Vampire mögen ́s heiss
Draganesti kann nicht der Vater sein. Aber wie wir wissen, ist er ein genialer Wissenschaftler, der Erfinder des synthetischen Bluts und der Fusion Cuisine für Vampire. Deshalb bin ich persönlich fest davon überzeugt ..." Sie winkte die Kamera heran und flüsterte dann verschwörerisch: „.. dass er der Vater ist!"
Das durfte doch nicht wahr sein. Was dachte sich Shanna bloß dabei? Ihr Kind war halb Mensch, halb Vampir!
Mit zitternden Fingern stoppte Emma die Aufnahme.
„Mein Gott." Alyssa wirkte etwas kopflos. „Sean wird durchdrehen." „Wir müssen es ihm sagen." Alyssa schüttelte den Kopf. „Du brauchst mich gar nicht so anzusehen. Ich habe seine Erlaubnis, die Stadt zu verlassen. Ich bin raus aus der Sache." Rasch ging sie hinüber zu ihrem Schreibtisch und begann, einige Papiere zusammenzusuchen. „Er wird total ausrasten."
Davon war leider auszugehen. Wie sollte Emma es ihm denn bloß sagen?
Man sollte nichts und niemandem glauben. Das hatte Sean Whelan auf die harte Tour gelernt. Und wenn man Vampire mit ihrer Fähigkeit, die Gedankenwelt anderer zu manipulieren, mit einrechnete, konnte alles und jeder ein Feind sein. Jeder.
Nach dem Verrat seiner Tochter an ihm hatte Sean gehofft, sie in Roman Draganestis Stadthaus auf der Upper East Side aufspüren zu können. In den ersten Wochen nach ihrem Verschwinden hatte er ein Überwachungsfahrzeug vor das Haus gestellt, aber die verdammten Vampire hatten Lunte gerochen. Sie schlitzten ihm die Reifen auf und entnahmen das komplette Equipment aus dem Wagen. Daraufhin wechselte er zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen, aber weil es so wenige Parkplätze gab, gelang es ihm nicht immer, nahe genug am Gebäude zu parken.
Also hatte er sich vor etwa acht Monaten dazu entschlossen, ein Zimmer auf der gegenüberliegenden Straßenseite anzumieten. Es kostete ein Vermögen, aber die Heimatschutzbehörde übernahm die Rechnung - er konnte glaubhaft die Überwachung einer terroristischen Zelle nachweisen.
Jetzt betrat er die kleine Einzimmerwohnung und schaffte mit einer einzigen Handbewegung auf dem kleinen Tisch Platz für seinen Laptop. Leere Fast-Food-Packungen fielen zu Boden, und Sean sagte sich zum hundertsten Mal, dass er dringend den Müll wegbringen müsste. Später.
Fürs Erste interessierte ihn nur, was die Videokamera in der letzten Nacht aufgezeichnet hatte. Er hatte sie auf einem Stativ am Fenster installiert, die Linse sorgfältig zwischen zwei Lamellen der Jalousie verborgen. Er spähte aus dem Fenster. So früh am Abend war meistens alles ruhig bei Draganesti. Auch heute Abend schien es so zu sein.
Er nahm die Speicherkarte aus der Kamera und lud sich das Video auf seinen Laptop. Dann steckte er eine neue Karte in die Kamera und schaltete auf Aufnahme. Er setzte sich auf den wackeligen Stuhl und sichtete das Video von Sonntagabend. Langweilig. Er drückte auf schnellen Vorlauf und goss sich aus der Thermoskanne, die er mitgebracht hatte, einen Kaffee ein. Alles langweilig. Das brachte ihn nicht weiter. Shanna war vielleicht schon längst tot.
Da klingelte sein Handy. „Hier Whelan." „Garrett am Apparat. Wir haben hier in Brooklyn ... ein Problem, Sir." Seufzend erhob sich Sean und sah aus dem Fenster. Immer noch nichts zu sehen. „Worum geht es?" „Unsere Wanzen im russischen Zirkel wurden offensichtlich entdeckt und zerstört." „Verdammt." Sean begann, in dem kleinen Zimmer auf und ab zu gehen. „Was ist mit dem Wagen? Ist unsere IJberwachungsausrüstung noch da?"
„Ich sitze im Wagen. Hier ist alles in Ordnung, aber aus dem Haus der Russen bekomme ich nur Rauschen." „Dann müssen Sie noch mal rein und neue Wanzen bringen." „Das ist etwas schwierig, wenn sich den ganzen Tag irgendwelche Mafia-Typen hier herumtreiben." „Ist das mein Problem?", schnauzte Sean ihn an. „Wann haben sie die Wanzen entdeckt? Haben Sie noch Aufnahmen vom Wochenende?" „Ja, ich habe sie schon abgehört. Die Wanzen wurden wohl am Samstagabend entdeckt, nachdem Katya Besuch bekommen hat. Irgendein Typ aus Polen."
„Haben Sie seinen Namen?" „Ja. Er hat sich vorgestellt als ein Freund eines Mannes namens Casimir, der nicht sehr erfreut darüber zu sein scheint, dass Katya Ivan Petrovsky aus dem Weg geschafft hat. Er sagte ihr, sie solle unbedingt den Vampirjäger auftreiben ansonsten wäre es aus mit ihr." Sean ging zurück zu seinem Stuhl. „Vampirjäger? Welcher Vampirjäger?" „Keine Ahnung. Es hat den Anschein, als hätte irgendein
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