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Vampirsohn

Titel: Vampirsohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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den sein Körper verströmte. Dieser dunkle Geruch war sein natürlicher Duft, nur viel, viel stärker und mit einem anderen Unterton, der äußerst erotisch wirkte. Als er schließlich die Beherrschung verlor – sein Haar fiel in wirren Strähnen auf ihre beiden Körper, seine Lippen waren mit ihren verschmolzen und seine Zunge eroberte ihren Mund – dachte sie flüchtig daran, dass nichts in ihrem Leben wieder so sein würde wie zuvor. Irgendetwas wurde zwischen ihnen ausgetauscht, ein Handel geschlossen und besiegelt. Nur wusste sie nicht, was sie bekam oder was genau sie dafür hergab.
    Aber es fühlte sich gut und richtig an.
    Und dann verlor sie ebenfalls die Kontrolle über
ihren Körper, schoss über die Klippe hinaus und fiel in einem Sternenschauer zurück auf die Erde. Wie aus der Ferne hörte sie Michael brüllen, und dann bäumte er sich auf und zuckte unkontrolliert, immer und immer wieder.
    Als es vorbei war, lag er keuchend auf ihr, und sie strich ihm über die mit Schweißperlen bedeckten Schultern.
    Sie lächelte befriedigt. Glücklich. »War das …«
    Plötzlich rollte er sich von ihr herunter und sprang aus dem Bett, die Ketten schnell über den Boden schleifend. Einen Moment später ging das Wasser in der Dusche an.
    Nachdem Claire den ersten Schock überwunden hatte, wickelte sie die Bettdecke fest um sich und kauerte sich zusammen. Offensichtlich hatte sie das wundervolle Erlebnis ihrer Vereinigung falsch interpretiert. Er hatte es anscheinend sehr eilig, sich von ihr reinzuwaschen.
    Doch dann hörte sie sein Schluchzen.
    Oder zumindest etwas, das so klang.
    Claire setzte sich langsam auf und spitzte die Ohren, um durch das Rauschen des Wassers hindurch etwas zu hören. Sie war sich nicht sicher, was genau sie da wahrgenommen hatte. Daher schlüpfte sie in ihren Morgenrock, stieg aus dem Bett und tastete sich an den Bücherregalen entlang zum Bad. Als sie am Durchgang zu dem Abteil ankam, zögerte sie kurz.
    »Michael?«, fragte sie leise.
    Er schrie überrascht auf und bellte sie dann an: »Geh zurück ins Bett.«
    »Was ist los?«

    »Bitte geh …« Ihm versagte die Stimme.
    »Michael, es ist okay, wenn es dir nicht gefallen …«
    »Lass mich allein.«
    Den Teufel würde sie tun. Sie stolperte vorwärts, streckte ihre Hände in der unendlichen Dunkelheit vor sich aus und ging auf das Geräusch des laufenden Wassers zu. Als ihre Hände nass wurden, blieb sie stehen.
    Gott, was wenn sie ihm Schaden zugefügt hatte? Hatte sie den unschuldigen Einsiedler etwa zu weit getrieben?
    »Sprich mit mir, Michael.« Als nichts zu hören war außer dem laufenden Wasser, traten ihr die Tränen in die Augen. »Es tut mir leid, dass ich dich dazu überredet habe.«
    »Ich wusste nicht, dass es sich so anfühlen würde …« Er räusperte sich. »In mir ist etwas zerbrochen. Ganz tief in meinem Inneren. Ich werde mich nie wieder ganz fühlen. Es war so schön.«
    Claire sackte zusammen. Wenigstens war er nicht bestürzt, weil es ihm nicht gefallen hatte. »Komm zurück ins Bett. Lass uns zusammen dort liegen.«
    »Was soll ich bloß tun, wenn du weggehst?«
    »Du wirst nicht hierbleiben, schon vergessen?«
    »Doch, das werde ich, das muss ich. Und du musst gehen.«
    Angst kroch ihren Rücken hinauf. »Nein, das wird nicht geschehen. Das ist nicht, was wir ausgemacht haben.«
    Er stellte die Dusche ab, und als das Wasser nur noch tröpfelte, zog er niedergeschlagen den Atem ein. »Sei vernünftig …«

    »Ich bin verdammt vernünftig. Ich bin Anwältin. Vernünftig zu argumentieren ist mein Beruf.« Sie streckte die Hände nach ihm aus, stieß aber nur an die nackten Marmorfliesen.
    Auf der Suche nach ihm drehte sie sich mit ausgestreckten Händen blindlings herum und verhedderte sich in der Dunkelheit wie in einem Dschungel voller Schlingpflanzen. Sie hatte das Gefühl, dass er sie absichtlich auf Abstand hielt. »Hör endlich damit auf, so herumzugeistern!«
    Er lachte leise. »Du bist so … energisch.«
    »Ja, das bin ich.«
    Das rubbelnde Geräusch, das beim Abtrocknen mit einem Handtuch entsteht, lockte sie nach links, aber das Geräusch bewegte sich, als sie darauf zu ging.
    »Hör auf damit!«
    Michaels Stimme erklang irgendwo hinter ihr. »Waren die Männer, die dich geliebt haben, auch so? So stark und stur? So wie du es bei mir warst?«
    »Kannst du dich etwa teleportieren, oder was? Wie kannst du dich nur so schnell bewegen?«
    »Erzähl mir von den Männern, die dich geliebt haben. Waren sie

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