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Varus - Historischer Roman

Titel: Varus - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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Ränge.
    »Bei der Vorhut gab es keine besonderen Vorfälle«, beantwortete der Decurio nach kurzer Vorstellung Valas Frage, und Annius ritzte ebenso flink wie seine Nachbarn Buchstabenkolonnen in das dunkle Wachs. »Alles scheint ruhig zu
sein. Wir haben einen halben Tagesmarsch durch die Berge vor uns. Wegen der dicht stehenden Bäume und der engen Täler ist der Weg schwerer begehbar als die Straßen entlang der Lupia. Außerdem hat der Regen den Boden aufgeweicht, die Bäche fließen über und an manchen Stellen sind Bäume umgestürzt.
    Wo sich die Berge absenken, führt der Weg an den Hängen entlang. Es ist ein alter Bohlenweg unterhalb eines niedrigen Damms, der wohl eine ehemalige Befestigung aus den Zeiten der letzten Kriege ist. Damals trachteten die Stämme dieser Gegend ja danach, einander zu vertreiben. Da die Barbaren gegenüber ihren Nachbarn misstrauisch sind, halten sie solche alten Befestigungen instand. Die Palisade, die den Wall krönt, ist gut gepflegt, aber nicht vergleichbar mit einer Befestigung aus Schanzpfählen.
    Stellenweise grenzt der Weg an die ausgedehnten Moore, die sich jenseits der Berge erstrecken. Es führen Wege in diese Sümpfe, aber sie verlieren sich. Vermutlich sind es Jagdpfade. Das Land ist flach und weitgehend nur von Gras und Schilf bewachsen. Feinde kann man auf dieser Seite schon von weitem sehen, allerdings ist von dort nicht mit Angriffen zu rechnen.
    Wir haben zwei Dörfer gesehen, die vor einiger Zeit verlassen wurden. Dort steht alles unter Wasser, auf den Äckern fault das letzte Getreide, das hat die Menschen wohl vertrieben.«
    »Seid ihr auf Barbaren gestoßen? Auf Aufständische?«
    »Nein, Legat«, erwiderte der Kundschafter. »Wir haben die Wälder oberhalb des Walles durchkämmt und sind niemandem begegnet. Wir haben keine Spuren gefunden, die darauf schließen lassen, dass dort größere Scharen von Barbaren unterwegs gewesen seien.«

    Vala verzog die Lippen zu einem dünnen Grinsen. »Dann hängen sie also an uns wie Zecken, und wir müssen zusehen, wie wir sie loswerden.« Er wandte sich Caelius zu, schaute ihn eindringlich an.
    »Du kennst meine Meinung, Publius Quinctilius«, erwiderte Caelius. »Wir sollten uns hier festsetzen. Sie sind nicht imstande, uns zu belagern, und wenn sie abziehen, jagen wir sie vor uns her.«
    »Dem stimme ich zu«, meldete sich Nervius, Primipilus der Neunzehnten, zu Wort, und sein Kollege Sertorius nickte. »Wir haben schwere Verluste hinnehmen müssen, Publius Quinctilius. Solange wir uns in Marschordnung bewegen, sind die Aufständischen im Vorteil. Sie beschießen uns aus dem Hinterhalt, spalten die Abteilungen und greifen die durcheinandergeratenen Züge an. Über die Nachhut wissen wir nur, dass Teile davon etwa zehn Meilen hinter uns ein Notlager aufgeschlagen haben, weil sie es nicht mehr bis hierher geschafft haben, so zerrissen ist die Marschordnung inzwischen.«
    Annius wechselte den Griffel in die Linke und schüttelte die andere Hand, um sie zu lockern. Bei schnellen Mitschriften verkrampfte er bald, und die Kürzel wurden unleserlich. Er wollte nicht darüber nachdenken, was die Offiziere sagten, es lediglich im Wachs festhalten. Erst jetzt ging ihm auf, dass er nur den Lärm der noch immer einmarschierenden Truppen hörte. Im Zelt herrschte drückendes Schweigen.
    Eine Bewegung ließ ihn aufschauen; der Bote trat rasch einen Schritt vor. »Imperator, ich möchte nicht unverschämt -«
    »Dieser Titel steht mir nicht zu«, unterbrach Varus ihn, und der junge Mann stutzte, ehe er den Kopf senkte. »Was hast du zu sagen, Soldat?«

    »Tribun Arminius befindet sich bereits ein gutes Stück vor euch. Er wird den Feind morgen erreichen. Wenn der Hauptteil eurer Truppen sich hier festsetzt, um eure Verfolger zu bekämpfen, werdet ihr Tage verlieren, Tage, in denen Arminius und Segimerus den Aufständischen allein gegenüberstehen. Wenn ihr eure Verfolger schließlich vor euch hertreibt, werden Arminius’ Männer zwischen diesen und dem Feind stehen. Das könnt ihr nicht wollen!«
    In der Stille richteten sich alle Blicke auf den Boten, der mit einem Mal vor dem Statthalter das Knie beugte wie ein unterworfener Gegner. Sichtlich verblüfft hielt Varus inne, berührte dann den Mann an der Schulter.
    »Steh auf! Es gibt keinen Grund niederzuknien.« Er blickte sich um, suchte den Lagerpraefecten Eggius. »Wann kann die Nachhut morgen hier eintreffen?«
    »Vermutlich noch am Vormittag«, antwortete Eggius. »Gut, das

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