Vampirjagd: Roman (German Edition)
herumlaufen zu lassen«, spottete Ferdinand, als die Frau sich wieder auf die Beine gekämpft hatte.
Im Schein einer Straßenlaterne sah er ihr Gesicht bleich werden, doch sie wagte nicht, etwas darauf zu antworten, sondern rannte hinter ihrem Pudel her, der mittlerweile im Stadtpark verschwunden war.
Ferdinand überlegte, ob er seinen Rottweiler von der Leine lassen sollte, damit Rasso den Kläffer jagte. Doch da hörte er Spaziergänger auf sich zukommen. Er wollte nicht, dass es hieß, er, Ferdinand Rubanter junior, könnte nicht einmal seinen Hund festhalten.
Immer noch grinsend schlenderte er hinter der Pudelbesitzerin her, die im Licht der Laternen umherirrte und verzweifelt nach ihrem »Putzi« rief. Als er ihren Hund gerade noch einmal erschrecken wollte, sah er jene Frau auftauchen, die ihn vor wenigen Stunden im Café blamiert hatte.
Daniela Lassky machte offenbar einen Abendspaziergang. Vorsichtig folgte Ferdinand ihr tiefer in den Park hinein und stellte erfreut fest, dass sie die belebteren Teile verließ und auf eine Stelle zuhielt, die von außen nur schlecht eingesehen werden konnte.
Jetzt gehörst du mir, dachte er und löste Rassos Leine.
»Wirf sie um! Aber dass du sie mir ja nicht beißt«, befahl Ferdinand leise und unterstrich die Anweisung durch eine Geste. Da der Rottweiler den Befehl kannte und schon öfter befolgt hatte, machte er sich keine Sorgen. Außerdem war in seiner Umgebung kein Mensch mehr zu sehen oder zu hören.
Rasso stürmte auf sein Opfer zu, während sein Herr ihm im Dauerlauf folgte und sich innerlich die Hände rieb. Doch kurz bevor der Rottweiler die Frau erreicht hatte, drehte diese sich mit einer Geschwindigkeit um, die Ferdinand noch nie bei einem Menschen erlebt hatte, und wich dem schweren Hund geschmeidig aus. Rasso schoss ins Leere, drehte mitten im Lauf und rannte knurrend und geifernd auf die Frau zu. In dem Moment tauchte ein spitznasiger Köter bellend aus dem Gebüsch auf und stürzte sich auf den weitaus größeren Rottweiler.
5
Stela war kurz eingeschlafen, wurde aber wach, als unweit von ihr ein kleinerer Hund durch das Gebüsch sauste. Hatte er sie entdeckt?, fragte sie sich, verneinte es aber erleichtert, als der Pudel auf die mondbeschienene Lichtung vor ihr rannte.
Doch das Mondlicht hatte ihren ganzen Körper bereits in Flammen gesetzt, und als sie sich mit der Hand übers Gesicht fahren wollte, starrte sie auf eine Pfote. Also hatte es bereits begonnen. Sie knurrte leise, hielt aber sofort inne, und spitzte die Ohren. Kam da nicht jemand genau auf sie zu? Erschrocken presste sie sich flach auf den Boden und sah der Fremden entgegen.
Die Frau roch weitaus angenehmer als alle anderen Menschen, denen sie bisher begegnet war. Außerdem ging von ihr ein Licht aus, das Stela als vertraut empfand. Ein ähnliches Licht hatte ihre Mutter ausgestrahlt. Doch die war schon mehr als ein Jahr tot, und die Leute aus dem Waisenhaus, in das sie danach gesteckt worden war, hatten sie an jenen ekelhaften Mann verkauft, der sie zum Betteln und Stehlen zwang.
Stela wäre am liebsten zu der Frau gerannt und hätte sich an ihre Beine geschmiegt. Doch sie war nun zu einem nicht besonders großen Hund geworden. Wie sie schon früher bei einer ihrer ersten Verwandlungen im Wasser eines Teiches mit Entsetzen gesehen hatte, hatte sie nun eine lange, spitze Schnauze mit scharfen Reißzähnen. Das Wissen ließ sie zögern. Menschen hassten diejenigen, die sich in Tiere verwandelten, hatte ihr die Mutter immer wieder eingeschärft. Aus diesem Grund musste sie sich, wenn sie Fell trug, verstecken.
Daher blieb Stela nur die Hoffnung, dieser wunderbar riechenden Frau zu begegnen, wenn sie wieder sie selbst war, und nicht das zottelige Wesen, das andere Menschen für einen Hund halten mussten.
Sie duckte sich noch tiefer ins Gebüsch, vernahm dann aber weiter hinten ein Geräusch und spitzte die Ohren. Ein großer, wuchtiger Hund rannte auf die Frau zu und schnappte nach ihr. Zwar konnte die Fremde zunächst ausweichen. Doch da machte das Tier kehrt und wollte erneut auf sie losgehen.
Der Hund roch böse, und Stela wollte nicht, dass er der Frau wehtat. Daher schoss sie aus ihrem Versteck und griff ihn an. Kräftige Kiefer mit großen Zähnen schnappten nach ihr, doch sie tauchte unter ihnen weg und biss ihrerseits zu. Der Hund jaulte auf, drehte sich jedoch rasend schnell um und versuchte, seine Zähne in ihren Körper zu schlagen.
In ihrer Heimat hatte Stela sich
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