Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff

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tödlichen Supertruppe ausgebildet, mussten uns aber brav den Männern unterwerfen. Offensichtlich traute man uns nicht einmal die Rolle eines Lebewesens zu. Stattdessen wurde erwartet, dass wir als Cape oder Schatten um irgendeinen Typen herumscharwenzelten.
    Dagursson ging zu seinem iPod und schaltete ihn ein. Ein überlautes Klicken, ein Schnarren, und dann hallten helle Trompeten und spanische Gitarren von den Wänden des Übungssaals wider.
    Der alte Wikinger warf sich in die Brust und stolzierte auf mich zu. Das Ganze sah so surreal aus, dass ich Mühe hatte, nicht loszuprusten. Eine Hand am Becken, die andere weit vorgestreckt, schwang er die Hüften, als gäbe es kein morgen.
    Er nahm neben mir Aufstellung und verkündete in seiner pompösen Tanzlehrerstimme: »Der Paso doble ist ein Tanz der Leidenschaft.« Er unterstrich seine Worte durch eine kleine Schritt-Schritt-Folge mit gewagtem Hüftwackeln, das in mir die Befürchtung weckte, er könnte sich etwas verrenken. Ein Glück, dass ihn jetzt seine Ahnen nicht sehen konnten, denn mit diesen Bewegungen im Stil von Let’s Dance hätte er seine Aufnahme in die Walhalla wohl für immer vermasselt.
    »Lockern Sie Ihre Gelenke«, dozierte er und schlich sich hinter mich. »Lösen Sie Ihre Hüften! Es ist ein Tanz der Sinnlichkeit, der Sexualität, aber auch ein Tanz der Machtspiele.« Ich erschrak, als er mich plötzlich von hinten packte. »Ein Tanz des engen Körperkontakts.«
    Ich hoffte, der Abscheu, den ich empfand, war mir nicht allzu deutlich anzumerken. Ich unterdrückte einen Schauder, als er mich von hinten umklammerte und gegen seinen Bauch presste.
    »Nehmen Sie meine Hand«, kommandierte er. »Und spreizen Sie den freien Arm zur Seite!«
    Ich tat, was er verlangte, und schon kam der nächste Schreck. Er drehte mich nach innen und gleich darauf nach außen. So viel zur Sexualität … die meiste Zeit war mir einfach nur schwindlig.
    Wieder drehte er mich und knallte mich gegen seine Brust, diesmal Bauch an Bauch. Ich konnte nicht verhindern, dass mir ein leises Uff! entfuhr. Ich hatte null Ahnung vom Paso doble, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses erratische Gezappel ein Tanz der Leidenschaft sein sollte.
    Er zog mich enger an sich. »Packen Sie mich!«
    Niemals. Ich verweigerte.
    Er umklammerte meine Hüften wie mit einem Schraubstock. »Packen Sie mich, Acari! Von hinten!«
    Ich hatte keine Wahl. Ich legte meine Hände um seinen knochigen Arsch und bekam prompt eine Gänsehaut.
    »Leidenschaft, Acari Drew! Leidenschaft, Kinder! Es geht um Leidenschaft.« Er versetzte mir einen – vermutlich leidenschaftlichen – Stoß, und ich stolperte ein paar Schritte rückwärts. Gleich darauf schlich er geduckt und mit feurigem Blick auf mich zu.
    Dieser Schwachsinn kotzte mich voll an. Er schlich durch die Gegend wie ein Tangojüngling, der zu viel Sangria erwischt hatte. Außerdem war mir die Art, wie er mich mit seinen Blicken durchbohrte, ausgesprochen peinlich. Noch schlimmer war allerdings der grässliche Verdacht, dass ich den Paso doble für Alcántara erlernen musste.
    Ich wartete auf seine nächsten Schritte, unsicher, was ich dabei zu tun hatte. Irgendwann hielt ich das blöde Herumstehen nicht mehr aus und fragte: »Und wie geht es jetzt weiter?«
    Er richtete seine Antwort an die ganze Klasse. »Acari Drew steht dort. Achtet genau darauf, wie ich mich ihr nähere.« Er tänzelte und schwänzelte zu den Klängen der Musik im Kreis um mich herum.
    »Ich gehe auf sie zu.« Er packte mich und wirbelte mich um meine Achse, bis wir Brust an Brust standen. Dann legte er einen Arm um mich und stützte mit dem anderen meine Hand, als sei er drauf und dran, einen Tango zu tanzen.
    Und vielleicht machte er das auch. Jedenfalls drehte sich von diesem Moment an der Übungsraum mitsamt den Tanzschülern, bis alles vor meinen Augen verschwamm und mir schwindlig wurde.
    Ich schwor mir, nie wieder eine dumme Bemerkung über Volkstänze vom Stapel zu lassen. Der Paso doble mit Dagursson als Partner toppte sogar den bayerischen Schuhplattler. Und von nun an würde ich ergeben jeden Tanz mit jedem Partner tanzen – selbst mit dem doofen Josh.
    Noch hatte ich keine Ahnung, wie dankbar ich Josh in Kürze sein würde.

Mitten in dieser Nacht riss mir jemand brutal die Bettdecke weg. Ich schlug die Augen auf, und noch im Halbschlaf übernahmen meine Instinkte das Kommando. Ich rollte mich zusammen und schützte den Kopf mit beiden Armen. Aber das half