Vampire mögen ́s heiss
recht in den Kopf, dass wir nicht böse sein sollen."
„Wisst ihr was?" Gregori stellte sein Glas auf den Tisch. „Das ist echt ein Marketing-Problem." Angus schüttelte den Kopf. „Ich will ja nichts verkaufen." „Natürlich", korrigierte ihn Gregori. „Du willst dieser Frau die Idee verkaufen, dass es auch nette Vampire gibt. Das Problem ist, uns fehlt ein eigener Markenname, der uns von den bösen Vampiren unterscheidet."
„Wir sind nun mal alle Vampire. Und außerdem behaupte ich gar nicht, nett zu sein." „Aber Sie haben ein gutes Herz", sagte Father Andrew. „Zwischen Ihnen und einem Malcontent liegen Welten." „Ich finde, Gregori hat nicht ganz unrecht", gab Shanna zu bedenken und trank einen Schluck von ihrem Wasser. „Die Malcontents haben einen Namen - die Wahren Vampire'. Wieso habt ihr keinen?"
„Hmm." Gregori lehnte sich zurück. „Wir brauchen einen Namen." Er starrte nachdenklich an die Decke. „Wie wär's mit Nicht-Beißer? Flaschentrinker? Die Freundlichen Fangzähne? Aua! Das war mein Fuß!" Wütend funkelte er Connor an. „Das weiß ich." Connor funkelte genauso wütend zurück. „Das kommt davon, wenn man mich freundlich nennt."
Alle lachten. Roman stand auf und bedeutete Angus mitzukommen und ihm zur Tür zu folgen.
„Ich hab's!", rief Shanna. „Die stolzen Zahnlosen!"
Roman kicherte, als er vom Wohnzimmer in den Flur trat und zusammen mit Angus in die Bibliothek ging. Sie bestand aus deckenhohen Bücherregalen, die drei Seiten des Raumes einnahmen, und einem großen Fenster, das zur Straße hin lag. Die Vorhänge waren zugezogen.
Roman schloss die Tür und nahm in einem der ledernen Clubsessel neben dem Fenster Platz. Angus ging rastlos im Zimmer auf und ab. Er spürte, dass sein Freund auf etwas wartete, aber er wusste nicht, wie er anfangen sollte. Ihm lag nun mal der Kampf mit dem Schwert mehr als Reden schwingen. Also schritt er an den Bücherregalen entlang und betrachtete die Titel, ohne sie wirklich zu sehen.
Schließlich blieb er stehen. „Ich ... Ich hatte auch einmal eine sterbliche Frau und Kinder mit ihr." „Ich erinnere mich", sagte Roman leise. „Mein Frau ... Sie wollte mich nicht mehr und heiratete einen anderen. Denn ihrer Ansicht nach war ich tot." „Das muss schlimm für dich gewesen sein." „Das war es." Angus begann, wieder im Zimmer auf und ab zu gehen. „Aber irgendwann stellte ich fest, dass sie recht hatte. Eine Ehe zwischen einem Menschen und einem Vampir kann nicht gut gehen."
Roman widersprach ihm nicht.
„Obwohl meine Frau mich verraten und verlassen hat, tat es weh, sie alt werden und schließlich sterben zu sehen. Und meine Kinder sterben zu sehen, war regelrecht unerträglich." Roman presste die Lippen aufeinander. „Musst du mir das unbedingt jetzt sagen? So kurz vor der Geburt meines Sohnes?" „Ich wünsche dir nichts Böses, Roman, das weißt du. Du bist wie ein Bruder für mich. Ich will nur nicht, dass du dieselbe schlimme Erfahrung machen musst wie ich."
„Ich wusste ja, worauf ich mich einlasse, als ich Shanna geheiratet habe. Ich weiß, dass ich sie verlieren werde. Aber, Angus, sie macht mich so glücklich. Soll ich mich gegen dieses Glück entscheiden, nur weil irgendwo in ferner Zukunft etwas passieren könnte?" „Dann bist du mutiger als ich." Angus ging weiter auf und ab. „Shanna liebt dich und sie hat Verständnis für uns. Aber sie selbst will keine von uns werden."
„Ich bin froh, dass sie sterblich bleiben will. Wenn auch sie untot wäre, könnten wir kein Kind haben. Und so kann sie sich tagsüber um das Kind kümmern. So sehr ich mir wünsche, Shanna für den Rest meines Lebens bei mir zu haben - das Wohl unseres Kindes geht vor."
Angus runzelte die Stirn. „Ich habe das von unserer DNA-Mutation gehört. Wir sind angeblich keine Menschen mehr?" „Und deswegen machst du dir Sorgen um das Kind? Das tun wir alle, aber jetzt ist es ohnehin zu spät. Es liegt alles in Gottes Hand."
Ein Baby, das als halber Vampir zur Welt kommt? Angus blieb stehen. „Und Shanna stört das gar nicht?" Roman lächelte. „Sie ist diejenige, die sich am wenigsten daran stört. Sie ist einfach nur glücklich und aufgeregt."
„Du bist wirklich ein Glückspilz. Eine so verständnisvolle Frau findet man selten." Angus hob die Hand, um ein Buch aus dem Regal zu ziehen. Dabei fiel sein Blick auf sein entzündetes Handgelenk. Die Wunde würde heilen, sobald er schlafen ging, doch der Schmerz in seinem Herzen würde bleiben.
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