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Vater sein dagegen sehr

Vater sein dagegen sehr

Titel: Vater sein dagegen sehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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mit Mehl direkt nach Würzburg fuhr. Diesmal durften sogar beide Kinder vorn beim Fahrer Platz nehmen, und als sie dann kurz nach Anbruch der Dunkelheit vor dem Turm standen, da trug Lutz die einhundertunddreiundachtzig Mark, mit denen er von Traunstein weggefahren war, unversehrt in seiner Brieftasche. Das Brot der Armen war gerettet, denn die Kosten für die letzte Bahnstrecke hatte er von dem Kleingeld bestreiten können, das er lose in der Tasche trug. Der liebe weißblaue Gott überm Bayernland schien es mit den Kindern gut zu meinen, auch wenn sie in seinem Laden keine echten Kieler Sprotten geworden waren. —
    Auf dem Würzburger Hauptbahnhof hatte Lutz Margot anzuläuten versucht, aber er hatte den Bescheid bekommen, daß sie nicht daheim sei. Das Mädchen, das am Apparat war, hatte ihm nicht sagen können, wo sie zu erreichen war. Als er nun, unter der Last der Koffer keuchend und vom Gewicht des Rucksacks niedergedrückt, mit dem Bello voraus und den müden Kindern hinterdrein, aus der Enge der Hallfelder Gassen stolpernd vor seinem Turm stand und hoch im Gemäuer wie zwei glühende Augen die beiden Südfenster seines Zimmers erleuchtet sah, da wurde es ihm zudem auch noch schwach im Magen, und er setzte die Koffer so plötzlich ab, daß die Kinder auf ihn heraufrannten. Margot war im Turm! Vielleicht erwartete sie ihn heute, oder vielleicht hatte sie es sich auch nur mit einem Buch bei ihm gemütlich gemacht, ohne damit zu rechnen, daß er heute schon zurückkommen würde. Aber wie es auch sein mochte, auf jeden Fall — sie war da. —
    »So, Kinder, da ist er — mein Turm«, sagte er etwas abgeschnürt und hob die Hand gegen das hohe Gemäuer, dessen Konturen dunkel und zyklopisch vor dem nächtlichen Himmel standen.
    »Aber da brennt ja an Licht!«
    »Ja, wahrhaftig, da brennt ein Licht«, murmelte Lutz und rieb sich das feuchte Genick mit der flachen Hand. Es klang, als hätte er gehofft, die Kinder würden ihm sagen, daß er an Halluzinationen leide.
    »Vielleicht hast es brennen lassen, Onkel Lutz, ha?« meinte der Rudi.
    »Oder es ist jemand drin«, sagte Traudl und sah ihn an.
    »Wahrscheinlich«, murmelte er, »sie hat nämlich die Schlüssel zum Turm und zu meiner Wohnung.«
    »Die Dame?« fragte Traudl; ihre Stimme klang befremdlich gequetscht und unverkennbar schartig.
    »Sie heißt Margot!« sagte Lutz ein wenig schroff.
    »Pfüat di Gott, wir können doch nicht Margot zu ihr sagen!«
    »Wenn ihr vielleicht >Tante Margot< zu ihr sagen würdet«, schlug Lutz vor und schob den Hut ins Genick. Er sah — und es bestürzte ihn —, daß sich die Augenlider seiner Nichte Traudl zu zwei schmalen Schlitzen verengten, hinter denen die Pupillen phosphoreszierend wie bei wildernden Katzen aufglimmten.
    »Wie heißt sie nachher?« fragte sie kühl. »Sie muß doch an Vatersnamen aa ham.«
    »Sonnemann — Margot Sonnemann.«
    »Darm sagen wir Fräulein Sonnemann zu ihr!« entschied Traudl kategorisch. »So hat es die Mutti uns gelernt, daß man zu fremden Fräuleins nicht nur bloß Fräulein sagt, sondern den Namen dazusetzen tut.«
    »Also in Gottes Namen, tut, was ihr wollt!« knurrte Lutz und nahm die Koffer wieder auf. »Und im übrigen heißt es nicht, so hat es die Mutti uns gelernt, sondern: so hat es die Mutti uns gelehrt! — Verdammt noch einmal, es wird höchste Zeit, daß ihr beide ein anständiges Deutsch sprechen lernt!«
    Er ging voran, und die Kinder schlichen hinter ihm drein.
    Er hörte sie wispern und spürte ihre Blicke in seinem Hals.
    Das geht ja gut an! dachte er mutlos, während er die scheppernde Schelle in Bewegung setzte. Oben flog ungestüm ein Fenster auf. Zu ungestüm. Lutz zog den Kopf ein, als befürchte er, im nächsten Moment werde es Glasscherben herabregnen.
    »Lutz! Bist du es?«
    »Ja — ich bin's!« rief er hinauf. Sie ließ sich nicht mehr Zeit, das Fenster zu schließen, sondern stieß sich zurück und rannte zur Tür und klapperte die Stiegen herunter; sie hatte es so eilig, daß sie nicht einmal das Licht im Treppenhaus andrehte, obwohl die steile Stiege doch halsbrecherisch genug war. Der Schlüssel kreischte im Schloß der Haustür, und Margot flog ihm an den Hals.
    »Ach, Lutz, endlich...!« Sie suchte seinen Mund und umarmte ihn stürmisch. Er machte sich aus ihren Armen behutsam frei. Mit ihren vom Licht geblendeten Augen, die sich an die Dunkelheit noch nicht gewöhnt hatten, sah sie nicht die Karawane, die stumm hinter Lutz verharrte.
    »Ja, Margot, da

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