Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
Reihe wäre, auch wenn er nicht den Wunsch verspürte, sich mit dieser kaltherzigen Schlampe zu unterhalten. »Wann hast du sie getroffen?«
»Gerade eben.«
Verdammt. Er hatte ja viel verschlafen. Und natürlich hatte man ihn bei allem völlig übergangen – wie immer.
Keir senkte den Blick auf Rhys’ Brust. »Ich habe mich
noch nicht entschuldigt, dafür, dass ich dich allein gelassen habe. Ich schäme mich, dass ich dich schutzlos zurückließ.«
»Das macht nichts. Wie ich es sehe, ist es Schicksal. Denn … wenn du es nicht getan hättest, hätte ich meine Gefährtin nie gefunden.«
Keir zuckte deutlich zusammen. »Also, was das betrifft«, murmelte er.
Irgendetwas in Keirs Stimme beunruhigte Rhys. »Was ist los?«
»Du musst mit Bronwnn sprechen.«
»Worüber denn?«
»Verdammt, Rhys«, fuhr Keir ihn an. »Tu es einfach.« Er ließ seine Finger durch das Haar gleiten. »Tut mir leid. Ich bin nicht ganz ich selbst.«
»Das merke ich. Was ist das Problem?«
Keir warf ihm einen Blick zu. »Es gibt nicht nur ein Problem.«
»Rowan?«
»Sie ist eins davon.«
»Wie geht es ihr?«
Keir zuckte mit den Schultern. »Schwach. Sie ist so schwach wie nie. Und heute Morgen« – er holte tief Luft – »da konnte ich sie nicht wecken. So entkräftet war sie.«
»Und wie geht es dir?«
Keir wandte sich von ihm ab und sah zum Schlafzimmerfenster hinaus. »Ich muss einen Weg finden, sie zu retten.«
Endlich verstand Rhys das Gefühl des Verlangens, das Keir aufzehrte. Er selbst liebte Bronwnn. Er hätte alles getan, alles geopfert, nur um sie zu retten, so wie Keir es für Rowan getan hätte.
»Ich fühle, wie sie mir entgleitet«, gab Keir flüsternd zu.
»Ich sehe, wie das Licht in ihren Augen immer schwächer wird.« Keir blickte über die Schulter und fixierte ihn mit seinen silbernen Augen. »Sei du nur dankbar für deine Sterblichkeit.«
Rhys wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er war immer der Meinung gewesen, dass er von ihnen beiden derjenige war, der den Kürzeren gezogen hatte. Nun aber wurde ihm klar, dass auch die Unsterblichkeit ihren Preis hatte – gerade in solch einer Situation. Keir war unsterblich. Er war dazu verurteilt, ewig zu leben, und zwar ohne die Frau, die er liebte.
»Brauchst du Nahrung?«
»Nein.«
»Willst du reden?«, bohrte er weiter. Verdammt, irgendetwas musste Keir doch brauchen. Er spürte es; nur verstand er nicht, was es war, geschweige denn, ob er derjenige war, der es ihm geben konnte.
»Ich bin bloß gekommen, um dir mitzuteilen, dass Cailleach dich sehen will.«
»Warum? Um mir den Marsch zu blasen?«
Mühsam brachte Keir ein Grinsen zustande. »Wenn sie das gewollt hätte, hätte sie es längst getan.«
»Hast du es ihm schon erzählt?«
Rhys wirbelte herum und sah Bronwnn in der Tür stehen. Er lächelte und nahm sie in die Arme. »Guten Morgen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Du siehst ja zum Anbeißen aus.«
Sie schmolz in seinen Armen dahin, während er sie festhielt und ihre Anwesenheit genoss. Er fühlte sich schlecht, da er wusste, dass Keir ihnen zusah und sich Sorgen wegen Rowan machte, doch er konnte nicht anders. Bronwnn gehörte
ihm, und seine Zeit mit ihr war nun mal begrenzt. Er war bereits dreißig Jahre alt. Die MacDonald-Männer lebten normalerweise recht lang, blieben gesund, doch unsterblich waren sie nicht. Eines Tages würde er von ihr getrennt werden, deshalb wollte er jede Sekunde, die er mit ihr zusammen verbrachte, auskosten.
»Ich habe dich vermisst, als ich aufgewacht bin.« Sie lächelte zu ihm hoch und fuhr mit den Fingern über seine Lippen. »Du hättest mich aufwecken sollen, als Cailleach dich rufen ließ.«
»Ich musste das allein tun.«
Die Besorgnis, die in ihrer Stimme mitschwang, beunruhigte ihn.
»Rhys, beeil dich.«
Es war Bran. Er stand nun im Flur, die Arme vor der Brust verschränkt.
»Ich vermute, eine Göttin lässt man nicht warten, oder?«
Bronwnn stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste sein Kinn. »Ich werde hier sein, wenn du wiederkommst.«
»Gut. Warte am besten gleich im Bett«, flüsterte er, »denn das wirst du den Rest des Tages nicht wieder verlassen.«
Rhys trat aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich. Aber der verstohlene Blick, den Keir und Bronwnn austauschten, entging ihm nicht.
16
D er Wind heulte, die Temperaturen waren gefallen. Rhys konnte seinen eigenen Atem sehen – graue Wölkchen, die gen Himmel stiegen, der ebenfalls schiefergrau war. Das schien kein
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