Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
halbgeöffneten Schrank.
Gwenna fühlte, wie ihr Herz schwer wurde, als sie in den Raum trat, die Fingerspitzen über die knisternde ungelesene Ausgabe von Cosmopolitan auf dem Nachttisch gleiten ließ. Sie betrachtete die Fotos einer hübschen jungen Frau mit denselben karamellfarbenen Haaren wie Nate und schokoladenbraunen Augen, die sich mit ihren Freundinnen hatte fotografieren lassen, braungebrannt, gesund und vital. Fotos von ihr mit Nate, beide lachten und schnitten Grimassen vor dem Hoover Dam. Offenkundig spätere Fotos vor einem Weihnachtsbaum, auf denen ihr die Haare ausgingen und sie dunkle Ringe unter den Augen und eingefallene Wangen hatte. Aber ihr Lächeln war noch immer fest an seinem Platz, ihre Augen schauten wissend, und sie schien ihren Frieden mit ihrem Schicksal gemacht zu haben.
Nate stand neben ihr, hatte den Arm schützend um Kyra gelegt, während sie sich an ihn lehnte. Er hielt sie aufrecht, seine Stärke reichte ihnen beiden, und Gwenna wusste mit einem Mal ohne auch nur den Hauch eines Zweifels, dass sie Nate Thomas liebte. Er war kein Mann, der je an sich zweifeln würde. Er war kein Mann, der sich gehen lassen und nicht mehr vorwärtsgehen würde. Er wusste, wer er war, und stand fest zu seinen Überzeugungen, seiner Wahrheit, seiner Liebe. Er verfügte über eine Stärke, die sie schätzte und um die sie ihn beneidete, und sie liebte ihn.
Und jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass er nicht, wenn er aufwachen und sie ihm die Wahrheit in ihrer ganzen Tragweite erzählen würde, diese Entschlossenheit gegen sie richten und aus ihrem Leben verschwinden würde.
14
»Wo ist mein Mann?«, fragte Sasha.
Ringo taumelte einen Schritt zurück. Seine Hand umklammerte noch immer das Messer, das sie ihm in die Brust gerammt hatte. Es würde ihn nicht töten, aber es tat höllisch weh, und er wollte es loswerden. Und dann würde er die verrückte kleine Schlampe da vorn damit umbringen.
»Ich habe keine Ahnung, wo dein Mann ist, und es ist nicht mein Problem, wenn du ihn verloren hast.« Der Messergriff war glitschig von seinem Blut, und er bekam ihn nicht richtig zu fassen, um das Messer herauszuziehen.
Das war so typisch Frau. Ständig hingen sie irgendwelchen Hirngespinsten nach. Und wenn die dumme Kuh glaubte, er würde von einem Messer im Herzen sterben, würde sie noch ihr blaues Wunder erleben. Es gefiel ihm nicht, dass er so viel Blut verlor, aber er könnte sie dennoch innerhalb einer halben Sekunde ausschalten. Denn er war ein Vampir und sie nur ein Mensch.
»Er ist seit gestern verschwunden, und du weißt, wo er ist. Du bist Mitglied im Forum, stimmt’s?«
Mann, es war wirklich verrückt, wie gut ihr Englisch war, wenn man bedachte, dass sie monatelang so getan hatte, als würde sie kein Wort verstehen. Ringo schüttelte den Kopf. Es ärgerte ihn, dass er das Messer nicht rausbekam. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
»Ich verspreche dir, wir beide können eine Vereinbarung treffen. Du musst mir allerdings sagen, wo er ist. Und mir helfen, an Carricks Schwester ranzukommen.«
»Carricks Schwester?« Wovon zum Teufel redete sie da? »Was hat die mit dem Ganzen zu tun? Tut mir leid, aber ich komme da wirklich nicht mehr mit, und ich habe entschieden, dass mir das alles scheißegal ist.« Er warf hin. Ein bisschen Cash und Fummeln war diese Qual nicht wert. Er fühlte sich sowieso nicht so toll. Er wollte zurück in seine Wohnung und ein bisschen Blut trinken, den letzten Rest Heroin nehmen, den er noch hatte. Das würde ihn wieder in Form bringen, denn er fing wirklich an, sich scheiße zu fühlen. Der Schmerz in seiner Brust war die Hölle, ihm drehte sich der Magen um, und das Zimmer fing langsam an, sich zu drehen.
Ringo schob sich an ihr vorbei in Richtung Wohnungstür.
Sie rannte und warf sich ihm in den Weg, machte es ihm unmöglich zu gehen. Ihr Brustkorb bebte, und sie schaute wie eine Irre. »Nein! Du kannst nicht gehen!«
»Wer sollte mich daran hindern?« Sie war mit einem Vampir verheiratet, da musste sie eigentlich wissen, dass er sie wie einen Bleistift in Stücke brechen konnte. Doch jetzt tanzte der Raum tatsächlich vor seinen Augen, und schwarze Flecken schoben sich in sein Gesichtsfeld. Ringo schüttelte den Kopf, um sie loszuwerden.
»Du stirbst, weißt du das?«, sagte sie.
»Das glaube ich eher nicht.« Aber er verspürte so etwas wie Panik, und er erneuerte seine Bemühungen, das heiße, glitschige Messer aus seiner Brust zu
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