Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
unzählige Male betrachtet und mich immer wieder gefragt, ob er wohl Carden ist.«
»Carden?«
»Mein Bruder.«
Mairi riss die Augen auf. »Dein Bruder ist ein Gargoyle?«
»Er ist ein Gestaltwandler, so wie ich auch.«
»O Gott, daran muss ich mich erst noch gewöhnen«, gab sie ganz leise zurück. Er grinste, sah dann jedoch weg, um sein Lächeln vor ihr zu verbergen.
»Er ist schon seit fast zweihundert Jahren verschwunden. Morgan hat ihn dazu verdammt, seine Gargoyle-Gestalt zu bewahren.«
»Weshalb?«
Bran drehte sich wieder um und sah ihr ins Gesicht. Seine wunderschönen Augen waren jetzt von Kummer überschattet. »Alles ist meine Schuld. Ich sollte diese verdammte Schlange heiraten. Ich aber verachtete sie, während Carden sie verehrte. Deshalb ist er an meiner Stelle zu ihr gegangen und wollte sie verführen. Sie kam jedoch hinter unseren Betrug, und aus diesem Grund hat sie ihn dazu verdammt, für immer in seiner Gargoyle-Gestalt zu bleiben. Auch mich hat sie mit einem Fluch belegt.«
»Was ist das für ein Fluch?«
Er sah sie überrascht an. »Du weiÃt es nicht?«
»Woher sollte ich?«
»Deine Träume.«
Sie errötete. »Meine Träume von dir sind doch rein sexueller Natur.«
»Sonst nichts?«
»Nein.« Sie dachte an den Dolch, der sie in ihrem Traum magisch angezogen hatte â und fragte sich, ob er wohl etwas zu bedeuten hatte. »Bran?«
Er schloss die Augen, und Mairi war wieder einmal erstaunt, wie lang seine Wimpern waren. Sie hob den Arm, um ihm mit den Fingern über das Augenlid zu streicheln. Blinzelnd trat er einen Schritt zurück, doch sie flüsterte ihm leise etwas zu, um ihn zurückzuhalten.
»Sprich mit mir. Ich will endlich verstehen. Erzähl mir bitte alles.«
»Mairi, bitte â¦Â«
Das Pulsieren, das von seinem Körper ausging, wurde allmählich stärker. Sie spürte die Wärme an ihren Fingern. »Sprich einfach nur mit mir.«
»Du darfst mich nicht berühren«, sagte er drohend und stieà sie zurück.
»Weshalb? Fühlst du es denn nicht mehr? Das, was zwischen uns ist?«
»Im Gegenteil, ich fühle viel zu viel«, flüsterte er. Mairi hatte den Eindruck, sie habe nie zuvor eine Stimme gehört, die derart angsterfüllt geklungen hätte. »Ich spüre deine Berührung am ganzen Körper. Ich fühle, wie sie direkt bis zu meinem Herzen, zu meiner Seele vordringt.«
»Dann lass mich dich berühren.«
Geschickt wich er nach rechts aus, um sich ihrer Berührung zu entziehen. »Nein. Was zwischen uns ist â war«, korrigierte er sich, »darf nicht länger andauern. Wie du schon sagtest, wir kommen aus zwei verschiedenen Welten. Zwei Welten, die nichts miteinander zu tun haben.«
Es tat verdammt weh, nun hören zu müssen, wie er ihre Worte wiederholte, gerade jetzt, da sie zu der Erkenntnis gelangt war, dass sie sich getäuscht hatte. Sie berührte sein Gesicht, woraufhin er die Augen schloss.
»Warum machst du es uns beiden so schwer?«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Das wollte ich nicht.«
»Dann geh jetzt besser«, knurrte er und kehrte ihr den Rücken zu.
»Das habe ich ja bereits versucht, doch Rhys hatte die Tür blockiert. Er meinte, er habe das auf deinen Befehl hin getan.«
Seine Schultern versteiften sich. »Alles nur zu deinem Schutz.«
»Wolltest du nicht eher, dass ich bei dir bleibe?«
»Ich erwarte nichts von dir.«
»Und warum hast du mich und Rowan dann überhaupt hierhergebracht?«
»Weil ich einen Pakt mit Suriel eingegangen bin. Er war auf der Suche nach einem Buch, das eigentlich nach Annwyn gehört. Ich wusste, dass es sich in deinem Besitz befand und du die darin verborgenen Rätsel entziffern konntest. Nur aus diesem Grund habe ich dich hergebracht: weil wir dich und dein Wissen benötigen.«
Er wollte ihr mit seinen Worten wehtun. Sie von sich stoÃen. Und sie taten auch weh; doch Mairi würde nicht mehr davonlaufen. So leicht würde sie ihn nicht davonkommen lassen. »Dein Leugnen wird dich nicht weit bringen.«
Er sah sie finster an. »Nein. Es ist kein Leugnen. Sondern der pure Ãberlebenswille.«
»Heute Morgen noch hast du dich nach mir verzehrt. Ich bin überzeugt, du hättest alles getan, nur um mich haben zu können.«
»Das
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