Vampirwelt
mußte.
Möglicherweise lag auch er in der tiefen Finsternis wie in einem mächtigen Grab. Natürlich ohne die Chance, sich aus eigener Kraft befreien zu können.
Gefangen und verschollen sein. Für immer und ewig. Nicht mehr die normale Welt sehen. Keine Sonne, kein Licht, nie mehr einen blauen Himmel, nie mehr ein lachendes Gesicht.
Statt dessen die böse Finsternis mit all den in ihnen verborgenen Schrecken.
Trotz der Kälte waren seine Hände naß. Die Hachen klebrig, als wären sie mit Leim bestrichen worden. Das Gesicht ebenfalls, der Schweiß hatte Perlen auf der Haut hinterlassen, sie aber kamen ihm vor wie kleine Eisstücke.
Noch lag er unbeweglich auf dem Rücken. Das aber sollte nicht so bleiben. Er würde in einen Zustand der Steifheit hineinversetzt werden, den er nicht wollte. Er mußte etwas tun, auch wenn er seine Umgebung nicht sah.
Tommy Hayer setzte sich auf.
Vom längeren Liegen war er steif geworden. Sein Hals saß zu. Wenn er jetzt hätte sprechen müssen, dann hätte er es nicht gekonnt, weil dicke Klumpen in seiner Kehle lagen, die sich sogar bis zum Magen hin ausbreiteten.
Niemand hatte ihm körperlich etwas getan. Er konnte die Gelenke bewegen wie sonst auch. Es gab keine Schmerzen, keinen Muskelkater, nicht einmal im Kopf verteilte sich der Druck. Tommy kam kaum darüber hinweg, daß er sich so normal fühlte. Da mußte doch etwas passiert sein, aber das war es nicht.
Man hatte ihm nichts getan.
Er hob seine Arme. Die Erinnerung an seinen Traum stieg wieder in ihm hoch. Behutsam tastete er seinen Hals ab, um herauszufinden, ob sich dort kleine Wunden befanden, die durchaus von Vampirzähnen hätten stammen können. Denn hinter dem erleuchteten Fenster hatte er die Gestalt eines Blutsaugers gesehen, auch dessen gekrümmte Hauer, vor denen er sich so fürchtete.
Da war nichts.
Der Blutsauger hatte ihn ebenso in Ruhe gelassen wie diese unheimliche Person mit dem Mantel. Eine kalte Haut lag auf seinem Rücken. Sie verdichtete sich mit jeder Sekunde, weil er sich fragte, wie es weitergehen würde.
Allein kam er aus dieser Finsternis nicht heraus. Da war er Realist genug. Und Tom Hayer nahm sich auch vor, darüber nicht länger nachzudenken, er schob alles zur Seite, was gefährlich werden könnte, er lebte im Jetzt, obwohl ihm dieses Jetzt auch große Schwierigkeiten bereitete. Da mußte er durch.
Im Traum hatte er sich Gräber, Grabsteine und auch an Särge erinnert.
An die fürchterliche Gestalt, die in einer dieser Totenkisten gelegen hatte.
Davon war hier nichts zu spüren. Längst hatte er trotz der Finsternis festgestellt, daß er nicht auf einer weichen Friedhofserde hockte. Der Boden unter ihm war hart, auch steinig, zudem unregelmäßig und rissig.
Tom schoß eine heiße Lohe durch den Körper, als er daran dachte, daß er möglicherweise in einem gewaltigen Grab hockte, dessen Ausmaße er nicht einmal ahnte.
Gab es diese Gräber?
Er glaubte schon. In diesem verdammten Friedhof war eben alles möglich. Auch riesige Gräber tief unter der Erde, höhlenartig, möglicherweise mit Skeletten oder halb vermoderten Leichen gefüllt. Als er daran dachte, schüttelte es ihn gewaltig. Sich in einer derartigen Umgebung zu wissen, war unaussprechbar und auch nicht nachvollziehbar für ihn.
Licht, er wollte Licht. Und er hatte Licht. Beinahe hätte er gelacht, weil er erst jetzt an die Zündhölzer in seiner Tasche dachte. Tommy wußte nicht, wo sie steckten. Er probierte die rechte, dann die linke, er fand sie tief vergraben am Ende der Tasche, und er lachte auf, als er daran dachte, daß er, ein Nichtraucher, gerade diese Dinge bei sich trug. Es war ein Reklameheft, und sämtliche Zündhölzer waren noch vorhanden.
Er riß eines ab, legte eine Fingerkuppe auf die Reibfläche, damit er wußte, wo er anfangen konnte, dann zog er den Kopf durch, spürte die Reibung. Die Hamme zuckte auf, begleitet von einem leisen Zischen.
Tommy hatte schon damit gerechnet, die Finsternis nicht erhellen zu können. Das traf glücklicherweise nicht zu. Die Flamme schuf eine kleine Lichtinsel, aber sie bewegte sich kaum, ein Zeichen, daß sie von keinem Luftzug berührt wurde.
Er hielt sie hoch. Über ihm entstand eine kleine helle Glocke. Sie riß ein Loch in die Dunkelheit, dann spürte Tom den Schmerz an den Fingerkuppen und schleuderte das Zündholz weg.
Beim zweiten Versuch hatte er sich hingestellt. Wieder zerrte er den Kopf über die Reibfläche, das Licht flackerte, und Tom hob den Arm
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