Vampirnacht
hat ein Problem.« Ich duckte mich und versuchte, Chase zu decken, doch die Qualle traf mich mit ihren zusammengeballten Fangarmen und schleuderte mich zur Seite. Jetzt bekam ich keine kleinen, kribbelnden Stromschläge mehr. Ein intensiver Schmerz zuckte durch meinen ganzen Körper.
Als das Ding an mir vorbei auf Chase zuschoss, warf Vanzir sich dazwischen. Er streckte die Hände aus, und etwas schlängelte sich daraus hervor. Kleine, neonfarbene Tentakel, die wie Würmer aussahen. Sie waren unheimlich und wanden sich wie lebendig.
»Deine Kräfte – du hast deine Dämonenkräfte wieder!« Ich sah gebannt zu, wie die Tentakel sich in den Leib der Qualle bohrten und anfingen, ihr die Energie auszusaugen. Da verwandelte sich das Ding und nahm vage menschliche Umrisse an, immer noch nebulös. Es waren keine Gesichtszüge zu erkennen, nur klaffende Löcher, wo die Augen sein sollten. Was immer das sein mochte, es war hungrig, und es wollte Chase.
»So ist es, Süße. Aber jetzt habe ich die Kontrolle darüber – ich muss mich nicht mehr von fremder Energie nähren, aber … Ah, das fühlt sich so gut an.« Er schloss die Augen und kicherte gackernd, während er das durchscheinende Geschöpf aussaugte. Es schrumpelte zusammen, verblasste, und dann war es verschwunden.
Vanzir wandte sich mir zu. »Es überrascht mich, dich hier draußen zu sehen.«
»Woher hast du gewusst, dass wir Hilfe brauchen?«
»Wir wollten zum Hauptquartier und uns wegen gestern Nacht mit den anderen besprechen. Ich bin eigentlich nur mitgegangen, um mal aus dem Haus zu kommen. Außerdem wollte ich bei Carter vorbeischauen. Er hat angerufen und wollte, dass wir zu ihm kommen – er hat uns von deinem Besuch letzte Nacht erzählt.« Er musterte mich von oben bis unten. »Denk nicht mal dran, es mit ihm zu treiben, Mädchen. Er könnte dich in Stücke reißen, und das würde er wahrscheinlich auch tun. Man merkt es ihm nicht so an, aber er mag es brutal.«
»Sag bloß, er hat mit dir auch über diesen Teil unserer Unterhaltung gesprochen?«
»Dämonen halten zusammen.«
»Tja, daran würde ich nicht mal im Traum denken, glaub mir.« Ich starrte ihn erwartungsvoll an. »Also, weiter. Was ist mit Chase passiert?«
»Sharah hat angerufen, weil irgendetwas nicht stimmte, und wir sind sofort weitergefahren. Als wir in der Zentrale ankamen, war Chase bewusstlos. Wir haben gesehen, dass irgendetwas ihm Energie absaugt. Irgendwie muss er seinen Geist in die Traumzeit katapultiert haben. In so was wird er allmählich richtig gut. Aber ich konnte spüren, dass sich irgendetwas an ihm festgesaugt hatte. Also bin ich hierhergekommen, um nachzusehen, ob der Angriff von dieser Seite des Schleiers ausgeht. Anscheinend nicht, aber was immer das für ein Ding war, wollte sich ebenfalls von ihm nähren.« Er hielt inne. »Und was machst du hier?«
»Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Manchmal schlafe ich ein und finde mich in der Traumzeit wieder. Vielleicht bin ich hergekommen, weil Chase mich brauchte. Vielleicht hat er irgendwie nach mir gerufen. Was zum Teufel war das für ein Ding?« Ich betrachtete die Nebelfetzen, die von dem Quallenwesen übrig geblieben waren. Es trieb nur noch schattenhaft im Wind.
»Jedenfalls nichts, was man im National Geographic Channel zu sehen kriegt. Es muss irgendeine Art Geist sein.« Er überlegte. »Es ist kein Karsetii-Dämon, aber es hat sich ähnlich angefühlt.«
Ich schüttelte den Kopf. Das kam mir nur allzu bekannt vor. »Hungergeist?«
»Kann sein … oder ein Ableger dieser Art. Was immer es ist, ich wette zehn zu eins, dass es sich dank Gulakah hier herumtreibt. Übrigens, ich habe von euren gestrigen Abenteuern im Spukhaus gehört. Entzückend.« Er seufzte. »Also, ich hüpfe lieber mal wieder zurück und sehe zu, dass sich jemand um Chase kümmert. Ach ja, du hattest nach meinen Kräften gefragt. Ich habe sie noch nicht lange wieder. Die Dreifaltige Drangsal hatte irgendetwas damit zu tun, aber ich weiß nicht genau, was sie gemacht haben. Lass uns ein andermal darüber reden. Wiedersehen. Schlaf gut.«
Ehe ich ihn aufhalten konnte, drückte er mir einen Kuss auf die Nase, zwinkerte mir zu und schnappte sich Chase. Ich stand da, sah zu, wie sie verschwanden, und wünschte, ich könnte aufwachen. Nachdenklich streifte ich wieder zwischen den Felsen umher. Hatte Chase es tatsächlich geschafft, mich hierherzurufen? Immerhin hatte ich ihm dieses hässliche Biest mit den Fangarmen lange genug
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