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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Stöße, als der Bentley über den Bordstein ho l perte - wumm qmm wumm wumm -, und dann war er ve r schwunden. Die Tore begannen sich zu schließen, blieben dann aber auf halbem Wege stehen. Zwei Männer erschi e nen vom Haus her, sie gingen schnell.
    »Sie!« schrie einer von ihnen. »Sie beide! Bleiben Sie stehen, wo Sie sind!« Er lief auf die Straße. März packte Charlie am Ellbogen. In diesem Augenblick begann einer der Polizeiwagen rückwärts auf sie zuzufahren, mit jaule n dem Getriebe. Der Mann sah nach rechts, zögerte und zog sich zurück.
    Der Wagen schlidderte zum Stillstand. Das Fenster wu r de herabgekurbelt. Eine gelangweilte Stimme sagte: »Ve r fluchte Scheiße, rein mit Ihnen.«
    März öffnete die Hintertür und schob Charlie hinein und glitt dann hinter ihr her. Der Schweizer Polizist vollführte eine rasend schnelle Dreipunktewendung und brauste dann stadtwärts ab. Zauggs Leibwache war bereits verschwu n den; die Tore schlossen sich dröhnend. März drehte sich um und starrte aus dem Rückfenster. »Sind Ihre Bankiers alle so gut bewacht?«
    »Hängt davon ab, mit wem sie Geschäfte machen.« Der Polizist richtete seinen Rückspiegel, um sie sehen zu kö n nen. Er war Ende Vierzig, mit blutunterlaufenen Augen. »Haben Sie noch weitere Abenteuer vor, Herr März? Vie l leicht irgendwo eine kleine Prügelei? Es würde uns sehr helfen, wenn wir vorher benachrichtigt würden.« »Ich dachte, Sie sollten uns nur folgen, nicht aber uns beschü t zen? « »- >Folgen und nach Bedarf schützen‹ so lautet u n ser Befehl.
    Übrigens, der Mann in dem Wagen hinter uns ist mein Kollege. Das war ein scheißlanger Tag. Entschuldigen Sie meine Sprache, Fräulein - niemand hat uns gesagt, daß da eine Frau dabeisein würde.« »Können Sie uns zum Hotel zurückbringen?« fragte März.
    Der Polizist grummelte. »Soll ich jetzt zusätzlich zu meinen Dienstpflichten auch noch Chauffeur spielen?« Er schaltete seine Funkanlage ein und sprach mit seinem Ko l legen. »Panik vorbei. Wir fahren zurück zum Baut au Lac.« Charlie hatte ihr Notizbuch auf dem Schoß und schrieb. »Wer sind diese Leute?«
    März zögerte, aber dachte dann: was soll's? »Dieser B e amte und sein Kollege sind Mitglieder der Polizei, die s i cherstellen sollen, daß ich keinen Versuch unternehme, abzuspringen, während ich mich außerhalb der Reichsgre n zen aufhalte. Und dafür sorgen, daß ich heil und in einem Stück zurückkehre.«
    »Immer ein Vergnügen, unseren deutschen Kollegen zu helfen«, grunzte eine Stimme von vorne. Charlie sagte: »Besteht denn die Gefahr, daß Sie das nicht tun?« »Offe n bar.«
    »O Gott.« Sie schrieb sich etwas auf. Er sah fort. Zu i h rer Linken sah man ein paar Kilometer über dem See die Lichter von Zürich ein gelbes Band auf dem dunklen Wa s ser bilden. Sein Atem ließ die Scheibe anlaufen.
    Zaugg war wohl aus seinem Büro zurückgekommen. Es war spät, aber die Züricher arbeiten hart für ihr Geld - ü b lich waren zwölf bis vierzehn Stunden am Tag. Das Haus des Bankiers konnte man nur über diese Straße erreichen, was die wirksamste aller Sicherheitsmaßnahmen ausschloß: Jeden Abend die Fahrstrecke ändern. Die Seestraße, die auf der einen Seite vom See begrenzt wurde und auf die von der anderen Seite Dutzende von Nebenstraßen mündeten, war der Alptraum jedes Sicherheitsmannes. Das mochte einiges erklären.
    »Haben Sie sein Auto gesehen?« sagte er zu Charlie. »Wie schwer es wa r, welches Ge räusch seine Reifen mac h ten? Solche Wagen sieht man oft in Berlin. Der Ben t ley war gepanzert.« Er fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. »Zwei Leibwächter, ein Paar Gefängnistore, ferng e steuerte Kameras und ein bombensicheres Auto. Was ist das für eine Art von Bankier?«
    Im Schatten konnte er ihr Gesicht nicht genau sehen, aber er konnte neben sich ihre Erregung spüren. Sie sagte: »Wir haben das Beglaubigungsschreiben, erinnern Sie sich? Welche Art Bankier auch immer er sein mag - jetzt ist er unser Bankier.«

SIEBEN
    Sie aßen in einem Restaurant in der Altstadt - in dem es dicke Leinenservietten und schweres Tafelsilber gab, und wo die Kellner hinte r ihnen aufgereiht standen und die B e deckungen der Platten wegzauberten, als seien sie eine Truppe Zaube r künstler. Wenn da s Hotel ihn die eine Hälfte seines Monatsgehalts gekostet hatte, dann dieses Essen die andere Hälfte, aber das war März egal.
    Sie war anders als alle anderen Frauen, denen er bege g net war. Sie war keines

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