Vampirwelt
versprochen hatte.
Der Lampenschein erwischte ein Hindernis. Er malte sich dort als heller Kreis ab. Hell auf dunkel, der Kreis auf einer Tür, die wohl die Rückseite des Hauses begrenzte.
Auch hier sah ich eine Klinke. Ich schob sie nach außen, bekam wieder das Kratzen mit, als sie über den rauhen Boden schabte, und stand im Freien.
Zum erstenmal konnte ich dorthin schauen, wo die Rückseite des Hauses lag.
Es war nichts zu sehen, nur flaches Gelände, bedeckt von einer dunkelgrauen Decke, die sicherlich sehr vieles verbarg, auch die blutsaugenden Vampire.
Die Luft stand. Sie war wie Eis. Aber nicht so kalt wie Eis. Sie schien mehr aus einem Innern zu kommen, das als absolut schwarze Seele bezeichnet werden konnte.
War es der Hauch Luzifers, der durch diese Welt wehte und seinen Atem hinterlassen hatte?
Ich spürte ein Kratzen im Hals und konnte es trotz einiger Räusperversuche nicht wegbekommen. Die Leere, diese Stille, die plötzlich nicht mehr anhielt, denn über meinem Kopf hörte ich ein Rauschen, das mir bekannt vorkam.
Schwingen…
Ein Vampir!
Dann das Lachen!
Es hallte zu mir herunter, schien aus den Wolken zu kommen, obwohl es dort oben sicherlich keine gab. Aber ich kannte es verdammt gut. So lachte nur Mallmann.
Und ich wußte auch, daß er sich gern verwandelte. Diese Urform der Vampire machte ihm einfach Spaß, er liebte eben das Archaische, das Zeigen der Vergangenheit.
Ich sah ihn auch.
Hoch über mir schwebte er hinweg. Verwandelt in eine riesige Fledermaus mit breiten Schwingen. Dazwischen befand sich wie ein bleiches Stück Fett sein Schädel mit dem großen D darauf. Er verhöhnte mich, er wußte genau, wie gut er war.
Und er verschwand.
Ich hörte das Rauschen der mächtigen Schwingen noch einmal besonders stark, dann war die Bestie nicht mehr zu sehen. Die Dunkelheit hatte sie verschluckt.
Ich war allein, aber dieser Zustand blieb nicht lange, denn ich hörte sehr genau ein böses, gefährliches Knurren, als würden sich Wölfe anschleichen.
Ich fuhr herum, leuchtete wieder, und ich sah die verdammten Bestien.
Sie waren zu dritt. Sie schlichen nebeneinander her. Ihre Augen glühten wie Kohle.
Sie versetzten mir den ersten Schock.
Den zweiten bekam ich, als ich sah, wer auf dem Körper des mittleren Wolfs hockte.
Es war Tommy Hayer!
Für mich gab es nicht den geringsten Zweifel, daß er zu einem Vampir geworden war. Und auch die Wölfe paßten ins Bild, denn oft genug wurden die Blutsauger von ihnen begleitet. Wölfe waren etwas Besonderes. Bevor es Menschen gab, hatte es sie schon gegeben, und sie würden auch überleben, wenn es die Menschheit einmal nicht mehr gab. Das stand als ungeschriebenes Gesetz fest, ich wußte es, denn schon oft genug hatte ich gegen sie und auch gegen Werwölfe gekämpft.
Vampire und Wölfe waren wie Brüder und Schwestern. Einer konnte sich auf den anderen verlassen. Sie mochten sich, sie waren einander zugetan, und ich wußte verdammt genau, daß mir jetzt meine erste große Prüfung bevorstand.
Tommy Hayer war nicht Mallmann. Er besaß keinen Blutstein, der ihn schützte. Er war ein ›normaler‹ Vampir, und ich glaubte fest daran, daß ihn eine Silberkugel erlösen würde.
Deshalb zog ich die Waffe.
Wenn ich den Arm mit der Leuchte etwas senkte, dann verschwanden die Gestalten, als wären sie von der grauen Düsternis geschluckt worden. Nur mehr als Schatten sah ich sie. Die drei Wölfe und Hayer zogen einen Kreis um mich, und sie zogen ihn immer enger, wobei sie dicht zusammenblieben, was meine Trefferchancen noch erhöhte.
In den nächsten Sekunden war dies nicht mehr der Fall. Plötzlich lösten sich zwei der grauen Tiere von dem dritten, auf dem Hayer hockte, und dann jagten sie auf mich zu.
Schattenhaft, bösartig, zum Töten entschlossen. Es ging allein um mein Leben, denn die gefährlichen Gebisse konnten mich regelrecht zerreißen. In dieser verdammten Welt paßte einfach alles. Die Blutsauger, dann die Wölfe, die Finsternis, der Friedhof, hier hatte sich Mallmann sein Reich geschaffen, vom Luzifer absegnen lassen, und hier fühlte er sich sauwohl. Von hier aus konnte er seine Angriffe starten, und ich sah mich dem ersten Angriff einer Bestie gegenüber.
Sie wuchtete ihren Körper in die Höhe, sie war siegessicher, bis sie das geweihte Silbergeschoß traf. Die Befürchtung, meine Kugel würde wirkungslos bleiben, traf hier nicht zu. Sie jagte in den Körper der Bestie hinein, sie riß die Brust auf, hinterließ eine
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