Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
und schoben ihre Stühle beiseite. Winzig hatte sich bereits daran gemacht, das Geschirr abzuräumen. Sofort sprangen ihm die Elfen zur Hand. Gemeinsam wurde abgewaschen und alles wieder ordentlich an seinen Platz gestellt.
Arik, der stundenlang schnarchend vor dem Kamin gelegen hatte, erwachte. Ihn plagten Hunger und Durst. Verlockender Bratenduft stieg in seine Nase. Nichts hielt ihn mehr auf seinem Platz. Schnuppernd folgte er dem köstlichen Duft. Mit seiner Pfote stieß er die Pendeltür auf und stand bei Winzig in der Küche. „Ah, da bist du ja. Ich hab für dich extra etwas aufgehoben, schau her.“ Das ließ sich Arik nicht zweimal sagen. Winzig hielt ihm einen guten gefüllten Fressnapf, garniert mit frischen Kräutern, vor die Nase. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. „Das Grünzeug“ knurrte er „ist mir zu gesund, das kannst du weglassen“. Nachdem er es aussortiert hatte, machte er sich über das Fleisch her und schleckte zum Schluss mit sichtlichem Behagen den Rest der Bratensauce aus seinem Bart. „Winzig“ sagte Arik, „das war das beste Essen, das ich je hatte.“
„Möchtest du noch einen Nachtisch“? flüsterte Winzig so leise, dass Arik ihn kaum verstand. „Na, immer“ wisperte er ebenso leise zurück. Geräuschlos schlüpften beide in die nahegelegene Speisekammer, in der ein übergroßer Kühlschrank stand. „Wow“ raunte Arik, „hier sollten wir mehr Zeit verbringen.“ Er konnte es gar nicht abwarten. Auffordernd stieß er Winzig mit seiner Schnauze an „nun mach schon, ich möchte sehen, was alles da drin ist!“ „Sachte, sachte“ murmelte Winzig und öffnete die Tür. Aus der hintersten Ecke kramte er ein Schüsselchen Eis hervor, mit einem übergroßen Klecks Sahne oben drauf. Winzig hatte kaum Zeit, das Schüsselchen auf den Boden zu stellen, so gierig stürzte sich Arik auf das Eisvergnügen. Zuerst kam die Sahne dran, dann das Eis. Nur, das verflixte Töpfchen rutschte immer wieder weg, der Fußboden war zu glatt. Winzig hob das Töpfchen hoch und hielt es fest, bis Arik alles aufgeschlabbert hatte. Anschließend war nicht nur die Schüssel sauber geputzt, sondern auch Winzigs Hände waren klebrig von Ariks Spucke. „Arik“, grinste Winzig, „dein Bäuchlein sieht aus wie ein gespanntes Trommelfell.“
„Jetzt aber hurtig, wir sollten lieber verschwinden, bevor uns einer erwischt“. Er hatte den Satz noch nicht ganz beendet, als sich Schritte näherten. Geistesgegenwärtig knipste er das Licht aus. Tiefe Dunkelheit umfing sie. „Psst, schnell hinter die Vorratskisten.“ Mucksmäuschenstill hockten sie in der Finsternis. Mit Schwung wurde die Tür aufgestoßen und ein breiter Lichtstrahl fiel in die Speisekammer. Sie hielten den Atem an. „Nein, hier sind sie auch nicht. Vielleicht ist Winzig mit Arik ein Stück spazieren gegangen“ hörten sie Goldor sagen. Endlich schloss sich die Tür wieder und fiel geräuschvoll ins Schloss. Beide atmeten tief durch, schlichen wachsam zur Tür, lauschten auf die sich entfernenden Schritte und huschten hinaus. Kurze Zeit später tauchten sie mit unschuldiger Miene, so, als ob sie kein Wässerchen trüben könnten, im Kaminzimmer auf. Goldor schaute sich die beiden genauer an und lächelte in seinen Bart. In Ariks Schnauzhaaren hing noch ein kleiner Klecks Sahne. Goldor warf Winzig einen vielsagenden Blick zu, sagte aber nichts. Tick, tack, tick, tack, machte die alte Großvateruhr, ansonsten Stille. „Bevor wir alle im Sitzen einschlafen“, verkündete Goldor mit schlaftrunkener Stimme, „gehen wir lieber noch ein paar Stunden schlafen. Der neue Tag bricht schon an.“
Am nächsten Morgen, als sie nach einem reichhaltigen Frühstück noch gemeinsam um den Tisch herum hockten, wandte sich Goldor an die Elfen: „Kommt ihr mit, seid ihr bereit für einen kurzen Erkundungsgang?“ Die Elfen überlegten nicht lange, wischten mit der Serviette die letzten Brösel vom Mund, sprangen auf und riefen begeistert „mit Vergnügen!“ Komm Arik, wir schauen uns nach einem neuen Heim um.“ Arik blickte von den Elfen zu Winzig und wieder zurück. „Nein“ winselte er „ich fühle mich nicht wohl, ich bleibe lieber bei Winzig in der Küche!“ Seufzend schloss er die Augen und ließ sich wehleidig auf den Fußboden plumpsen. Adina durchschaute den kleinen Trick, drohte leicht mit dem Finger und wünschte ihm gute Besserung. Bei den ersten Sonnenstrahlen, die schräg durch die Äste fielen, und einem leichten
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