Vampirmelodie
angelogen.« Er wirkte defensiv. »Ich habe ihnen sogar erzählt, dass ich ein Freund von Sookie bin und dass ich nicht glaube, dass sie irgendetwas mit Arlenes Tod zu tun hat.«
»Haben sie das geglaubt?«, fragte ich.
»Ja«, erwiderte er etwas überrascht. »Sie glauben nicht, dass du Arlene ermordet hast, schon aus rein technischen Gründen. Sie sagten, du bist kleiner als Arlene und hättest ihr weder fest genug den Hals zudrücken noch sie in dem Müllcontainer versenken können. Und der einzige Komplize, der ihnen einfiel, war Sam, doch er hätte die Leiche nie hinter seiner eigenen Bar entsorgt, meinten sie.«
»Hoffentlich haben sich das mittlerweile viele Leute klargemacht«, sagte ich.
»Ich sagte, dass Arlene mich gar nicht angerufen hätte, als sie aus dem Gefängnis kam. Und sie erzählten mir, dass sie vorher auch nichts davon wussten – was genau das war, was ich wissen wollte. Drei Tage vor ihrem Tod stand Arlene plötzlich einfach vor ihrer Tür.«
»Was haben sie über ihr Verhalten gesagt?«, fragte Mr Cataliades. »Wirkte sie ängstlich? Verschlossen?«
»Sie fanden, dass Arlene irgendwie nervös wirkte, als sie die Kinder besuchen kam. Sie freute sich darauf, sie zu sehen, aber sie hatte vor irgendetwas Angst. Sie sagte zu Chessie, dass sie sich mit ein paar Leuten treffen muss, aber nicht darüber reden darf, und dass ihr jemand helfen würde, ihre Anwaltskosten zu bezahlen, damit sie wieder auf die Beine käme und sich um ihre Kinder kümmern könnte.«
»Das wäre natürlich in ihrem Interesse gewesen«, sagte ich. »Vielleicht war es gar nicht ihre Idee, sich wieder im Merlotte’s um einen Job zu bemühen. Vielleicht haben diese mysteriösen Männer sie dazu angestiftet. Vielleicht wusste sie sogar, wie unwahrscheinlich es war, dass man sie wieder einstellt.«
»Und die Johnsons können nichts Genaueres sagen als das? Sie haben die Leute nicht gesehen, mit denen Arlene reden wollte?« Amelia wurde ungeduldig. All diese Informationen schienen ihr nicht viel wert zu sein.
»Es bestätigt, was ich von Jane Bodehouse gehört habe«, warf ich ein. »Jane sah, wie Arlene sich in der Nacht vor ihrem Tod hinter Trays altem Haus mit zwei Männern traf.«
Ein Schatten huschte über Amelias Gesicht bei der Erwähnung von Tray Dawson. Die beiden hatten sich sehr nahegestanden, doch Tray war gestorben.
»Warum dort?«, fragte Bob. »Es wäre doch viel einfacher gewesen, sich an einem abgelegenen Ort zu treffen anstatt hinter dem Haus von jemandem, besonders von jemandem, der definitiv Fragen stellen würde.«
»Das Haus steht leer, und die Werkstatt gleich daneben auch«, erzählte ich ihm. »Und ich weiß nicht, ob Arlene ein Fahrzeug hatte oder nicht. Ihr altes Auto stand beim Haus der Johnsons, aber wer weiß, ob es noch fahrtüchtig war. Außerdem ist Trays Haus der Luftlinie nach nicht weit vom Merlotte’s entfernt, und dorthin wollten die Männer sie bringen. Sie sollte keine Zeit haben, herauszufinden, was passieren würde.«
Ein langes Schweigen trat ein, während meine Freunde darüber nachdachten.
»Möglich«, sagte Bob schließlich, und alle nickten.
»Wie wirkten Coby und Lisa denn auf dich?«, fragte ich Barry.
»Benommen«, erwiderte er knapp. »Verwirrt.« In seinen Gedanken sah ich die Bilder der entsetzten Kindergesichter. Ich fühlte mich jedes Mal fürchterlich, wenn ich an die Kinder dachte.
»Hat ihre Mom ihnen irgendwas erzählt?«, fragte Amelia leise.
»Arlene hat ihnen erzählt, dass sie bald mit ihr zusammen in einem hübschen kleinen Haus wohnen würden – dass sie in der Lage wären, sich gutes Essen und Kleidung zu leisten, ohne dass sie so viele Stunden am Tag arbeiten müsste. Sie hat ihnen erzählt, dass sie immer mit ihnen zusammen sein möchte.«
»Und wie wollte Arlene das anstellen?«, fragte Amelia weiter. »Hat sie ihnen das auch erzählt?«
Barry schüttelte den Kopf. Er empfand einen Anflug von Selbstekel, und das verstand ich gut. Es schien irgendwie schändlich zu sein, die Gedanken von Kindernzu lesen, die eine solche Reihe von Schicksalsschlägen erlitten hatten. Aber es war ja nicht so, dass Barry sie ins Kreuzverhör genommen hatte, sagte ich mir.
»Unterm Strich ist es so, dass Arlene vorhatte, etwas für diese beiden Männer zu tun, etwas, das sich außerordentlich bezahlt machen würde«, fasste Barry zusammen.
»Wann kommt Ihre Hellseherin?«, fragte Mr Cataliades Bob.
»Morgen Vormittag, nachdem sie ihre Tiere gefüttert hat
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