Vegas Vampires 03 -Ein Biss mit Folgen
stillschweigenden Waffenstillstand mit seiner eigenen Ewigkeit.
»Ich hatte mich selbst so weit von der Gesellschaft zurückgezogen, dass ich meine Menschlichkeit vergaß.« Die Ironie an seiner Übereinkunft mit der Regierung bestand darin, dass es ihm erlaubt war, seine Forschungen fortzusetzen, aber er durfte nicht an gesellschaftlichen Ereignissen teilhaben. Deshalb verbrachte er seine Zeit mit Sterblichen, benutzte, wenn notwendig, seinen Charme und seine Überredungskunst gegenüber Frauen, von denen er Blutproben nahm, erlaubte sich jedoch niemals, Gefühle zu entwickeln. Bis er auf Brittany traf.
Sie schaute ihn nicht voller Ekel, sondern voller Verständnis an. »Deshalb hast du dich also entschlossen, ein Heilmittel gegen den Vampirismus zu finden?«
Er nickte, überrascht, dass sie selbst zu dieser Einsicht gekommen war.
Sie nahm seine Hand und drückte sie. »Das tut mir leid für dich. Ich kann mir nicht vorstellen, eine solche Entscheidung treffen zu müssen, ohne Zeit zu haben, die möglichen Folgen gegeneinander abzuwägen. Ich finde,
sie haben einen Fehler gemacht, als sie dich dafür bestraften. Aus juristischer Sicht hast du meiner Ansicht nach nichts falsch gemacht. Aber ich kann verstehen, wie sehr es dich mitgenommen haben muss … ich hätte mich genauso gefühlt. Niemand kann wirklich verstehen, worum er bittet, wenn er nach dem ewigen Leben verlangt. Es ist keine Entscheidung, die man leichthin trifft.«
Das war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Er hatte geglaubt, Brittany würde ihn davon überzeugen wollen, dass er nicht schuld war, dass er sich umsonst Gedanken machte. Er hatte das von vielen Vampirbekannten gehört. Und dann waren da jene wie das Komitee für faire Beißpraktiken, die ihn dafür verdammten, dass er sein Opfer schlecht ausgewählt habe, dass es ihm nicht gelungen sei, sie mit einem Bann zu belegen, und dass er generell schlecht mit der Situation umgegangen sei. Sie hatten daran festgehalten, dass er ihr Gedächtnis vollkommen hätte löschen müssen, um die Vampirgesellschaft nicht in Gefahr zu bringen. Oder dass er sie hätte umdrehen müssen, wenn es ihm nicht gelungen wäre. Zuzulassen, dass Sterbliche einen hysterischen Tod starben, konnten sie nicht befürworten, ohne drakonisch zu wirken.
Auch er hatte es nicht befürwortet. Aber Brittany war die Erste, die verstand, warum es ihm nicht möglich gewesen war, jemanden zum Vampir zu machen, der so offensichtlich labil war. Der Gedanke hatte ihm schrecklich zugesetzt. Die Frau hatte keine Ahnung, was es bedeutete, für immer als Untote auf der Erde zu wandeln,
und gemessen an ihrem bisherigen Verhalten wäre sie auch nicht in der Lage gewesen, die Regeln der Nation zu befolgen.
»Es war keine einfache Entscheidung, und alles passierte schrecklich schnell. Ich habe bloß reagiert. Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht Verantwortung für meine Tat übernehmen muss. Ich habe den Kontakt zu ihr gesucht, und ich habe sie mit dem Virus infiziert und eine Blutprobe genommen. Das war kein ethisches Verhalten.«
»Schon. Aber wenn du dieselbe Situation noch einmal durchleben müsstest, unter denselben Bedingungen, nachdem du jetzt vierzig Jahre Zeit hattest, darüber nachzudenken – was würdest du tun?«
Corbin musste nicht wirklich darüber nachdenken. Er hatte keine Wahl gehabt. Die anderen Optionen waren noch abscheulicher gewesen, als ihr sein Lebensblut zu verweigern. »Ich würde dasselbe wieder tun. Allerdings würde ich ihr schneller die Waffe wegnehmen und auch früher den Notarzt verständigen. Aber noch wichtiger: Ich würde sie gar nicht erst ansprechen.« Doch das war nicht ganz die Wahrheit, und er wusste es. Er pickte sich noch immer unfreiwillige Spender aus, um an das genetische Material für seine Forschungen zu kommen, und er benutzte sowohl seinen Charme als auch einen Bann, um das zu erreichen. Genau aus diesem Grund hatte er sich ursprünglich auch an Brittany rangemacht – wegen ihres Blutes. Seine Arbeit war wichtiger, als sich darüber zu sorgen, jemanden um ein kleines Serumröhrchen voller Blut zu erleichtern, und das musste er immer im Gedächtnis
behalten. Das große Ganze. Aber das schlechte Gewissen nagte an ihm.
Er wusste auch, was der wahre Grund für seine Armbanduhr und seine Verbannung aus der guten Vampirgesellschaft war, nämlich dass seine Forschungen den derzeitigen Machthabern Angst einjagten. Sie hatten den Tod der Frau und seine offensichtliche Zerknirschtheit
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