!
Da war wohl eine dicke Entschuldigung fällig. Emma grinste in sich hinein. Sie könnte ihm ja behilflich sein. Er zappelte wie ein Fisch am Haken. Ihr stockte der Atem.
Oh ja. Sie würde sich sehr unterwürfig entschuldigen.
Plötzlich erregte ein leises, schabendes Geräusch ihre Aufmerksamkeit. Durch sein Zappeln hatte sich sein Dolch gelockert und rutschte nun langsam aus der Scheide. Angus klappte sich zusammen, fasste nach seinem Strumpfsaum und bekam den Schaft des Messers zu fassen.
„Nein!" Sie rannte los und trat ihm mit einem Kick, der Bruce Lee alle Ehre gemacht hätte, das Messer aus der
Weitere Kostenlose Bücher