Vegan for Fit. Die Attila Hildmann 30-Tage-Challenge
Web oder zocken PC-Spiele.
Es ist nur wenige Jahre her, da lief auch meine Glotze tagein, tagaus im Hintergrund. Die ständige Berieselung machte mich nervös, das Programm unterhielt mich nur flach und die Reportagen über Krisengebiete oder die Nachrichten bereiteten mir Sorge. All das schwächte meine Psyche – ich war ein fetter, junger Mensch, gefangen in seinen Ängsten und fast wie ferngesteuert von Werbeimpulsen.
Nächtelang zockte ich an meinem PC Online-Strategiespiele, statt mich um meine Vorlesungen zu kümmern. Gemeinsam zu spielen und zu kämpfen, vor allem aber zu siegen, machte mich süchtig! Ich vernachlässigte meine Familie, meine Freundin und meine Freunde und vergrub mich immer mehr in meiner kleinen Welt. Ich fing schon an, von den Computerspielen zu träumen – und neben meinem Kontostand litt auch meine Psyche. Es kam der Tag, an dem ich mir eine Frage stellte, die mein Leben verändern sollte: „Wenn du eines Tages stirbst und auf dein Leben zurückblickst: Willst du dann feststellen, dass du es in einer virtuellen Realität verschwendet hast?“
Computerspiele und Fernsehserien sind am Ende reine Zeitverschwendung. Es sind Bilder einer falschen Realität. Kein Programmierer eines Computerspiels könnte jemals die Komplexität der Wirklichkeit nachbauen. Keine Fernsehserie der Welt kann je eine erlebbare Realität abbilden. Kein noch so toller Highscore hat irgendeinen echten Wert, der einem hilft, auch nur ein einziges Problem zu lösen.
Ich dachte mehrere Tage darüber nach: Wollte ich mein Leben wirklich in der künstlichen Realität eines Programmierers oder TV-Autors verbringen? Sollte er für mich den Weltenschöpfer spielen und die Regeln bestimmen, sozusagen mein Gott sein? Der Gedanke wurde immer beklemmender und ich tat das vorher Unvorstellbare: Ich deinstallierte alle Spiele, schmiss meinen Fernseher aus dem Haus und beschloss, mich nicht mehr passiv beschäftigen zu lassen.
Ab diesem Tag konsumierte ich Filme und Reportagen nur noch über Internet oder DVD – und zwar nur noch die, die ich wirklich sehen wollte. Das sparte viel Zeit und es gab keine Werbeblöcke mehr, in denen mir im Viertelstundentakt unwiderstehliche Leckereien präsentiert wurden.
Dafür begann ich, viel mehr selbst zu kochen, denn ich spürte, dass es mich glücklich machte, mit frischen, unverfälschten Produkten innerhalb weniger Minuten etwas Leckeres zu zaubern. Im nächsten Schritt räumte ich gründlich in meinem Leben auf. Ich setzte mir Ziele, fing an sie umzusetzen und schuf die Grundlage für finanzielle Freiheit, indem ich mir einen Job an der Uni suchte. Wie im Wahn besuchte ich nun auch statt einer Vorlesung plötzlich sieben am Tag.
Es fühlte sich gut an. Ich bewegte etwas in meinem Leben, hatte wieder mehr Zeit für meine Mutter, meine Freunde und meine Freundin und meine depressive Lethargie verschwand wie von selbst. Schwimmen gewesen zu sein statt virtuell abzuhängen und morgens in aller Frühe mit dem Rad zur Uni oder zum Sport zu fahren: Das machte mich glücklich.
Als Ex-Computerspiel-Junkie begriff ich eine Sache, die mein ganzes weiteres Leben beeinflussen sollte: So wie ich im Spiel Mineralien und Gas sammelte, um meine Einheiten zu bauen und in den Krieg zu schicken, war ich plötzlich im echten Leben der Charakter, den es hieß aufzubauen: Ausbildung, körperliche Fitness, innere Stärke und finanzielle Freiheit waren für mich die neuen Missionsziele meines eigenen Spielcharakters.
Begreift man die Wirklichkeit erst einmal als das wichtigste Spiel von allen, ist es adrenalingeladener und aufregender als jedes Computerspiel. Unsere Möglichkeiten sind fast grenzenlos, wenn wir genauso ins Leben einsteigen wie ins Spiel: mit Freude, Mut, Fantasie und Zuversicht.
In der Realität haben wir allerdings nur ein Leben. Das ist kostbar – und genau deshalb sollten wir es nicht verschwenden. Leben wir also unsere Träume und beginnen wir, aktiv zu sein! Die Fragen, die wir uns täglich neu stellen müssen, sind: Schauen wir eine Fernsehserie oder besuchen wir zwei Stunden unsere Familie? Gucken wir drei Mal täglich die gleichen Nachrichten, beladen uns mit der Wiederholung von Negativschlagzeilen – oder joggen wir eine Runde durch den Park? Surfen wir endlos durch die Communitys und Portale, checken wir zehn Mal in der Stunde unsere Mails – oder gehen wir in den Club oder ein Café und lernen echte Menschen in der echten Welt kennen?
Wir haben jeden Tag von Neuem die
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